Jan. 292021
 
Karte: rot markiert oben – Baugebiet Nördlich der Spiessgasse II, rot markiert unten – geplantes Baugebiet für KITA-Erweiterung

Die Gemeinde Alsbach-Hähnlein plant am Standort Ritterbruch den Bau einer neuen Kindertagesstätte im Außenbereich, als Ersatz-Neubau für den bestehenden Kindergarten in der Hähnleiner Spießgasse.

Der Ritterbruch mit seinem offenen Ackerland, vereinzelten Hecken und Obstbaumreihen liegt in südwestlicher Ortsrandlage in einer Feldflur zwischen dem Gernsheimer Wald (Gemarkungsgrenze) und der Ortslage Hähnlein, nördlich reicht das Gebiet bis zur L3112, südlich grenzt die Holzlache an.

Bebauung zieht weitere Bebauung nach sich

Fotos: Thomas Fändrich – Der Ritterbruch

Im Baugebiet Nördlich Spiessgasse II werden die Wohneinheiten mehrheitlich immer noch in klassischer Bebauung mit Ein- und Zweifamilienhäusern geplant, was einen hohen Flächenverbrauch bedingt. Für die notwendige, aber bislang vollständig fehlende Infrastruktur etwa für Kinderbetreuung oder innerörtlichen Einkaufsmöglichkeiten wurde auf der Fläche selbst nichts geplant. Diese Infrastruktur wird nun geschaffen – mit weiteren Bausünden: in der Quelllache für eine Einkaufsmöglichkeit und am Ritterbruch für die KITA – natürlich wiederum im Außenbereich. So kommt eines zum anderen und der Flächenfraß beschleunigt sich weiter. Innerörtliche Alternativen von Wohnkonzepten im Angesicht der Klimakrise werden nicht ausreichend in Betracht gezogen. Mit dem Argument des günstigen Wohnraums hat das wenig zu tun, mit nachhaltigem klimagerechten Umbau der Gemeinden gar nichts – im Gegenteil. Hier wird vollkommen ungehemmt und irreversibel die Ressource Land verbraucht, statt über eine sinnvolle Umnutzung bereits versiegelter Flächen auch nur nachzudenken – zum Beispiel in einem Klimakonzept, das für jede Entscheidung den CO2-Impact über die kommenden Jahrzehnte betrachtet oder mit einer langfristigen Mobilitätsplanung.

Das ist die Folge einer Politik, die das Bauen „auf der grünen Wiese“ vereinfachen soll: noch schneller voranschreitende Naturzerstörung.

Offenes Ackerland am Ritterbuch mit vereinzelten Hecken und Obstbaumreihen

Krise der Artendiversität

Die geplante Überbauung am Ritterbruch bedeutet den Verlust eines wertvollen Stückes Feldflur. Die Grenze der Störzonen durch die Bebauung schiebt sich irreversibel ein weiteres Stück hinein in die offene Landschaft.

Naturschützer befürchten hier einen Artenrückgang und weitere Verluste der Biodiversität für die Gemeinde Alsbach-Hähnlein. Hähnlein ist umgeben von Altneckerschlingen, wie der nahen Holzlache. Diese Lachen sind noch heute Hotspots der Artenvielfalt unmittelbar vor der Haustür.

Die Datenbank naturgucker.de listet eine ganze Reihe von typischen Vögeln für den Ritterbruch und den angrenzenden Rodacker auf, die hier ihre Nahrung finden: Silberreicher, Graureiher, Rotmilan, Turmfalke, Grünspecht, Buntspecht, Türkentaube, Schafstelze, Goldammer, Rabenkrähe, Mehlschwalbe, Star, Feldsperling und Kuckuck.

Natürlich werden nach der Versiegelung der Flächen einige Vogelarten weiter ihr Auskommen finden – die Generalisten unter den Vögeln wie Amseln, Kohlmeisen, Blaumeisen oder Haussperlingen bleiben zurück und finden weiter draußen im Feld ihr Auskommen. Anspruchsvollere Arten dagegen werden zurückgedrängt – exakt dem deutschlandweiten Trend folgend.

Wir brauchen eine Wende hin zu einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung – der ungebremste Flächenverbrauch muss endlich ein Ende haben und die Gemeinde Alsbach-Hähnlein sollte hier als Vorbild wirken.


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BI Ritterbruch

Von Anwohnern in Hähnlein wurde eine Bürgerinitiave gegen das Bauvorhaben gegründet. Die BI befürchtet unnötige zusätzliche Verkehrsbelastung und die Unterschreitung des Mindestabstands zur geplanten Höchstspannungsleitung.

Kontaktadresse für weitere Informationen zum geplanten Baugebiet Ritterbruch:

Thomas Fändrich

Im Ritterbruch 24, 64665 Alsbach-Hähnlein

Tel. 0172-693 1346 

e-mail:  t.faendrich@trusted-box.de

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