Feb 092022
 
250 Jahre alte Buche im geschlossenen Bestand – ein seltener Anblick in hessischen Wäldern

NABU Hessen begrüßt Verlängerung des Buchen-Einschlagstopps

Wetzlar – Im hessischen Staatswald wurde das Einschlagsmoratorium für alte Buchen in europaweit geschützten Fauna-Flora-Habitat-Gebieten um ein Jahr verlängert und ausgeweitet: „Positiv hervorzuheben ist, dass der Einschlagstopp nun für alle Bestände mit über 100-jährigen Buchen in diesen Gebieten gilt und nicht mehr nur für Bestände, bei denen sich die Zweige der Baumkronen berühren, den sogenannten geschlossenen Beständen,“ erläutert Gerhard Eppler, Vorsitzender des NABU Hessen. Aus einem Schreiben des Landes Hessen gehe jedoch hervor, dass bereits geplante Einschläge in diesen Wäldern teilweise in außerhalb der Schutzgebiete gelegene Waldbereiche gelenkt werden können, kritisiert Eppler. So befürchtet der NABU, dass die Mindereinschläge durch Einschlagserhöhungen außerhalb der europäischen Schutzgebiete ausgeglichen werden. Auch stehe eine längerfristige Regelung zum Schutz der alten Wälder noch aus.

„Unsere Buchenwälder leiden nicht nur in Folge der Klimaerwärmung, sondern auch durch zu intensive Bewirtschaftung mit bodenverdichtenden schweren Maschinen und durch ständige Holzentnahmen“, führt Mark Harthun, Waldexperte des NABU Hessen aus. Die Folge sei eine zu starke Auflichtung der Wälder und eine Zerstörung der wasserspeichernden oberen Bodenschichten. Letztendlich komme es zum Verlust des typischen feuchtkühlen Waldbinnenklimas, so Harthun. Deswegen sei es wichtig, dass das Kronendach alter Waldbestände möglichst geschlossen gehalten wird.  Auch geschwächte Bäume mit Trockenschäden dürften nicht gefällt werden, weil dann rasch die Nachbarbäume absterben, mahnt der Waldexperte weiter. Waldschutz und Walderhaltung müssten ebenso wie Artenschutz und Biodiversität Vorrang haben vor der Holznutzung. Denn Wälder seien mehr als nur Holzlieferanten, sie dienten der Kohlenstoffspeicherung, Sauerstoffbildung, dem Bodenschutz, der Grundwasserneubildung und Erholung, erinnert Harthun.

Gesunde alte Buche im FFH-Gebiet am Waldkunstpfad in Darmstadt – zum Einschlagen markiert und im Januar 2022 gefällt – angeblich aus Gründen der Verkehrssicherheit

Auch die aus Sicht des NABU übertriebenen Ausnahmen für Fällungen aus Sicherheitsgründen (Verkehrssicherung) an Weg- und Straßenrändern bis zu einem Abstand von 15 m in die Wälder hinein müssten unbedingt kritisch überprüft werden, fordert Eppler. Die Rechtsprechung habe klargestellt, dass das Betreten des Waldes auf eigene Gefahr erfolge. Statt Fällungen könne auch das Wegenetz reduziert werden. „Dies hätte einen positiven Einfluss auf den Artenschutz und würde auch Kosten einsparen. Wenn wir immer nur schnell ernten, was noch zu verwerten ist, dann werden unsere Wälder immer weiter destabilisiert“, bekräftigt er.

Nicht nur im Staatswald solle die Holzernte künftig unter der strikten Vorgabe erfolgen, dauerhaft einen ausreichenden Kronenschlussgrad zu erhalten. Auch kommunale und private Waldbesitzer könnten durch entsprechende Förderprogramme von dieser Handlungsweise überzeugt werden, so Harthun. „Die Erhaltung und tatsächlich nachhaltige Bewirtschaftung der hessischen Wälder wird in Zukunft immer wichtiger“, versichert er.

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