Mrz 152020
 

Der Wald braucht mehr Aufmerksamkeit und bessere Pflege

Fotos: NABU/Tino Westphal – Waldführung mit Forstwissenschaftler Martin Bertram

Der NABU Seeheim-Jugenheim wird sich künftig noch stärker dem Wald der Gemeinde widmen. Auf einer der Auftaktveranstaltungen sind etwa 15 Interessierte zusammen mit dem Fortwissenschaftler Martin Bertram durch den Wald um Steigerts gezogen. Martin Bertram erläuterte, wie es um den dortigen Wald steht (im Vergleich zu den Wäldern in der Ebene relativ gut) und welche Rückschlüsse sich für die Pflege und Bewirtschaftung des Waldes ziehen lassen.

Unwiederbringliche und doch leicht vermeidbare Schäden

Rückeschaden

Als markantesten Eindruck nahmen die meisten Teilnehmer die zahlreichen Schäden durch unsachgemäße Holzernte mit. Bertram zeigte anhand zahlreicher Beispiele vor allem zwei unwiederbringliche und doch vermeidbare Schäden auf: Da sind zum einen die oft planlosen wie viel zu zahlreichen Rückegassen, durch die der Waldboden auf unbestimmte Zeit für das ökologische System Wald weitestgehend verloren geht. Und zum anderen wird die Rinde der bestehenden Bäume bei der Holzernte entlang der Rückegassen und Waldwege viel zu oft dauerhaft geschädigt, so dass diese Bäume – Pilz- und Schädlingsbefall ausgesetzt – über kurz oder lang krank werden und absterben werden.

Zum Tode verurteilt: Durch zu starke Baumentnahme freigestellte Buche mit massiven Schäden durch Sonnenbrand im Sommer 2019.
250 Jahre alte Buche in geschlossenem Wald.- so kann ein klimagerechter Nutzwald aussehen
Mehrfach von Rehen verbissene Jungbuche – in vielen Waldgebieten der Gemeinde kommt praktisch keine Naturverjüngung des Waldes mehr zustande. Hier muss ein deutlich effektiveres Wildtiermanagement organisiert werden, denn für diese Waldschäden kommt heute der Steuerzahler auf, nicht der Jagdpächter.

Wildbestand macht Jungbäumen zu schaffen

Neben diesen direkten und ohne Kosten für die Forstwirtschaft vermeidbaren Schäden wies Bertram auf ein weiteres gravierendes Problem hiesiger Wälder hin: Es fehlt etwa an weitflächig an gut ausgebildeten Jung-Buchen, weil der Wildbestand zu groß ist und zu viele hungrige Rehe nachwachsende Buchen immer wieder klein fressen.

Engagement in Kommunalpolitik gefragt

An sehr wenigen Stellen zu finden: so soll dichter Naturnachwuchs aussehen.

Insgesamt zeichnete Martin Bertram den Teilnehmern also ein kritisches wenn auch kein hoffnungsloses Bild für den Wald des vorderen Odenwalds auf. Wenn es nicht so weitergeht wie bisher, besteht auch in Zeiten des Klimawandels durchaus noch das Potenzial für ein gesundes Ökosystem Wald, wenn und insofern es sorgsam gepflegt und bewirtschaftet wird. Dafür braucht es Ihr und unser aller Engagement, damit auch politisch die richtigen Weichen gestellt werden, denn wie und mit welchen Zielsetzungen der Wald behandelt wird, hängt von den Entscheidungen der Kommunalpolitik und in unserem Fall der Gemeindevertretung Seeheim-Jugenheim ab.

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