Feb 032021
 

Die Klimakrise und das fortschreitende Artensterben sind die großen politischen Herausforderungen unserer Zeit. Nicht nur, aber auch auf Gemeindeebene entscheidet sich, ob der Umbau zu einer mehr naturverträglichen Lebensweise gelingt.

Darum hat der NABU alle in seinem Wirkungsbereich antretenden Parteien zu verschiedenen Themen befragt, die uns besonders am Herzen liegen. Die Antworten haben wir unten so wiedergegeben, wie wir sie von den Parteien erhalten haben. Wir legen alle Bürgern und Bürgerinnen ans Herz, sich auf diese Weise über die Positionen der Partien zu den Umwelt- und Naturschutzthemen  zu informieren und sich zu überlegen, welche Rolle das für ihre Wahlentscheidung spielt.

Auf dieser Seite stellen wir Ihnen die Antworten der Parteien aus Alsbach-Hähnlein zu den von uns vorgelegten Fragen vor. Den Beitrag der Freien Wähler, der sich nicht direkt an unseren Fragen orientiert, finden sie ganz unten im Anschluß an den Fragenkatalog zum Ausklappen. Von der CDU Alsbach-Hähnlein haben wir bis jetzt keine Antworten erhalten. Sollten diese noch rechtzeitig vor der Wahl eintreffen, werden wir sie hier noch einfügen.

Wie möchten Sie lokal zur Eindämmung der Klimakrise beitragen? Wie kann unsere Gemeinde nachhaltiger werden?

Die Einhaltung des 1,5°-Ziels des Pariser Klima-Abkommens ist zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen außerordentlich wichtig, aber aktuell stark gefährdet. Wo sehen Sie konkrete Potenziale den CO2-Ausstoß in der Gemeinde zu verringern? Wie kann die Gemeinde zur Verkehrs- und Energiewende beitragen?

SPD

Die SPD macht soziale Politik. Soziale Politik ist ohne Nachhaltigkeit, ohne Umwelt- und Klimaschutz nicht möglich. Daher sehen wir uns den UN-Nachhaltigkeitszielen und ihrer lokalen Umsetzung verpflichtet. Unsere konkreten Ziele für die nächste Gemeindevertretung dazu sind:

  • Gemeindeeigene Gebäude energieeffizient betreiben
  • Die Nutzung regenerativer Energiequellen unterstützen, dazu gehören Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden
  • Überarbeitung der bestehenden und Erstellung neuer Bebauungsplänen mit vorgeschriebener Energieneutralität der Bauobjekte auch bei wesentlichem Umbau.
  • Die Verkehrswende fördern:
    • Alsbach-Hähnlein ist in Nord-Süd-Richtung recht gut an den ÖPNV angebunden. Mit der neuen ICE-Strecke erwarten wir, dass sich auch die Regionalbahn verbessert und mit höherer Taktung, schneller und zuverlässiger mehr Verkehrsteilnehmende vom Auto auf die Bahn umsteigen lässt. Das von der SPD im Landkreis verfolgte Ziel, ein preiswertes Jahresticket für das gesamte Kreisgebiet anzubieten („1 Euro pro Tag“) wird hier ebenfalls Schub geben.
    • Prüfung von verbesserten Ost-West-Verbindungen (zwischen den Ortsteilen, in Richtung Gernsheim), Ideen entwickeln für den innerörtlichen Verkehr.
    • Schnelles Internet in allen Haushalten ermöglicht besseres Arbeiten von zu Hause aus und vermeidet Berufsverkehr

Gute Möglichkeiten zum Einkaufen und zur Erholung am Ort vermeiden Freizeit-Verkehr. Radabstellplätze müssen sicher ausgestaltet sein.

IUHAS

Andere reden darüber, wir handeln. „Klima & Nachhaltigkeit“ in unserer Gemeinde hat für uns höchste Priorität – dafür stehen wir seit 1981. Wir müssen mit den Möglichkeiten vor Ort dem Klimawandel aktiv entgegensteuern. Im Jahr 2020 haben wir bereits eine wichtige Basis für die kommenden Jahre geschaffen:

  • Wir haben in die Gemeindevertretung einen Antrag eingebracht, um den Klimanotstand festzustellen, den CDU und FW ablehnten da ihnen das Wort „Klimanotstand“ nicht gefiel.
  • Daraufhin haben wir einen umfassenden Klimaschutz- & Nachhaltigkeitsaktionsplan für unsere Gemeinde erstellt, der einstimmig in den Gemeindegremien verabschiedet wurde.
  • Die Gemeinde hat auf unsere Initiative hin beschlossen, der Charta „Hessen Aktiv: Die Klimakommunen“ beizutreten, deren Ziel es ist, den Energieverbrauch und die Treibhausgasemissionen zu reduzieren und sich an verändernde klimatische Bedingungen anzupassen.
  • Auf unseren Antrag wurde die Erstellung einer Klimafunktionskarte für Alsbach-Hähnlein beschlossen, anhand derer sich die Auswirkungen von baulichen Veränderungen und sonstigen Eingriffen in die Natur im Gemeindegebiet auf das lokale Klima abschätzen lassen. Für die nächsten Jahre steht die konsequente Umsetzung dieser Maßnahmen im Vordergrund. Eine ganz wesentliche Voraussetzung, die wir mit aller Kraft vorantreiben werden, ist die Erstellung der bereits vor Monaten beschlossenen Klimafunktionskarte und deren konsequente Nutzung für alle Entscheidungen, die unser Gemeindebild verändern. Aktuell werden die oben genannten Beschlüsse vom Bürgermeister leider nur mit minimalem Einsatz verfolgt und umgesetzt. Dies gilt es zu ändern:

Dazu benötigen wir Ihre Stimmen bei der Kommunalwahl, denn nur mit einer starken Fraktion werden wir die dazu nötige Kraft aufbringen können.

  • Wir werden nicht nachlassen, für eine nachhaltige Zukunft in Alsbach-Hähnlein zu kämpfen. In den nächsten Monaten heißt das für uns konkret u.a.:
  • Einrichtung eines Klimaschutz- und Nachhaltigkeit-Beirats als unabhängiges Experten- und Beratungsgremium (Antrag bereits in die Gemeindevertretung eingebracht)
  • Umfassende Analyse der Situation des Gemeindewalds und Entwicklung von dringend erforderlichen Maßnahmen, um den Zustand zu verbessern
  • Weiterer intensiver Einsatz für die Erhaltung von Freiflächen und Frischluftzonen zwischen den Gemeinden – auch gegen den enormen Widerstand von Lobbygruppen um Bürgermeister, CDU und Freie Wähler
  • Intensivierung der Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden
  • Initiierung eines Tags der Umwelt und des Projekts Grünes Klassenzimmer, … Im Bereich „Verkehr und Infrastruktur“ wollen wir die „kompakte Gemeinde“ fördern. Konkret heißt das für uns u.a.:
  • Innerörtliches Verkehrskonzept herbeiführen, in dem Fuß- & Radverkehr Priorität eingeräumt wird (z.B. innerörtliches Radwegenetz ausweiten, Tempo 30 für Durchgangsstraßen…)
  • Zu Fuß zur Schule/Kita: „Kindermeilenkampagne“ initiieren bzw. erneut durchführen
  • Elektroautos und -fahrräder fördern (Parkplätze/ Ladestationen, E-Car-/Bikesharing)
  • Kurze Wege, Versorgung mit dem Wesentlichen in den Ortsteilzentren

Im Themenfeld „Energiewende“ wollen wir in allen Bereichen der Gemeinde den Ausstoß von Treibhausgasen senken und den Anteil von Energie aus erneuerbaren Quellen erhöhen, d.h. u.a.:

  • Berücksichtigung von Aspekten einer klimafreundlichen Bebauung bei der Entwicklung von zukünftigen Wohn- und Gewerbegebieten
  • Fortbildung von gemeindlichen Mitarbeitern zu Energieberatern
  • Gemeindeverwaltung als Vorbild: Energetische Entwicklung der kommunalen Liegenschaften und deren aktives Energiemanagement

Wie wollen Sie den fortschreitenden Flächenfraß eindämmen?

Der Flächenverbrauch durch Baumaßnahmen ist eine der größten Bedrohungen für unsere Natur und kann durch sogenannte „Ausgleichsmaßnahmen“ nicht abgemildert werden. Eine weitere Vergrößerung der Verkehrs- und Siedlungsfläche durch neue Baugebiete und Bauvorhaben im Außenbereich wäre aus Naturschutzsicht katastrophal. Als primäre Planungsinstanz haben hier die Gemeinden eine besondere Verantwortung. Wie möchten Sie dieser gerecht werden?

SPD

Besonders hier, wo sich die Metropolregionen Rhein-Main und Rhein-Neckar überlappen, besteht ein Konflikt zwischen dem Bedarf der Menschen nach bezahlbarem Wohnraum (s. UN-Nachhaltigkeitsziel 11) und dem Schutz der Freiflächen. Für uns stehen maßvolle Verdichtung innerorts und die Nutzung von Leerständen und Freiflächen im Vordergrund, ohne den dörflichen Charakter aufzugeben.

Neue Wohngebiete müssen intelligent geplant werden, um die Umweltauswirkungen gering zu halten, aber andererseits auch neuen Wohnraum, insbesondere auch zusätzliche Sozialwohnungen zu schaffen.

Auch hier ist die Überarbeitung / Erstellung von Bebauungsplänen von Bedeutung, um der Versiegelung auf Baugrundstücken und entgegenzuwirken.

Die Bebauung im FFH-Bereich und auf umweltsensiblen Flächen ist zu vermeiden. Daher war die SPD auch konsequent für den Erhalt und Ausbau des Hähnleiner Kindergartens am bisherigen Standort. Flächen, die nicht oder nicht mehr benötigt werden, sollten wieder in einen naturnäheren Zustand gebracht werden. Die Gemeinde kann hier Anreize schaffen.

IUHAS

Der Flächenverbrauch durch Baumaßnahmen ist eine der größten Bedrohungen für unsere Natur und kann durch sogenannte „Ausgleichsmaßnahmen“ nicht abgemildert werden. Eine weitere Vergrößerung der Verkehrs- und Siedlungsfläche durch neue Baugebiete und Bauvorhaben im Außenbereich wäre aus Naturschutzsicht katastrophal. Als primäre Planungsinstanz haben hier die Gemeinden eine besondere Verantwortung. Wie möchten Sie dieser gerecht werden?

Der fortschreitende Flächenverbrauch ist für uns aktuell eine große Herausforderung. Unser erklärtes Ziel ist es, die vorhandenen Freiflächen zwischen den Ortsteilen wegen Ihrer hohen ökologischen und klimatischen Bedeutung zu erhalten. Wir stehen für belebte Ortskerne und Innenentwicklung, statt ungebremstem Wachstum und Flächenversiegelung in Außenbereichen.

Für den Bereich des Wohnungsbaus halten wir die Umsetzung des beschlossenen Baugebiets „Nördlich der Spießgasse“ sowie die Nutzung vorhandener innerörtlicher Baulücken auf absehbare Zeit für ausreichend. Daneben sind „unkonventionelle Maßnahmen“ wie zum Beispiel eine aktivere Rolle der Gemeinde bei der Vermietung / dem Verkauf von leerstehenden Wohnungen / Häusern denkbar, die weiteren Bedarf decken könnten.

Zum Ende des letzten Jahres wurden durch die Fraktionen der CDU und der Freien Wähler leider zwei neue große Bauvorhaben in atemberaubenden Tempo durch die Gemeindegremien geboxt, die weitere massive Flächenversiegelungen zur Folge haben: Der Bau eines Nettomarktes (An der Quelllache) sowie die Umsetzung des sogenannten „Quartier 22“ (Baugebiet zwischen Alsbach und der Sandwiese). Wir hatten versucht, zu diesen Themen eine Bürgerbefragung – wie sie insbesondere beim „Frankfurter Bogen“ sogar ausdrücklich vorgesehen ist – sowie eine Prüfung möglicher Alternativen herbeizuführen – leider kamen wir nicht gegen die Mehrheit der weiteren Fraktionen an. Dafür brauchen wir in Zukunft dringend „grüne Mehrheiten“ – denn solche Entscheidungen sind zwar vermeintlich einfach und schnell umsetzbar, schaden aber der Umwelt und dem Klima unserer Heimat nachhaltig. Wir unterstützen gesundes Wachstum unserer Gemeinde. Wir wollen dabei aber mit Bedacht vorgehen, offene und transparente Prozesse mit städteplanerischer Begleitung und unter Beteiligung unserer Mitbürger*innen fördern und keine Hauruck-Entscheidungen zu Projekten, die die Struktur und den Charakter unserer Gemeinde für immer verändern.

Wir stehen

  • für gesundes Wachstum, bei dem wir auf Innen- vor Außenentwicklung setzen
  • für nachhaltig lebendige Ortskerne, die Luft zum Atmen haben
  • für ein l(i)ebenswertes Alsbach-Hähnlein auch für die nächsten Generationen
  • Konkret setzen wir uns im Themenbereich „Bauen und Wohnen“ für ein städtebauliches Gesamtkonzept ein – für Bauvorhaben, die unsere Gemeinde wirklich lebenswerter machen, u.a.:
  • Freiflächen zwischen den Ortsteilen erhalten, Ausrichtung der Bebauung am Klimaschutz und Nachhaltigkeitsaktionsplan und der darin enthaltenen Klimafunktionskarte
  • Aktives Leerstands-Management und Transparenz in Bezug auf freie Grundstücke und nicht bewohnte Gebäude einführen
  • Bezahlbaren Wohnraum, der seinen Namen auch verdient, schaffen und alternative Wohnformen wie z.B. Mehrgenerationen-Häuser fördern
  • Priorisierung von ökologischen Bauweisen mit ausreichend Flächen für Bäume/ Bepflanzung und nachhaltigen Energiekonzepten

Welche Maßnahmen planen Sie, um natürliche Lebensräume und Artenvielfalt in der Gemeinde und auf gemeindeeigenem Land zu fördern?

Der Verlust von Artenvielfalt schreitet rasend voran, wir beobachten in den letzten Jahren den Verlust immer weiterer Arten auf dem Gebiet unserer Gemeinden. Die Gemeinde als Grundstückseigentümer könnte die Artenvielfalt durch geeignete Pflegemaßnahmen oder bei Verpachtungen fördern (siehe: https://www.fairpachten.org/). Wie stehen Sie dazu?

SPD

In den vergangenen Jahren haben sich erfreulicherweise einige früher seltene Arten auf dem Gemeindegebiet wieder ausgebreitet (Weißstorch, Graureiher, Kolkrabe). Dies ist auch das Verdienst der hier tätigen Vereine. Dieser Erfolg muss in der Öffentlichkeit besser dargestellt werden. Nach dem Motto „Nur was man kennt, kann man schützen“ soll das Wissen der Bevölkerung um die hier lebenden Arten gefördert werden. Hier sehen wir die Vereine (z.B. NABU, Lernort Natur, Vogelschutz- und Zuchtverein Hähnlein) aufgefordert, entsprechende Veranstaltungen anzubieten. Dadurch sind Naturerlebnisse hier im Ort ganz ohne Verkehr möglich. Diese Aktivitäten der Vereine für die Allgemeinheit müssen besser gefördert werden.

Auch zur besseren Übersicht über die Notwendigkeit und Umsetzbarkeit von „Trittstein-Biotopen“ muss die Gemeinde die Expertise der Vereine vor Ort stärker aufgreifen. Die Förderung des lokalen Engagements steht in besonderem Zusammenhang mit der SPD-Forderung nach besserer und gezielterer Förderung der Vereine.

Im bebauten Gebiet müssen zukünftig Vorgaben zur Gestaltung der nicht-bebauten Flächen nicht nur aufgestellt, sondern auch nachgehalten werden. Der ökologische Wert der Bepflanzung ist dabei noch gezielter in den Blick zu nehmen. Der begonnene Weg, sogenannte „Schottergärten“ zu verhindern, ist konsequent weiterzuverfolgen. Die Tierwelt braucht in den Dürreperioden Wasser. Information und Beratung von Seiten der Gemeinde wäre wertvoll, um die Menschen im Ort zu aktivieren, Trinkstellen zu bieten.

In der Agrarlandschaft ist die Lage des Artenschutzes wenig erfreulich. Hier muss unser Hebel als Verpächter gemeindeeigener Flächen stärker genutzt werden. Gegebenenfalls muss die Gemeinde sich hier an Kosten für die Verbesserung der Biodiversität beteiligen, wenn die Flächen verpachtet sind (Blühstreifen, Schutzäcker, ..). Für kommunale Maßnahmen muss gelten, dass Rückzugsräume für die Tier- und Pflanzenwelt zu schaffen sind und deren sinnvolle Verknüpfung über die Gemeindegrenzen hinaus.

Schon vor längerer Zeit haben wir den Gemeindevorstand aufgefordert, mit den Landwirten vor Ort gute gemeinsame Lösungen für die zu den Feldwegen gehörenden Ackerrandstreifen zu erarbeiten. Dazu gab es leider keine Rückmeldung mehr.

Um Kleingrünflächen im Gemeindegebiet naturnah pflegen zu können, ist der Bauhof personell entsprechend auszustatten (Personal, Weiterbildung, Ausstattung). Eine Verknüpfung lokaler Instrumente mit den Initiativen des Landkreises ist notwendig (z.B. Ökolandbau Modellregion Süd).

IUHAS

Uns ist es sehr wichtig, vorhandenes Grün in der Gemeinde zu erhalten und im Hinblick auf den Artenschutz zu gestalten. Im letzten Jahr konnten wir erfolgreich einen Antrag zur Vermeidung von Schotter-, Kies und Mulchgärten in den Gemeindegremien einbringen. Die daraus resultierenden konkreten Maßnahmen müssen nun schnellstmöglich Umsetzung finden.

Darüber hinaus stehen u.a. folgende Maßnahmen zur Förderung von natürlichen Lebensräumen und Artenvielfalt auf unserer Agenda:

  • Wir wollen unseren gemeindeeigenen Wald zu klimastabilem und ökologisch intakten Zukunftswald weiterentwickeln
  • Wir wollen die Erhaltung der Artenvielfalt auf unseren Grünflächen und -streifen durch die Bepflanzung mit heimischen Pflanzenarten und die Verwendung von Regionalsaatgut fördern.
  • Wir möchten die Vernetzung der vorhandenen Biotope durch die Einrichtung von Blühstreifen und eine späte Mahd der Wegeränder und Feldrandstreifen unterstützen.
  • Zusätzlich soll die Pflege der Grünflächen extensiviert werden (die Weg- und Straßenränder werden leider oft deutlich zu früh gemäht, damit es „sauber“ aussieht, aber das geschieht teilweise gerade mitten in der Blütephase der Pflanzen)
  • Wir sind gegen den Einsatz von Glyphosat in der Gemeinde. Hierzu gibt es einen von uns initiierten Beschluss der Gemeindevertretung, der den Einsatz von Glyphosat auf Gemeinde eigenem Boden verbietet. Dies gilt gleichermaßen für Flächen, die von der Gemeinde verpachtet werden.
  • Wir wollen eine Reduzierung der landwirtschaftlichen Flächen unter Folie erreichen.
  • Wir wollen, dass bei der zukünftigen Verpachtung gemeindeeigener Flächen die Art der Nutzung durch den Pächter eine Rolle spielt: eine ökologische Bewirtschaftung soll bevorzugt werden, schädliche Anbaumethoden sollen unterbleiben

Wir wollen kleine und große Mitbürger*innen für unsere Natur begeistern: Aufklärung an Schulen und Kitas initiieren, Natur-Erlebnispfad(e) anlegen, …

Unterstützen Sie eine naturnähere Bewirtschaftung des Gemeindewaldes und wie möchten Sie dies umsetzen?

Der Wald erfüllt heute vielfältige Funktionen. Er wird als Naturraum zu Erholung geschätzt, er ist Lieferant für Holz, CO2-Speicher und Schutzraum für Tiere und Pflanzen.

SPD

In Zeiten des Klimawandels ist die wichtigste Aufgabe der Waldwirtschaft, den Wald als solches zu erhalten. Mit Gewinnen aus der Waldbewirtschaftung ist in den nächsten Jahrzehnten nicht zu rechnen. Die Anpassung des Waldes an die Folgen des Klimawandels erfordert eine fachlich fundierte und langfristige Planung. Holzeinschlag ist wohl auf einigen Flächen sinnvoll, um die Anpflanzung klimaresilienter Arten überhaupt erst zu ermöglichen. Dabei sollte darauf geachtet werden, gezielter und reduzierter Bäume herauszunehmen und die natürliche Verjüngung des Waldes sinnvoll zu unterstützen. Das schont zum einen die natürliche Grundlage und verbessert zum anderen den Ertragswert.

Es sollten aber auch Areale komplett aus der Bewirtschaftung genommen werden. Wir können uns hierfür 15 bis 20 % vorstellen. Wenn ökologisch besonders wertvolle Flächen aus der Bewirtschaftung genommen werden, sollen diese durch eine geschickte Wegführung vor Störungen durch Menschen und Haustiere geschützt werden. Es muss geprüft werden, ob Forstwege zu unbefestigten Wegen zurückgebaut werden können, um diese für Wanderer attraktiver zu machen und die Barrierewirkung für Kleintiere zu verringern.

Wichtig ist aber aus unserer Sicht auch, die Funktionen des Waldes, angefangen mit der Forstwirtschaft, über die Erholungsfunktion, den Beitrag zum Mikroklima bis hin zum Biotop nicht gegeneinander auszuspielen. Sie müssen ergänzend ineinandergreifen.

Autoverkehr zu den Wanderparkplätzen kann vermieden werden, wenn Wanderwege ab den ÖPNV-Haltestellen ausgewiesen werden. Das verstehen WIR übrigens unter „sanftem“ Tourismus (nicht Schilder an der Autobahn).

Wir wollen außerdem prüfen, ob durch die Ausweisung von speziellen Mountain-Bike-Tracks Bodenschäden an „wilden“ Strecken vermieden werden können.

Um diese Ideen umsetzen zu können, brauchen wir auch Beiträge von Dritten: so muss die personelle und finanzielle Ausstattung des Forstamtes verbessert werden. Durch ein Bündel von intelligenten Maßnahmen wird es möglich sein, den Wald auch für zukünftige Generationen zu erhalten.

IUHAS

Welche Funktion(en) stehen für Sie im Vordergrund?

Unser Wald ist als Naherholungsgebiet, CO2- und Wasser-Speicher und Schutzraum für Tiere und Pflanzen von unschätzbarem Wert. Wir müssen uns daran erinnern und wir müssen entschlossen handeln, um ihn zu erhalten. Die finanziellen Mittel und auch die technischen Lösungen sind vorhanden.

Auch eine nachhaltige und erfolgreiche Bewirtschaftung steht dem aus unserer Sicht nicht entgegen. Unser Gemeindewald wird schon seit längerem nur extensiv bewirtschaftet. Auch Stilllegungsflächen sind bereits vorhanden und der Wald ist FSC-zertifiziert. All dies wurde unter einem IUHASBürgermeister erreicht. Wir müssen und werden uns weiter aktiv dafür einsetzen, ihn zu erhalten und den langfristigen Fortbestand zu gewährleisten, auch wenn dies kurzfristig enorme Anstrengungen erfordert.

Deshalb haben wir uns diesem Thema auch im Rahmen unseres diesjährigen Neujahrsempfangs gewidmet und zur Sensibilisierung der Bürger*innen einen Kurzfilm gedreht. Dafür waren wir zusammen mit Diplom-Forstwissenschaftler Martin Bertram unterwegs, haben eine Bestandsaufnahme gemacht und Ansätze zur Verbesserung der Situation erarbeitet, die wir in den nächsten Gemeindevertretersitzungen als Anträge in die Umsetzung bringen wollen. Damit wir damit Erfolg haben und der Wald eine Chance hat, benötigen wir politische Mehrheiten. Wir – als einzige authentisch-nachhaltige Fraktion – und der Wald freuen sich deshalb auf Ihre Unterstützung bei der Kommunalwahl am 14.3.2021!

Was möchten Sie tun, um den Wald zu unterstützen, damit er in Zeiten des Klimawandels diese Funktion(en) weiter erfüllen kann? Unterstützen Sie die Ausweisung von Stilllegungsflächen im Gemeindewald?

Der Klimawandel ist eine globale Herausforderung, betrifft uns aber auch hier vor Ort. Schon jetzt. Wie genau, kann man sich bereits heute in unserem Wald anschauen. Trockenheit setzt den Bäumen zu, Schädlinge wie der Borkenkäfer breiten sich aus, Bäume sterben, es wächst wenig nach. Am Melibokus finden sich riesige Kahlflächen, am Katharinenberg stirbt selbst die Buche. Klimastabile Bäume wie die Eiche haben auf Grund des hohen Wildbestands keine Chance nachzuwachsen. Neben dem Klimawandel gibt es Schwächungsfaktoren, die man relativ leicht lokal abstellen kann: nicht standortgemäße Baumarten, flächiges Arbeiten im Wald, das zu großflächiger Bodenverdichtung führt, fehlende Mischung von Baumarten, Verletzung der Bäume durch unsachgemäße Waldarbeiten, zu geringe Struktur und Altersklassenverteilung (d.h. es gibt zu wenig junge und ganz alte Bäume). Für die nächsten Jahre wird es darum gehen, den Wald zu erhalten und behutsam klimatolerant zu machen. Dazu gehört auch, dass unser Wald in einen ökologisch stabileren Zustand kommt, sodass er sich wieder selbst verjüngt und nicht mehr auf das Nachpflanzen von Bäumen angewiesen ist.

Konkret setzen wir uns u.a. dafür ein:

  • Einen Nachhaltigkeitsbeirat mit unabhängigen Experten einzurichten, der u.a. auch einen regelmäßigen Statusbericht zu unserem Wald einfordert und die Umsetzung von erhaltenden Maßnahmen begleitet (hierzu haben wir im November 2020 bereits einen Antrag gestellt)
  • Ein Moratorium ins Leben zu rufen, welches die Entnahme von Holz aus dem Wald (bis auf weiteres) insbesondere in den stark betroffenen Bereichen nur noch aus Sicherheits- und Erhaltungsgründen, aber nicht aus wirtschaftlichen Gründen erlaubt.
  • Die Förderung von Baumarten, die auch unter trockenerem Klima wachsen können (u.a. Stiel- und Traubeneiche, Feldahorn, Feldulme, Weichselkirsche, Elsbeere, Speierling, Weißtanne in den Hochlagen). Zu vermeiden sind mediterrane und amerikanische Arten.
  • Förderung der natürlichen Verjüngung – Die jungen Sprösslinge, seien es neu gepflanzte oder die Nachkommen der benachbarten Bäume, müssen vor Verbiss geschützt werden – nur so können sie zu Bäumen heranwachsen. Das Anbringen von Schutzhüllen und das Pflanzen von Bäumen im Wald können dabei nur als Notmaßnahmen betrachtet werden. Mittelfristig ist es notwendig, das Übel an der Wurzel zu packen und den hohen Wildbestand zu reduzieren, damit eine natürliche Verjüngung wieder zum Normalfall werden kann.
  • Erstellung eines Bodenschutzkonzepts, welches unter Vermeidung von Doppel- Erschließungen das Befahren mit Waldfahrzeugen auf klar definierte Rückegassen beschränkt, um eine Bodenverdichtung zu minimieren.
  • Für die forstliche und jagdliche Umsteuerung ist Fachkunde und die Erstellung eines detaillierten Konzepts von der Eigentümerin (Gemeinde) erforderlich. Nur so kann die Gemeinde die im Wald zu leistenden Arbeiten sinnvoll vorgeben, überprüfen und – falls notwendig – reklamieren.

Wieviel Prozent des Gemeindewaldes würden Sie gerne der Natur überlassen (Wegesicherung ausgenommen)?

Es handelt sich bei den Waldschäden um einen sich selbst beschleunigenden Prozess. Daher ist jedes weitere Abwarten mit übermäßig hohen Schäden, Artenverlust und Kosten verbunden. Dort, wo die Voraussetzungen für die Gesundung des Waldes fehlen, muss man ihm helfen und kann ihn nicht komplett „der Natur“ überlassen. Das wäre fatal.

Ohne einen genauen Überblick über die aktuell von Schäden betroffenen Flächen können wir daher keinen Prozentsatz zu dieser Frage angeben. In jedem Fall lieber mehr als weniger!

Halten Sie ein Moratorium für den Holzeinschlag für sinnvoll, um dem geschwächten Wald eine Erholung zu ermöglichen?

Ein Moratorium, wie es bereits in Darmstadt vorgesehen ist, halten wir auch in Alsbach für sinnvoll. Das wäre eine Regelung, die die Entnahme von Holz aus dem Wald (bis auf weiteres) insbesondere in den stark betroffenen Bereichen, nur noch aus Sicherheits- und Erhaltungsgründen aber nicht aus wirtschaftlichen Gründen erlaubt.

Freie Wähler Alsbach-Hähnlein

Antworten

Die Gemeindevertretung von Alsbach-Hähnlein hat einen Kommunalen „Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsaktionsplan“ beschlossen. Die Formulierung dieses Aktionsplanes geht im Wesentlichen auf einen Formulierungsvorschlag der FW zurück. Der vorliegende Plan wurde als Ergebnis von ausführlichen Diskussionen mit großer Mehrheit im Parlament beschlossen. Wir fühlen uns an diesen Beschluss gebunden. Übrigens dürfen in den Ausschusssitzungen auch die Zuschauer konstruktive Redebeiträge leisten.

Bitte nehmen Sie den beiliegenden Nachhaltigkeitsplan als unsere Antworten für den größten Teil Ihrer Fragen.

Flächenverbrauch

Als eine Kommune des Ballungsraumes Rhein/Main/Neckar sehen wir uns einem großen Siedlungsdruck ausgesetzt. Wir sind gewillt, die im Regionalentwicklungsplan des Landes Hessen zur Besiedlung ausgewiesenen Flächen auch tatsächlich zu bebauen.

Dazu zählt ein eng eingegrenztes Gebiet westlich der Straßenbahn.

Darüber hinaus hat uns das Land Hessen mit dem Programm des Frankfurter Bogens ermöglicht, ein weiteres begrenztes Baugebiet als Vorschlagsgebiet auszuweisen. Es handelt sich im Wesentlichen um den südlichen Bereich der L 3112, der im Moment mit Kalthäusern eines Obstbaubetriebes bebaut ist.

Insofern halten die Freien Wähler es für richtig zu untersuchen, ob an dieser Stelle eine Nutzung durch Wohnbebauung nicht deutlich sinnhafter ist.

Grundsätzlich gilt:

Die FW werden geplanten Bebauungen zustimmen, wenn die Bebauungen sich in einem umweltverträglichen Bereich bewegen. Wenn auf unnötige Versiegelung verzichtet wird. Dazu zählen u. a. das Einhalten unserer Stellplatzsatzung, die Grundflächenzahl, an unsere dörfliche Struktur angepasste Geschossanzahl, Rasenpflaster bei Stellplätzen, begrünte Dächer, Solaranlagen, sowie keine Steinwüsten als Vorgärten.

Regionale Versorgung

Wir die Freien Wähler erachten es als unbedingt notwendig, im Ortsteil Hähnlein eine ortsnahe Lebensmittelversorgung zu gewährleisten.

Die vielen positiven Reaktionen der Hähnleiner Bürger bestätigen uns in diesem Vorgehen.

Dabei kommt uns das Angebot eines Lebensmittelhändlers zugute, im Bereich der „Bauernkersch“ einen Markt zu errichten. Dieser Bereich ist bereits zu etwa 50% versiegelt. Von ausschließlich landwirtschaftlicher Fläche kann keine Rede sein. In räumlicher Nähe befindet sich die Feuerwehr und der Bauhof. Eine Verkehrsanbindung besteht bereits, auch eine Anbindung an die innerörtliche Buslinie ist möglich. Für eine Alternativlösung im Ortskern von Hähnlein gibt es keine geeignete Fläche mit entsprechenden Parkmöglichkeiten. So sehen wir keine andere Möglichkeit, die Einwohnerinnen und Einwohner Hähnleins ortsnah zu versorgen.

Viele Leute aus Hähnlein gehen täglich zum Friedhof, der neue Einkaufsmarkt wäre gerade mal 200m weiter entfernt. Wir weisen auch darauf hin, dass wir in Alsbach, mit Pfarrtanne und REWE, für die Bürger bereits sehr gute Nahversorgungslösungen geschaffen haben. Diese gilt es jetzt auch für Hähnlein zu ermöglichen. Wir als Freie Wähler werden daher dieses Projekt im Sinne der

Bürger,-innen von Alsbach-Hähnlein weiter vorantreiben. Eine Umweltbelastung durch ein höheres Fahrzeugaufkommen ist mit diesem Standort ebenfalls nicht gegeben.

Das alte Feuerwehrhaus im Ortskern bietet eine maximale Verkaufsfläche von etwa 250 m2 und ist somit für einen Lebensmittelmarkt ungeeignet. Ein Versuch eines Bauernmarktes im Jahre 2012 ist gescheitert, der Bauernmarkt wurde nach kurzer Zeit von den Betreibern wegen mangelnder Frequentierung eingestellt. Ebenso gab es in der Sandwiese das Projekt „Nachbarschaftsladen“. Auch dieses wurde nach kurzer Zeit wieder eingestellt.
Wir sehen daher keine andere Möglichkeit, als die Bürger*innen Hähnleins ortsnah mit einem Markt an der „Bauernkersch“ zu versorgen.

Kindergartenwesen

Es war gemeinsam mit dem Kreis geplant, eine neue Kindertagesstätte auf dem Gelände der Grundschule Hähnlein zu errichten. Dies hielten wir vor dem Hintergrund der künftigen Herausforderungen für die beste Lösung. Diese „Kinderinsel“ wurde jedoch durch überhöhte Preisforderungen des Landkreises unmöglich gemacht. (dem Landkreis wurde vor Jahren das Grundstück von der Gemeinde Hähnlein geschenkt).

Nun planen wir nach sorgfältiger Prüfung des Gemeindevorstandes, eine neue Kindertagesstätte im Bereich des Ritterbruchs. Da eine gute und bedarfsgerechte Infrastruktur in der Gemeinde eines unserer Ziele Ist.

Wir werden uns weiterhin in vielen Sitzungen mit dem Thema Bauen und Klimaschutz auseinandersetzen müssen. Auch innerörtliche Verdichtung erzeugt versiegelte Bereiche und ist auf jeden Fall als Flächenverbrauch zu bewerten. Dennoch sind wir der Meinung, dass wir mit unserem Nachhaltigkeitsplan in die richtige Richtung gehen. Wir brauchen Siedlungsflächen um der Wohnungsnot entgegenzuwirken. Diese Diskussionen werden uns weiterhin begleiten, und wir werden in Zukunft beim Thema Bauen und Klimaschutz Kompromisse eingehen müssen.

Link zum Klima- und Nachhaltigkeitsplan Alsbach-Hähnlein

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