Die Rote Röhrenspinne (Eresus kollari)
Die Spinne erreicht als Männchen 8-11 und als Weibchen 10-16 mm Körperlänge (ohne Beine). Das Aussehen von Männchen und Weibchen kann den nachfolgenden Fotos entnommen werden. Die Rote Röhrenspinne ist in Mittel- und Südeuropa verbreitet. In Deutschland ist sie unter anderem im Rhein- u. Nahetal, in der Lüneburger Heide und in Brandenburg zu finden. Sie lebt bevorzugt an sonnigen, trockenen, fast vegetationsfreien Stellen, in unserem Umfeld auch gern auf eiszeitlichen Binnendünen.
Das Männchen der Roten Röhrenspinne gilt als eine der schönsten Spinnen Europas.
Die Rote Röhrenspinne ist eine von zwei ähnlichen Arten, die in Deutschland heimisch sind. (Eresus kollari + Eresus sandaliatus).
Beide Arten der Roten Röhrenspinne sind nach der Roten Liste in Deutschland stark gefährdet.
Die Männchen der Roten Röhrenspinne sieht man meistens im August und September. Bei warmem, sonnigem Wetter laufen die reifen Männchen, die erst nach drei bis vier Jahren geschlechtsreif werden, scheinbar ziellos umher und treffen dann auf die Netze der Weibchen. Ob sie die weibliche Spinnenseide riechen können, so wie bei andern Spinnenarten nachgewiesen, ist noch nicht wissenschaftlich untersucht.
Hat das Männchen ein Weibchen gefunden, zieht es als Untermieter ein. Es lebt in der Folge mit diesem zusammen und frisst gemeinsam mit ihm an der im Netz erbeuteten Nahrung. Von Zeit zu Zeit finden intensive Paarungen statt. Einige Wochen später verschließt das Weibchen ihr Gespinst und beginnt es zu einer geräumigen Kammer auszuspinnen. In dieser Kammer erfolgt die Eiablage. Der Kokon der ca. 35-80 Eier enthält wird je nach Witterung zum Sonnen unter der Gespinstdecke deponiert oder in die schützende Röhre gebracht. Nach dem Schlüpfen versammeln sich die Jungspinnen vor der Mundregion der Mutter und nehmen von dieser hervorgewürgte vorverdaute Nahrung in Form von Flüssigkeitstropfen entgegen. Durch die in großer Menge produzierten Verdauungsfermente scheint sich das Spinnenweibchen dabei innerlich nach und nach selbst in Nahrungsbrei zu verwandeln. Nach wenigen Tagen stirbt die Mutter, ihr vorverdauter Köper dient dabei als erste Nahrung der Jungspinnen. Die Jungspinnen bleiben noch den Winter im mütterlichen Gespinst bevor sie sich zerstreuen und eigenen Netze bauen.
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Karte oben: Verbreitungsgebiet der Roten Röhrenspinne im Raum Darmstadt auf dem unbewaldeten Gelände der „Beckertanne“ (ehemaliger Bw/US Truppenübungsplatz) am Autobahnkreuz Darmstadt. Eingezeichnete Fundstelle: Koordinaten 49.851982, 8.599018
Erst 2018 wurden von mir auch auf dem oben genannten Gelände die Weibchen der Roten Röhrenspinne (Eresus kollari) mit Ihren Fangnetzen entdeckt. Die Weibchen leben in einer fünf bis zehn Zentimeter tiefen, schräg in den Erdboden hinabführenden Röhre. Diese Röhre erreicht einen Durchmesser von zirka 1 cm und ist mit Gespinst ausgekleidet. Der obere Rand des Gewebes erweitert sich zu einer bis zu zehn Zentimeter großen, festen Gespinstdecke, die dicht über dem Boden ausgespannt ist. Nach vorn läuft die Decke in einzelne, mit Cribellumwolle überzogene Fangfäden aus. Getarnt bzw. maskiert wird dieses Gespinst mit Moos und Gräsern.
Die Netze sind extrem schwer zu entdecken. Sie befinden sich 1 cm über dem Erdboden.
Interessant war 2016 die Sichtung zweier Sonderformen der Männchen der Roten Röhrenspinne (E. Kollari) mit nur 3 Punkten auf dem Hinterleib (siehe nachfolgendes Foto).
In Slowenien wurde, nach meinen Recherchen, ein ähnliches Exemplar gefunden (Siehe Bildnachweis in: http://www.insect-foto.com/klicova-slova/stepnik-rudy-eresus-kollari-3813.html)
Bei der von mir fotografierten E. kollari ♂ (siehe oben) fehlt links unten der schwarze Punkt, hingegen bei dem Exemplar E. kollari ♂ aus Slowenien links oben der schwarze Punkt. Es könnte sich in beiden Fällen gegebenenfalls um Variation oder eine neue Unterart handeln.
Alle Fotos wurden auf dem Gelände der Beckertanne (ehemaliger Truppenübungsplatz) am Autobahnkreuz Darmstadt aufgenommen. Wegen ihrer Flüchtigkeit mussten die Spinnen teilweise auf meiner Jacke vor Ort fotografiert werden.
Copyright-Vermerk: Text und Fotos von © Thomas Kuhn
Quellennachweis:
- Kosmos-Atlas Spinnentiere Europas /Heiko Bellmann. 2. Auflage, 2001Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart
- Leben am seidenen Faden / Ernst Kullmann u. Horst Stern, 1981 Kindler Verlag GmbH, München
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