Mrz. 172019
 

Foto: NABU/Tino Westphal – Kahlschlagfläche im Seeheim-Jugenheimer Gemeindewald.
Foto: Yvonne Albe – Michael Bertram führt durch den Wald

Am Sonntag fanden sich 70 interessierte Zuhörer zu einer vom NABU Seeheim-Jugenheim organisierten Waldexkursion im Gemeindewald Seeheim nahe der Schuldorf-Kreuzung (B3) ein. Darunter auch Mitglieder des Gemeindeparlaments. Thema waren die Probleme und Möglichkeiten der Waldwirtschaft in der Ebene, besonders im Hinblick auf Sommerdürre, Klimawandel, und starken Verbiss des Baumnachwuchses durch überhöhte Rehwildbestände.

Fotos: NABUTino Westphal – Begrüßungsrunde durch Michael Theurich, stellvertretender Vorsitzender des NABU Seeheim und Michael Bertram, Forstwissenschaftler.

Der Referent Martin Bertram, Forstwissenschaftler und selbständiger Berater für Forstentwicklung, führte die Gruppe entlang einer vor sechs Jahren im Kahlschlag-Verfahren angelegten Neuanpflanzung, und konnte dort alle damit einhergehenden Probleme zeigen: großflächige Verdichtung des Bodens durch Maschinen, mangelnde Nährstoffversorgung, da der Mutterboden vorher zur Seite geschoben wurde, Vergrasung und mangelnde Beschirmung der Jungpflanzen vor Trockenheit und Hitze. In diese Fläche ist viel Geld investiert worden, der Ertrag ist aber sehr fragwürdig. An einem stehengebliebenen Gehölzstreifen am Rande konnte dagegen gezeigt werden, welche Naturverjüngung von tatsächlich standortgerechten Baumarten im Dickicht vorhanden ist bzw. beim Kahlhieb vernichtet wurde.

Den zweiten Schwerpunkt bildete eine Neuanpflanzung jüngeren Datums, bei der schon deutlich schonender und waldgerechter vorgegangen wurde. Einige Altbäume wurden stehen gelassen, kein Abschieben des Mutterbodens. Dennoch wurde auch hier flächig und dicht Nadelholz. Hinter einem Wildschutzzaun wurde erfreulicherweise Eiche und Hainbuche gepflanzt und teilweise die vorhandene Verjüngung respektiert. Leider sind die Stämme des Kiefernschirms durch den engen Stand während ihrer bisherigen „Erziehung“ sehr kleinkronig, so dass ihre geringe Vitalität kein hohes Alter erwarten lässt.

Wenn der Wald um Seeheim unter den derzeitigen und erst recht zukünftigen schwierigen Bedingungen erhalten bleiben soll, muss in der Waldwirtschaft mehr für die optimalen Bedingungen für den Nachwuchs getan werden. Nach Bertrams Worten sollten die Befahrung des Bodens deutlich reduziert werden, die vorhandene Vegetation noch mehr respektiert werden, die Jagd auf Rehe intensiviert und durch „Plombieren“ von Blößen mit kleinen Pflanznestern und dem Schutz der vorhandenen Baumverjüngung der Wald mit minimalem Aufwand vor der Versteppung bewahrt werden. Eigentlich bestehen in der Gemeinde Seeheim-Jugenheim gute Voraussetzungen zur Umsetzung solcher Konzepte: Es gibt zwei ausgebildete Forst-Facharbeiter, die ihren Wald persönlich gut kennen. Leider werden diese aus Budgetgründen zu wenig im Wald, und zu viel im Betriebshof eingesetzt.

Abschließend bedankte sich Michael Theurich vom Nabu-Vorstand beim Referenten und allen Teilnehmern für ihr reges Interesse.

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