Gemeindevertretung stimmt Anträgen von Grünen und SPD in Gänze zu
Sehr gespannt verfolgten viele interessierte Bürger und der NABU Seeheim-Jugenheim die Entscheidungen, welche die Politiker der Gemeinde Seeheim-Jugenheim zum Wald in der Gemeindevertretersitzung am 09.02.2023 treffen würden. In den letzten Wochen hatte es viele angeregte Diskussionen in den Ausschüssen gegeben. Der NABU konnte im Vorfeld mit vielen Gemeindevertretern Gespräche führen und war auch in Fraktionssitzungen eingeladen worden. Wichtig war dem NABU, dass dem Wald als unser wichtigster Verbündeter im Kampf gegen den Klimawandel mehr Aufmerksamkeit zuteil und allen Beteiligten deutlich wird, dass ein Kurswechsel in der Waldbewirtschaftung wichtig ist, um ihn auf Dauer zu erhalten. Ältere Buchenwälder besonders zu schützen, war und ist eines der Hauptanliegen des NABU. Die Einholung externer Expertise und Gespräche mit verschiedenen Interessensgruppen sah der NABU als ein gutes Mittel an, um ein Konzept zu entwickeln, das den Wald im Hinblick auf den Klimawandel zukunftsfähig machen kann.
In der Sitzung der Gemeindevertretung wurde nun abschließend über Anträge von SPD (hier und hier) und Grünen (hier) abgestimmt. Es standen damit insgesamt fünf bzw. sechs Punkte einzeln zur Abstimmung, denen durch die Mehrheit von SPD und Grünen im Gemeindeparlament zugestimmt wurde. Der NABU Seeheim-Jugenheim (und insbesondere die Waldgruppe) freut sich sehr, dass die Entscheidungen nun zu einem umfassend positiven Ergebnis für die Zukunft des Seeheim-Jugenheimer Waldes geführt haben. Sie können auch eine Signalwirkung für umliegende Gemeinden haben.
Im Einzelnen wurde beschlossen:
- Die Einsetzung eines Runden Tischs zur Entwicklung einer Waldstrategie (Antrag und Änderungsantrag/Konkretisierung SPD) unter Einbeziehung von externen Experten;
- Die Anpassung des Waldwirtschaftsplans an Ergebnisse des Runden Tischs (Antrag SPD);
- Wald-Begehungen mit Revierförster, Gemeindevetreter:innen und Öffentlichkeit, um geplante Fällungen erläutert zu bekommen und zu diskutieren (Antrag Grüne);
- Zusätzliche Finanzmittel in Höhe von €20.000, die für die Waldentwicklung eingesetzt werden (Antrag Grüne);
- die Aussetzung der Hauptnutzung (Fällung älterer Bäume) und Reduzierung der Pflegeeingriffe auf das Notwendigste, bis der Runde Tisch seine Ergebnisse vorlegt. (Antrag SPD)
Gegen den letzten Punkt haben zwar CDU und FDP geschlossen gestimmt, und 3 Grüne haben sich der Stimme enthalten; die verbleibenden Stimmen von Grünen, SPD und Linken ergaben jedoch mehr als die nötige Mehrheit auch für diesen letzten, aber nicht minder wichtigen Punkt. Er ist aus unserer Sicht hilfreich, damit Klarheit geschaffen und keine Bäume in den älteren Beständen gefällt werden können – unabhängig davon, ob vorher begangen und diskutiert wurde. Bei der Abstimmung zur Zusammensetzung und Vorgehen zum Runden Tisch hat sich die CDU geschlossen enthalten, obwohl sie in den Ausschüssen ihre volle Zustimmung signalisiert hatte. Wir hoffen trotzdem, dass CDU und auch FDP, die sich in einigen Punkten enthalten oder auch dagegen gestimmt hatten, diesen wertvollen Prozess zugunsten unseres Waldes mittragen werden.
Mit diesen Entscheidungen ist der Weg frei für einen Dialog zwischen allen Beteiligten, zwischen Politikern, Naturschutzverbänden, dem zuständigen Revierförster und dem Jagdpächter. Durch die Einbindung von unabhängigen Waldexperten erhofft sich der NABU, dass der Gemeindewald zu mehr Naturnähe, Artenvielfalt und Stabilität zurückfinden kann. Der Runde Tisch kann nun zeitnah gebildet werden und seine Arbeit beginnen. Wir bedanken uns bei allen Gemeindevertreter:innen, die sich in den letzten Wochen mit großem Elan dafür eingesetzt und viel ehrenamtliche Arbeit in diese zukunftsweisende Entwicklung investiert haben.
Text: Yvonne Albe und Gunnar Glänzel
Eine Antwort to “Ein Lichtblick für den Gemeindewald Seeheim-Jugenheim”
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Vielen Dank, liebes NABU-Team, dass ihr euch so beharrlich für unseren Wald eingesetzt habt; parteiübergreifend zum Hinschauen eingeladen, informiert und darüber berichtet habt.