Feb 282008
 

… über den Waldzustand vom August 2007 gegenüber Gemeindevertretern von Seeheim-Jugenheim. Wenigstens zwei Punkte am Bericht zum Gemeindewald seitens der Vertreter von HesseForst fallen unter dem Blickwinkel des Umweltschutzes auf. Zum einen ist der Gemeindewald gemäß PEFC (Paneuropäischen Forst Zertifikat) zertifiziert. Die Gemeinde hat sich verpflichtet, die dort festgelegten Vorgaben zu erfüllen.

Kritisch betrachtet ist dieses Zertifikat jedoch eher eine Mogelpackung für Verbraucher, was auch von unabhängigen Testern festgestellt wurde.
(Siehe Öko-Test Online)
Es wäre seitens der Gemeinde mutiger gewesen, eine von den großen Umweltverbänden unterstützte Zertifizierung, wie FSC oder „Naturland“, zu fordern und sich nicht mit dem von Forstbetrieben bevorzugten PEFC mit seinem relativ weiten Interpretationsspielraum bei der Umsetzung von Umweltstandards zufrieden zu geben.Zum Anderen fällt der Punkt „Jagdliche Nutzung/Wildbestandsregulierung“ im Bericht von HessenForst auf:

Das Ziel, dass sich die Misch- und Nebenbaumarten natürlich verjüngen, wird z. Zt. nicht erreicht. 
Um den Erhalt naturnaher und artenreicher Wälder zu gewährleisten, muss der Verbissdruck erheblich reduziert werden. … Das Rehwild sucht gezielt seltene Baumarten a) als Futter b) zum Verfegen, was zur Entmischung der Bestände führt.
Der Verbissdruck kann reduziert werden 
einerseits durch eine deutliche Reduktion des Rehwildbestandes
andererseits durch Schutz der Verjüngungsflächen (Einzelschutz, Gatter)
Der Schutz der Verjüngungsflächen ist sehr kostenaufwändig.

Als geeignete Maßnahme empfohlen werden von HessenForst Abschuss-Schwerpunkte und Intervalljagden, um die Kosten für den Schutz gegen Wildschaden zu verringern.
Dem ist zuzustimmen; von der Gemeinde als Verpächter des Jagdrechtes zu fordern ist aber auch die Festlegung einer angemessen hohen Abschußquote.
Dies beinhaltet natürlich ein gewisses Konfliktpotential mit der lokalen Jägerschaft, ist aber im Interesse der Bürgerschaft (und besonders der Gemeindekasse) gegenüber der alternativen Einzäunung großer Waldgebiete die im wahrsten Sinne des Wortes preiswertere Methode.Waldwirtschaft ist nach Ansicht des NABU erst wieder wirtschaftlich, wenn das Schalenwild effektiver bejagt wird, keine teuren Zäune mehr notwendig sind und statt Fütterung und Medikamenten wieder die Natur „reguliert“.
 

Tino Westphal, Februar 2008

 

Kommentarfunktion geschlossen

NABU Menu