Eine ornithologische Besonderheit als Brutvogel etabliert
Eigentlich ist es ja ein „Er“, denn es ist ein Männchen, das es in die sommerliche Landbachaue zieht. Als Langsteckenzieher hat der Vogel vermutlich südlich der Sahara überwintert, vielleicht zieht er auch nur die Mittelstrecke und überwintert im Mittelmeerraum. Aus dem Bickenbacher Sommerquartier reist der Brite dann spätestens Anfang September wieder ab. Bis dahin hat er mit seiner Partnerin, einer kontinentalen Wiesenschafstelze (Motacilla flava) hoffentlich erneut erfolgreich Nachwuchs aufgezogen. Im Vorjahr 2022 war dies mit mindestens zwei flüggen Jungvögeln, die dann als „Hybride“ gelten, nachweislich gelungen.
Pünktlich ab Mitte April wird es nun schon im dritten Jahr „Very British“ in der Landbachaue, denn dann kommt sie an, die Englische Schafstelze oder auch Gelbkopf-Schafstelze (Motacilla flava flavissima). Es ist eine Schafstelzenart, die auf den Britischen Inseln beheimatet und auf dem europäischen Kontinent so selten ist, dass die Avifaunistischen Kommissionen („Seltenheitskommissionen“) um nachweisbelegte Meldungen dieser Vögel bitten.
Die berechtigte Freude über diese quietschgelbe Rarität lässt aber nicht vergessen, dass die Bestände der Schafstelzen europaweit verheerend rückläufig sind. Ursache dieses fatalen Trends ist in erster Linie der ständig steigende Verlust an notwendigen Lebensräumen infolge Trockenlegung/Austrocknung von Feuchtarealen und den damit verbundenen Folgen.
Für Vogelbeobachter und Naturbegeisterte ist es eine äußerste Rarität, einmal einen Braunen Sichler (Plegadis falcinellus) innerhalb von Deutschland in freier Natur zu sichten. Auch weite Wege werden dann in Kauf genommen, wenn eine derartige Beobachtung gemeldet wird. Am vergangenen Samstag war es gleich ein Trupp von elf Vögeln dieser Ibisart, die am Abend an den westlichen Wasserflächen der Landbachaue einflogen, um dort im Seichtwasser intensiv nach Nahrung zu suchen.
Meist werden nur einzelne Sichler beobachtet, die manchmal auch mehrere Tage stationär in einem Gebiet verbleiben. Der Zusammenschluss von mehreren Vögeln in einem Trupp weist hingegen eher auf laufenden Vogelzug hin und die Vögel ziehen schnell wieder weiter. So war es dann auch in der Landbachaue, aus der die Sichler bei schwindendem Tageslicht ihren Weiterflug starteten. Zunächst aufgeschreckt durch eine in der Dämmerung jagende Rohrweihe, drehten die Vögel noch eine weite Runde über der Aue und flogen schließlich in Richtung Süd ab.
Wie schon seit vielen Jahren beobachtet und dokumentiert, ist die renaturierte Landbachaue ein bedeutender Trittstein für den Vogelzug. Auch in diesen Tagen machen viele Watvogelarten (u. a. Kampfläufer, Bruchwasserläufer, Grünschenkel u.v.m.) hier Station, um ihre Energiereserven für den Weiterflug in ihre nördlichen Brutgebiete aufzufüllen. Der Schutz und die Förderung von Auenlandschaften und Feuchtgebieten sind nicht nur für die Vogelwelt, sondern für die gesamte Natur unverzichtbar.
Lernort Natur und NABU laden ein zur Vogelstimmenwanderung in der Landbachaue
Frank Gröhl vom NABU führt zum Auftakt die häufigsten Gartenvögel auf – in der Landbachaue darf man aber auf eine größere Vogelvielfalt hoffen als in einem normalen HausgartenWeizenfelder sind auffällig still – hier singt kaum ein Vogel, Vogelfreunde vermissen die Feldlerche und andere früher häufige typische Feldvögel, wie den Kiebitz.Feuchtwiesen mit naturnahen Hecken sind wunderbare Plätze zur VogelbeobachtungEnde des Rundganges im Norden der renaturierten Landbachaue – hier wimmelt es von Wasservögeln: Enten, Gänse und Watvögel laden zum Beobachten einZum Abschluss wird den Vogelfreunden ein deftiges Frühstück, Kaffee und Kuchen im Lernort Natur geboten.
Der Storch wurde von Naturfreunden am Sonntag-Nachmittag erstmals in diesem Jahr auf einem Acker nördlich des Hartenauer Hofs gesichtet. Nach der abgelesenen Ringnummer handelt es sich um eine im Juni 2015 in der Region Skane in Südschweden beringte Störchin, die in den vergangenen zwei Jahren im westlichen Teil der Landbachaue gebrütet hatte und die offensichtlich gerade wieder in ihr Brutgebiet zurückgekehrt ist.
Foto: Willi Benz – Verletzter Weißstorch in der Landbachaue
Durch einen Bruch des rechten Beins kann sich die Störchin nur stark torkelnd fortbewegen und Nahrung suchen, ist allerdings noch soweit flugfähig, dass sie sich derzeit Fangversuchen entzieht. Es wird versucht, die Störchin weiter zu beobachten, um sie im Fall nachlassender Kräfte einzufangen und zur Behandlung in eine Auffangstation zu verbringen.
Hinweise zu Sichtungen dieser Störchin in den westlichen Gemarkungen von Bickenbach/Pfungstadt bittet der NABU mit Ortsangabe an Willi Benz, Tel. 06257 2894, zu übermitteln.
NABU-Vogelstimmen-Exkursion in der LandbachaueEinführung in die Vogelwelt der Landbachaue. Wenn möglich, bitte Fernglas oder Spektiv mitbringen. Treffpunkt: Parkplatz am Erlensee. Leitung: Frank Gröhl. Veranstalter: NABU Seeheim-Jugenheim, NABU Ried und Förderverein Lernort Natur.
Der Kälteeinbruch hatte sich schon Anfang Dezember angedeutet und am 3. Advent kam dann auch der Schnee. Nicht viel, aber alle Felder und Wiesen waren bedeckt und die Teiche in der Landbachaue schnell gefroren.
Mit Schnee und Eis beginnen neue Herausforderungen für die Tiere der Aue. Besonders interessant ist, wie sichtbar alle Vögel und Säuger plötzlich sind, der Schnee lässt Verstecke nur begrenzt zu. Und die Nahrungssuche stellt sich in anderen Dimensionen dar.
Die Teiche der Landbachaue, bedeckt mit Schnee und Eis.
Aus der Nähe wird die Härte des Winters noch deutlicher.
Zielgerichtet sucht das Rote Höhenvieh noch offene Grasstellen. Die Rinder müssen jetzt öfter die Weideflächen wechseln.
Die Stieglitze kennen ihre Futterstellen ganz genau: Disteln.
Die Nutrias dagegen müssen sich ein wenig anpassen. Pilze stehen jetzt auch auf der Speiseliste.
Der Zaunkönig hat es jetzt schwer. Sonst ein Meister des Versteckens, fällt er jetzt im Schnee immer auf.
Mit dem Kälteeinbruch tauchen auch die Kernbeißer auf. Sie sitzen meist hoch in den Bäumen und knacken Fruchtkerne.
Der Erlensee ist zum Teil noch offen, sodass der Silberreiher noch Jagdmöglichkeiten hat.
Die Stockenten dagegen machen sich zu Fuß auf die Futtersuche am Wegesrand.
Der Winter ist eine harte Jahreszeit, aber die Anpassungsfähigkeit unserer Tiere hilft ihnen, ihn gut zu überstehen.
Gänse und Enten, soweit das Auge reicht. Unsere Stammarten haben schon immer das Gesicht der Landbachaue geprägt. In diesem Hebst zeigt sich das in eindrucksvoller Weise. Bis zu 500 Graugänse, 220 Nilgänse, 100 Kanadagänse sind jetzt in den Teichen und angrenzenden Wiesen zu sehen. Auch 150 Stockenten und 30 Krickenten beleben die Aue.
Nahezu 1000 große und kleine Wasservögel können im Herbst in der Landbachaue beobachtet werden. Zu ihnen gesellen sich dutzende weitere Stammarten und viele Zugvögel. Die Landbachaue lebt.
Gleichwohl sollte der Frage nachgegangen werden, warum sich in diesem kleinen Gebiet so viele Arten sammeln und dort auch leben können.
Ein Blick über die Teiche der Aue zeigt: 100e Wasservögel sind hier zu Hause, gerade im Herbst wird das besonders deutlich.
Graugänse im Flug. Ihr Ruf ist weit zu hören.
Graugänse
Kanadagänse
Auch der Ruf der Kanadagänse ist markant. Sie bilden meist eine fest Gruppe.
Die Nilgänse haben ebenfalls eine Heimat in der Aue gefunden und vertragen sich gut mir den anderen Arten – hier mit einer Rostgans in ihrer Mitte.
Nilgänse
Stockenten
Auch die Stockenten sind jetzt in der 3. Jahreszeit wieder in großer Anzahl auf dem Wasser – oder in der Luft.
Im Flug geben sie ein farbenprächtiges Bild ab.
Die kleinen Krickenten finden sich ebenfalls im Herbst in der Aue ein. Zwischen den großen Arten fallen sie kaum auf, man muss schon genau hinschauen.
Krickenten und Stockenten
ReheRotmilanFeldhaseJagdfasan
Auch in den angrenzenden Feldern und Äckern herrscht im Herbst Betrieb. Reh, Jagdfasan und Feldhase sind immer wieder zu sehen. Und über der Aue zieht er täglich seine Kreise, der Rotmilan.
Bleibt die Frage, warum sammeln sich immer mehr Wasservögel in der Landbachaue?
Die Frage ist nicht eindeutig zu beantworten, die Situation muss deshalb weiter beobachtet werden. Eine These könnte aber folgende sein: der Klimawandel begünstigt angenehm warme Temperaturen schon im zeitigen Frühjahr und bis in den Spätherbst hinein. Dadurch zieht es immer mehr Menschen in die Natur und zu den Seen und Teichen, ganz besonders in Gebiete mit Gastronomie-Angeboten. Damit beginn ein Verdrängungswettbewerb, wie er deutlich am Erlensee bei Bickenbach zu beobachten ist: ein Gebiet, dass bisher durch viele Gänse sehr belebt war, jetzt aber zunehmend ärmer an Arten geworden ist.
Der große Regen steht noch aus, deshalb am Pfingstsonntag noch ein kleiner Spaziergang durch die Landbachaue Bickenbach. Nicht viele Menschen sind unterwegs und in der Aue war es in den letzten Tagen auch ziemlich ruhig. Ich erwarte also nicht viel und bin dann doch überrascht.
Auf dem dürren Baum am Erlensee sitzt ein Graureiher. Er blickt sehr mürrisch drein, aber das macht er immer.
An den Teichen fällt mein Blick auf einen der Silberreiher. Er hat sich einen Ast als Ansitz ausgesucht und ist auch bald erfolgreich beim Fischen. Leider auch in der Landbachaue zu finden: Glasflaschen im Teich.
Auf der Wiese im Westen des Teichs sitzt ein Ameisen-Sackkäfer auf einem Halm. Seine roten Flügel sind ziemlich auffällig.
Dagegen ist das Weibchen der Blutroten Heidelibelle im Gras kaum zu sehen. Bemerkt habe ich sie nur, weil sie vorher aufgeflogen war.
Auf der Rollrasenwiese sehe ich plötzlich 2 junge Rehe. Ein toller Anblick. Nach ein paar Blickkontakten laufen sie in Richtung Wald
Am Ufer des Teichs hat sich ein Grünfink eingefunden und sucht nach Futter. Wie eine Limikole läuft er den Strand ab.
Die Blässhühner haben Junge und sind mit der Fütterung sehr beschäftigt. Auch bei den Störchen und Gänsen gab es reichlich Nachwuchs in der Aue.
Auf dem Rückweg zeigt sich noch ein schöner Mäusebussard mit weißer Morphe auf einem Zaunpfosten.
In der Bickenbacher Landbachaue ist dieser Tage eine kleine ornithologische Sensation zu beobachten. Seit dem 08. April 2022 halten sich dort Kuhreiher (Bubulcus ibis) auf. Zunächst war es nur ein Vogel, am Sonntag (10.04.2022) wurden zwei Kuhreiher in der Landbachaue gesehen. Sie sitzen nahe der Beweidungsflächen mit rotem Roten Höhenvieh, an den Ufern der Teiche und auch auf Inseln in den Teichen.
Fotos: Roland Tichai – Kuhreiher in der Landbachaue
Das europäische Verbreitungsgebiet des Kuhreihers beschränkt sich eigentlich auf die Iberische Halbinsel. In den letzten Jahren hat der Bestand der Reiher aber auch in den mitteleuropäischen Ländern zugenommen – zunächst in Frankreich, Belgien und den Niederlanden, zuletzt auch in England, Italien und Deutschland. Allerdings werden mitunter auch Flüchtlinge aus der Zoohaltung gesehen.
Der Kuhreiher ist nicht sehr stark an Wasser gebunden, er jagt auch auf Feldern und Weiden, gerne bewegt er sich zwischen Viehherden. Kuhreiher sind tagaktive Vögel und haben ein sehr soziales Verhalten. Sie sind gerne in kleinen Trupps auf Nahrungssuche nach Heuschrecken, Spinnen, Würmern, Fröschen, Reptilien und Kleinsäugern. Gerne folgen die Kuhreiher auch weidendem Vieh wie Kühen, Schafen, Ziegen, Pferden.
Hier einige Bilder der Kuhreiher, die erstmals in der Landbachaue Bickenbach gesichtet wurden. Wir hoffen, sie werden hier einige Zeit bleiben.
Im Frühling/Sommer 2021 haben zwei Kiebitzpaare in der Landbachaue Bickenbach (im Bereich der Äcker und Teiche im Westen der Aue) erfolgreich gebrütet und jeweils vier Jungvögel groß gezogen. Nachdem die Jahre zuvor Bruten des Kiebitz in der Landbachaue ausgeblieben waren, war die Freude unter Naturschützern groß. Der Kiebitz findet hier gute Bedingungen vor: flache Teiche mit vielen Inseln und offenen Flächen, aber auch Grasbewuchs, große Uferbereiche in Verbindung zu angrenzenden Äckern, Wiesen und Feuchtwiesen.
Aber kann sich die Landbachaue wieder zu einem dauerhaften Brutgebiet entwickeln, bleiben die guten Bedingungen bestehen? Die Chance besteht, denn der Kiebitz fühlt sich offenbar in der Landbachaue wohl und Kiebitze sind ausgesprochen Standort-treu. Aber die Sorgen der Naturschützer sind ebenso begründet: die Verbindung zwischen den offenen Ackerflächen und dem Feuchtgebiet und Vogelschutzgebiet wird wahrscheinlich noch in diesem Jahr durch weitere Baumaßnahmen zunehmend blockiert. Auch die Ackerflächen selbst werden zunehmend mit Folien überbaut. Die Ansiedlung einer stabilen Kolonie von Kiebitzen wird damit zunehmend unwahrscheinlich.
Ab dem 20.02.2022 sind die ersten Kiebitzgruppen über der Landbachaue zu sehen (es sind Trupps von 50 bis 200 Vögeln). Sie kommen aus den Wintergebieten in Westeuropa, Südwesteuropa und Nordafrika zurück und verteilen sich über ihre Brutgebiete in ganz Deutschland bis hin zum Wattenmeer. In Südhessen befinden sich letzte kleine Brutkolonien der Kiebitze im südhessischen Ried und den angrenzenden Gebieten.
Ab dem 11.03.2022 ziehen große Schwärme von Kiebitzen in Südhessen ein und halten sich hier auch einige Tage auf. Am 12.03.2022 werden 800 Kiebitze in der Landbachaue in Bickenbach gesehen. Sie rasten in den Teichen der Aue und halten sich mehrere Tage in Bickenbach, Pfungstadt und Biebesheim auf, sind aber auch in anderen Teilen des Hessischen Rieds zu sehen.
Die Rast der Kiebitze in der Aue ist auch durch Filme dokumentiert (You Tube, Stichwort Landbachaue):
Im Laufe der nächsten Tage und Wochen verteilen sich die Kiebitze in Südhessen bzw. ziehen in die anderen Brutgebiete in Deutschland weiter.
In der Landbachaue bleiben zwei Kiebitzpaare zurück und beginnen mit der Balz. Die Mitglieder das NABU werden die weitere Entwicklung der Kiebitze in der Landbachaue beobachten und darüber berichten.
Kiebitze in der Landbachaue Bickenbach
Ein Kiebitz sucht im Acker nach Nahrung.
Ein Großteil der 800 Kiebitze am 12.03.2022 über der Landbachaue Bickenbach (wer mag, kann sie zählen).
Nur wenige Vögel fliegen so schön und anmutig wie Kiebitze
Nahaufnahme von drei fliegenden Kiebitzen
Hunderte von Kiebitzen haben sich am Ufer der Teiche der Landbachaue Bickenbach niedergelassen, um zu rasten und Nahrung zu suchen.
Hunderte von Kiebitzen in der Landbachaue Bickenbach (in der Luft und an Land). Ein Dokument mit großer Aussagekraft: Der Kiebitz ist da und will Leben (auch in Südhessen).
Ein Bild, das die Vielfalt in der Landbachaue belegt. Kanadagans, Pfeifente, Graugans, Kampfläufer und Kiebitz friedlich nebeneinander in der Landbachaue Bickenbach.
Mindestens 2 Paare von Kiebitzen bleiben in der Landbachaue und beginnen mit der Balz. Hier ein Bild von einem Balzflug.
Kiebitz und Kampfläufer in der Landbachaue.
Aber auch das ist Realität (und leider viel zu häufig zu beobachten): Ein Kiebitz auf einem „Folienacker“ bei Biebesheim. Der Kampf um die Erhaltung des Kiebitz ist offen- noch besteht die Chance für eine Überleben der Art als Brutvogel im Ried.
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