Ein Exkursionsbericht
Bei der wunderschönen Exkursion „Quer durchs Artenreich“, geleitet von Rainer Stürz und Uwe Avemarie, konnten die Schätze des Kalksandkiefernwaldes bei Seeheim bewundert werden. Das Waldgebiet mitsamt seiner Artenvielfalt wurde durch Pflegemaßnahmen, wie die Beweidung durch Schafe und Esel, erhalten. Dabei fressen Schafe die schnell wuchernden Brombeeren, jedoch auch junge Kiefern. Vorteilhaft bei der Beweidung durch Esel ist, dass junge Kiefern nicht gefressen werden. Daher werden beide Weidetierarten für die Pflege eingesetzt.
Eine Beweidung muss gut organisiert sein. Dabei ist es die Pflicht des Naturschutzes, die Weidetiere richtig zu führen, so dass seltene Arten gefördert werden. Außerdem ist mit bloßer Beweidung die Arbeit nicht getan. Entscheidend ist unter anderem auch, dass entdeckte seltene Pflanzenindividuen beobachtet werden müssen. Dazu werden die Individuen teils durch farblich abgehobene Stäbe markiert. Von diesen Altpflanzen erhofft man sich schließlich eine Verjüngung, also ein Auftreten von Jungpflanzen.
Die Beweidung stellt eine Möglichkeit der Pflege dar. Diese kann aber auch durch das Entfernen von aus Gärten stammenden Gehölzen – wie z.B. der Götterbaum – oder durch das Rechen der Streu erfolgen. Beides ist auch im Kalksandkiefernwald teilweise nötig gewesen und hat sichtbaren Erfolg gezeigt. So konnte sich die Rotbraune Stendelwurz im Kalksandkiefernwald etablieren. Diese erfährt insbesondere durch Brombeeren eine enorme Konkurrenz, weil diese eine sehr geringe Größe hat und schnell überwachsen werden kann. Durch das Entfernen der Streu kann das Gebiet offen gehalten werden, sodass ein Überwachsen nicht erfolgt. Bei der Pflege ist letztlich entscheidend, dass das Ergebnis einer Maßnahme abgewartet werden muss. Oft ist die Pflege auch ein Ausprobieren, welche Maßnahme am besten anschlägt. Die Pflege kann schließlich, je nach Erfolg, um z.B. die Beweidung erweitert werden.
Dank der Beweidung konnten im Kalksandkiefernwald weitere Erfolge in Form des Roten Waldvögeleins und des Kreuzenzians erzielt werden. Letzterer zeigt bereits eine Verjüngung. Als weitere Arten sind das Wintergrün und die Netzblattorchidee zu nennen. Beide kommen in einem eingezäunten Bereich vor, der von Hand gepflegt werden muss. Die traurige Nachricht hierbei ist, dass man beide Arten wohl langfristig nicht halten kann. Hierfür ist das Verhältnis Kohlenstoff zu Stickstoff zu ungünstig. Pro Hektar liegt eine viel zu große Menge an Stickstoff vor (20-30 kg N/ha). Der Grund für diese Menge an Stickstoff ist unter anderem das Düngen durch Landwirte. Die Düngung auf Äckern ist an sich nicht mehr erforderlich, aber die Landwirte müssen eine Möglichkeit haben die Gülle „los zu werden“. Daher wird die Düngung, zum Leid des Kalksandkiefernwaldes, nicht eingestellt.
Viele andere besonders geschützte oder geschützte Arten wurden stolz in der Exkursion präsentiert. Dazu zählt der Ausdauernde Lein, von welchem es lediglich 80 Exemplare in Deutschland gibt und daher besonders geschützt ist. Europa trägt hierbei eine entscheidende Verantwortung diese Art zu schützen. Der Ausdauernde Lein kann durch eine Schafbeweidung ausgebreitet werden. Die Früchte dieser Art sind sehr dichte Kapseln, die von den Schafen gefressen, aber unverdaut ausgeschieden und verbreitet werden. Die Sandsilberscharte ist europaweit geschützt und kommt im Landkreis Darmstadt-Dieburg zu 50-80% des gesamten europäischen Bestandes vor.
Daher wird unmittelbar dort, wo diese Art vorkommt, ein Schutzgebiet ausgeschrieben. Zum Blickfang im Kalksandkiefernwald gehört auch die Heilwurz und das Einblütige Wintergrün. Letzteres ist sehr unscheinbar und klein. Für das Etablieren des Einblütigen Wintergrüns müssen mehrere Punkte erfüllt sein: Auftreten von Kiefern, ein oberirdisch versauerter Kalkboden und das Vorkommen eines mit dem Einblütigen Wintergrün in Symbiose lebender Pilz. Durch diese komplexen Anforderungen nimmt die Population des Einblütigen Wintergrüns ab. Es bleibt bislang unklar, wie der Bestand im Kalksandkiefernwald gehalten werden kann.
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