Für den Naturschutz in Hessen ist die Politik der neuen Landesregierung eine Katastrophe mit vielen Facetten. Besonders hervor sticht dabei der Umgang mit dem hessischen Staatswald, worauf sowohl der Landesverband als auch wir gemeinsam mit anderen Naturschutzverbänden und Bürgerinitiativen aufmerksam gemacht haben.
Dabei war und ist uns Naturschützern der Dialog immer wichtig, weswegen wir den hessischen Minister für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat Ingmar Jung (CDU) um ein Gespräch gebeten haben. Nachdem er unseren Bündnis-Partnerinnen zunächst eine mündliche Zusage dazu gemacht hatte, ließ er nun doch durch die Abteilung Forsten und Naturschutz seines Ministeriums eine Absage verlauten: “[D]ie in Ihrem Schreiben angesprochenen Maßnahmen wurden von Seiten der Landesregierung nach eingehender fachlicher Prüfung getroffen. Minister Jung bittet daher um Verständnis, dass er Ihrem Wunsch nach einem persönlichen Austausch derzeit nicht nachkommen kann.”
Unsere Bedenken sind mit diesem Schreiben (hier als pdf) keineswegs ausgeräumt. Die Beschwichtigungen unserer Befürchtungen kennen wir in Inhalt und Wortlaut bereits aus früheren Verlautbarungen des Ministeriums und von HessenForst. Stets wurde und wird darum geworben, dem Fachwissen der Experten von HessenForst mehr Vertrauen entgegenzubringen und ihnen mehr Freiheiten für unbürokratischen Umgang mit den Umständen und Schwierigkeiten einzuräumen, an deren Entstehung sie unbeteiligt seien. Dass die in Hessen wie andernorts praktizierte “ordnungsgemäße Forstwirtschaft” erheblichen Anteil am dramatischen Zustand unserer Wälder hat, wird dabei immer verschwiegen.
Die Verweigerung eines konstruktiven Dialogs mit fachlich versierten Naturschutzverbänden ist für uns eine inakzeptable Haltung, auf die wir nur mit öffentlichem Druck reagieren können. Es braucht mehr davon, um den Verantwortlichen klar und deutlich zu machen, dass man ihnen beim Thema Naturschutz auf die Finger schaut und Beteiligung einfordert. Eine einseitig durch die Agrar- und Forst-Lobby bestimmte Umweltpolitik werden wir weiterhin nicht hinnehmen.
Im Folgenden Wortlaut und Unterzeichnerliste unserer Anfrage an den Minister:
Sehr geehrter Herr Minister Jung,
die unten aufgeführten Waldschutz-Bürgerinitiativen und Naturschutzvereine bitten Sie zeitnah um einen persönlichen Gesprächstermin.
Aus großer Sorge um unseren Bürgerwald und dessen Zustand möchten wir mit Ihnen zu folgenden Themen in den Austausch treten:
– Aufhebung des Einschlagsmoratoriums für über 100-jährige Buchenbestände in FFF-Gebieten
– Stopp der Ausweisung von Naturwäldern als Naturschutzgebiete
– Aufkündigen des FSC-Labels
Wir würden gerne mit einer Abordnung von 3 bis 5 Personen an diesem Gespräch teilnehmen.
Mit freundlichen Grüßen
i.A. Karin Mühlenbock
Bundesbürgerinitiative Waldschutz
BI Waldwende Jetzt Hessen
BI Waldverteidigung Südhessen
Netzwerk Bergsträßer Wald
Naturschutzbündnis Südhessen
NABU Seeheim-Jugenheim
Aktionsbündnis Lautertaler Wald
BI pro Walderhalt Darmstadt-Dieburg
Westwaldallianz
Beitragsbild: Yvonne Albe
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