Sep 182021
 

Walderlebnis mit den Wühlmäusen

Aufbau des Camps

10 Wühlmäuse fahren mit 2 Autos auf einen Parkplatz im Taunus und wandern mit Gepäck zu einer schönen flachen Stelle mit Fichten, wo wir lagern können.

Der Wald im Taunus sieht übel aus – besonders die Fichten-Monokulturen sind flächig abgestorben. Hessenforst hat riesige Kahlschläge im Wald hinterlassen und Haufen mit Totholz säumen alle Waldwege. Durch die massive Holzentnahme wird es einem neuen Wald sehr schwer gemacht, denn auf den mit schwere Technik freigeräumten schattenlosen Flächen trocknet der Waldboden extrem schnell aus und verliert jede Speicherfähigkeit. Hier im Taunus kommt noch dazu, dass hier faktisch eine kommerzielle Hirschzucht betrieben wird: das Geschäftsmodell sieht extrem hohe Wilddichten vor, um Jagdgästen sicher Abschussmöglichkeiten auf attraktive Trophäen zu bieten.

Schon in früheren Jahren gab es hier extreme Verbiss-Schäden und praktisch keinen natürlichen Nachwuchs an Bäumen, was sich natürlich nicht auf die Privatwaldflächen beschränkt – ein Missstand, der seit Jahren von den zuständigen Jagdbehörden geduldet wird…

Es wäre gerade hier besser gewesen, die toten Bäume im Wald zu belassen als Schattenspender, Humusspender und natürlichem Verbiss-Schutz für die Jungbäume einer kommenden Waldgeneration. Auf den jetzt geschaffenen Kahlschlägen wird ohne Zäunung ganz sicher kein Baum hochkommen, egal ob gepflanzt oder aus natürlichem Samenanflug.

Im Taunus befeuern sich die Probleme der klassischen Forstwirtschaft und der klassischen Revierjagd gegenseitig. Hier muss sich dringend etwas ändern, sonst verlieren wir den Wald innerhalb weniger Jahre.

Fotos: NAJU/Tino Westphal – bereit zur abendlichen Pirsch in der Dämmerung

Wir haben Glück – die Fichten am alten Lagerplatz leben noch. Fichten halten gut Regen ab, aber zur Sicherheit wird noch eine Kothenplane als Regenschutz über die Schlafplätze aufgespannt. Das machen wir besser bei Tageslicht, denn auch die Zelt-Heringe müssen ja noch mit dem Handbeil zurechtgeschlagen werden.

Nach einem kurzen Abendbrot – kaltes Essen, denn wir machen natürlich kein offenes Feuer – geht die Gruppe auf die abendliche Pirsch.

Das Wühlmaus-Camp im Taunus
Foto: Jan Zeißler – Rothirsche auf der Wiese in der Dämmerung

Abendliche Pirsch

Die Gruppe bleibt zusammen. Es ist fast windstill, was nicht schlecht ist. Obwohl die Gruppe größer ist, bewegt sie sich sehr leise. Wo immer es geht bleiben wir auf Waldwegen.

Kurz vor der Dämmerung setzt das Konzert der Rothirsche ein: Mit tiefem Bass mindestens zwei Platzhirsche, in etwas höherer Tonlage die Rivalen. Im Wald wird es schnell dunkel. Auf den Wiesen, wo sich 24 weibliche Tiere zusammen mit dem Platzhirsch tummeln, ist noch etwas Licht, aber zu mehr als einem Belegfoto reicht es nicht. Wir halten aber sowieso bewusst Abstand und wollen am nächsten Morgen wiederkommen.

Auf dem Rückweg wird es im Wald sehr dunkel, denn der Mond kommt erst spät raus – aber unsere Waldführer kennen sich sehr gut aus.

Gegen 21 Uhr sind alle wieder im Lager und krabbeln auch bald in die Schlafsäcke, denn es soll früh rausgehen – der Wecker wird für die morgendliche Pirsch auf 6 Uhr gestellt…

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