Schwalben machen sich auf den Weg in den Süden
‚An Mariä Geburt ziehen die Schwalben furt‘, hieß es früher, denn um den 8. September herum liegt tatsächlich ein Schwerpunkt des Aufbruchs der ‚Muttergottes-Vögel‘ in den Süden. Vielen Menschen, die den ganzen Sommer lang Schwalben unter ihrem Dach beherbergt haben, fällt der Abschied von den wendigen Flugkünstlern schwer. „Wenn sich die Schwalben auf den Weg in die afrikanischen Winterquartiere machen, beginnt für alle sichtbar der Herbst“, erklärt Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen. Der NABU weist darauf hin, dass verlassene Schwalbennester an Hauswänden, in Ställen und an Carports nicht entfernt werden dürfen, da sie im nächsten Jahr von den Vögeln wieder bezogen werden.
„Für die Schwalben ist es nach der anstrengenden Rückreise im nächsten Frühling einfacher, das alte Nest zu reparieren, als aus 700 bis 1.500 Lehmkügelchen ein neues Nest zu mauern“ erläutert der Biologe Eppler. Da Mehl- und Rauchschwalbe zu den besonders geschützten Arten gehören, ist es verboten, alte Nester zu entfernen. Bei Renovierungs-Arbeiten müssen Hausbesitzer eine Ausnahme-Genehmigung bei der Unteren Naturschutzbehörde beantragen und gegebenenfalls für Ersatz-Brutmöglichkeiten sorgen. In Hessen stehen Mehl- und Rauchschwalbe auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.
Wenn die letzten Jungvögel im Spätsommer das Nest verlassen haben, bleiben die Schwalben noch einige Wochen im Familienverband zusammen. Sie fressen sich nun Fettreserven für den Herbstzug an und prägen sich noch einmal ihre Niststandorte ein. Daher kann man in den letzten Tagen vor dem Wegzug immer wieder Schwalben beobachten, die in Gruppen von 10, 20 oder 30 Tieren die Nester umschwirren, besonders morgens oder in den Abendstunden. „Die Fähigkeit, sich einen guten Nistplatz zu merken und im nächsten Jahr dorthin zurückzukehren, ist gerade in der heutigen Zeit eine wichtige Überlebensstrategie“ so Eppler. Denn es gebe immer weniger geeignete Brutplätze an oder in Gebäuden und aufgrund der zunehmenden Versiegelung der Böden sei Baumaterial für das Nest auch immer schwerer zu finden. Mit dem Anbringen von Kunstnestern am eigenen Haus sei es ganz einfach, den geschützten Vögeln zu helfen. „Der Herbst eignet sich ideal dafür, neue Nisthilfen für die Sommervögel bereit zu stellen“, so Eppler. Der NABU stellt fachkundige Anleitungen zum Bau und Anbringen von Schwalbennisthilfen bereit.
Der Herbstzug der Schwalben führt über Gibraltar, Sizilien und den Bosporus nach Afrika, wo die Vögel in kleinen Gruppen südlich der Sahara überwintern. Bei ihrem Flug sind sie großen Gefahren durch die oft illegale Jagd und den Netzfang in Frankreich, Italien, Malta und Zypern ausgesetzt.
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