Jan 122021
 

Fällung von 24 Habitatsbäumen in Bickenbacher GemarkungUmweltschützer befürchten massiven und langfristigen Schaden

Mit schwerer Technik werden in der Landbachaue in wenigen Tagen 24 wertvolle Habitatsbäume zerstört.

Am 6.1.2021 wurde in der westlichen Bickenbacher Gemarkung mit der Fällung von hohen, alten Biotopbäumen – Pappeln, Weiden und Wildkirschen – entlang eines Feldgrabens begonnen.

Karte: Betroffenes Gebiet rot markiert – Bereich der Baumfällungen südlich Landbachaue

Von örtlichen Naturschützern wurden sofort detaillierte Hinweise auf die dort vorhandenen Niststätten von Mäusebussard, Pirol, Kolkrabe und weiteren Vogelarten an die zuständigen Behörden übermittelt, verbunden mit der Bitte um sensibles Vorgehen.

Jedoch wurden in den Folgetagen die Fällarbeiten unvermindert fortgesetzt und am 9.1.2021 abgeschlossen.

Laut einer telefonischen Auskunft durch das Ordnungsamt der Gemeinde Bickenbach am 7.1.2021 sollen diese Baumfällung der Verkehrssicherung dienen, da immer wieder Äste auf die angrenzenden Ackerflächen der Landwirte stürzen würden.

Das Ergebnis der Fäll-Aktion ist ohne Zweifel ein erheblicher Naturschaden.

Dieser Fall von Naturfrevel wurde von Naturschützern bei der Unteren Naturschutzbehörde angezeigt.

Stellungnahme des NABU

Der NABU ist der Meinung, dass sich bei einer Baumreihe in der offenen Landschaft allenfalls die Entnahme von Totholz hätte begründen lassen, keinesfalls aber die Entnahme ganzer Baumreihen. Die Fällung von Habitatbäumen im Offenland in einem solchen Umfang ohne jede schriftliche Genehmigung und sorgfältige Prüfung seitens der Naturschutzbehörden einschließlich eines Naturschutzgutachtens wäre ein Skandal – gerade im Angesicht der Krise der Biodiversität in der Agrarlandschaft. Leider ist das Vorgehen südlich der Landbachaue kein Einzelfall, so gab es bereits im Februar 2020 Fälle von ganz unnötigen Fällungen von Schwarzerlen und Weiden ebenfalls in der westlichen Bickenbacher Gemarkung.

So besteht auch beim letzten Vorkommnis der schwerwiegende Verdacht, dass der Heckenzug nur deshalb vernichtet wurde, um den Schattenwurf auf angrenzenden Agrarflächen zu verringern. Sollte sich dieser Verdacht bestätigen, wäre dies ein weiterer Beleg, wie die Intensivierung der Agrarwirtschaft direkten Einfluss auf den Rückgang der Artenvielfalt hat.

Da die Befürchtung besteht, dass weitere „Verkehrssicherungen“ in der Bickenbacher Gemarkung vorgesehen sind, fordert der NABU den sofortigen Stopp von Fällungen in den Heckenreihen der Bickenbacher Gemarkung und eine sorgfältige Aufarbeitung der Hintergründe der Maßnahme und gegebenenfalls angemessene Kompensationsmaßnahmen.

Fotos: Willi Benz – Pirol Jungvogel Landbachaue 26.7.2020. Seit 2018 regelmässiger Brutvogel im jetzt vernichteten Baumbestand.

Gefällter Habitatsbaum

Gesicherte Daten zu Brutvögeln im gefällten Baumstreifen liegen vor für Mäusebussard, Pirol, Gartenbaumläufer, Kleiber und Star.

So gab es im vergangenen Jahr 2020 auf einer Weide ungefähr in der Mitte des jetzt gefällten Baumstreifens eine erfolgreiche Mäusebussardbrut. Auf einem sehr schwer einsehbaren Horst wurde erneut ein Jungvogel flügge. Zumindest seit 2018 kam es in dem gefällten Baumstreifen zu jährlichen Bruten des Pirols.

Ebenso gab es in den vergangenen Jahren in dem Baumstreifen immer wieder Nist-/Brutversuche des Kolkrabens, ob die Brut erfolgreich war, ließ sich jedoch nicht verifizieren.

Damit wurden durch die Fällaktion zweifelsfrei wichtige Brutreviere von Vögeln beseitigt, ebenso könnten aber auch Schlaf- und Überwinterungsquartiere von Fledermäusen betroffen sein.

Erste Reaktion der Lokalpolitik

Die Fraktion KOMM,A aus Bickenbach hat am 12.1.2021 eine schriftliche Anfrage zum Hintergrund der Baumfällungen an die Gemeindevertretung und den Gemeindevorstand gerichtet.

https://wp.komma-bickenbach.de/2021/01/14/anfrage-baumfaellungen-in-der-westlichen-bickenbacher-gemarkung/


Fotos von den Fällarbeiten

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