Der zunehmend schlechte Zustand der Wälder durch Klimawandelereignisse und steigenden Holzeinschlag bewegt derzeit viele Bürger in ganz Deutschland. Es wird dabei immer deutlicher, dass der bisherige Umgang mit dem Wald auf den Prüfstand gestellt werden muss. Die Gemeinde Alsbach-Hähnlein hat sich dieser Herausforderung gestellt und sich mit Politikern, Forstleuten, Naturschutzverbänden und Bürgerinitiativen an einen Tisch gesetzt, um über die Zukunft des Waldes zu beraten. Die Runde wurde von Dr. Michael Stroh und Patrick Steinmetz von der Hessischen Landesgesellschaft fachkundig moderiert.
Am 9.9.2024 wurden in Alsbach-Hähnlein die Ergebnisse des Runden Tischs Wald vorgestellt.
Die Gemeinde hat ihre Bürger auf ihrer Webseite umfassend darüber informiert.
Bei den Gesprächen zur zukünftigen Behandlung des Waldes nahmen Vertreter/innen aller Fraktionen, der zuständige Revierförster Dirk Hungenberg (Hessen Forst), der Förster Lothar Cramer (erste Konzepterstellung), die erste Beigeordneten Marja-Ritta Weise sowie Vertreter/innen von Holzkontor, Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsbeirat, NABU, BUND, Netzwerk Bergsträßer Wald, Mountainbikern und Jagdpächtern teil.
Dr. Michael Stroh stellte die Ergebnisse der Diskussionen in einer Präsentation vor und würdigte das Engagement und die Expertise aller Beteiligter.
Das Beschlusspapier gibt Empfehlungen, wie der Alsbach-Hähnleiner Gemeindewald in den nächsten 10 Jahren zu bewirtschaften ist. Die einzelnen Punkte sollen nach der Abstimmung im Gemeindeparlament Eingang in die kommende Forsteinrichtung finden.
Da für die Forsteinrichtung umfassende Erhebungen zum Zustand des Waldes sowie zum aktuellen Holzvorrat und zu Totholzmengen gemacht werden, soll bis zu deren Erstellung 2025 weiterhin ein Einschlagsmoratorium gelten. Schon nach fünf Jahren soll eine Überprüfung der Strategie-Kennzahlen erfolgen. Dadurch kann festgestellt werden, wie es dem Wald geht, und es können eventuell nötige Anpassungen an die bisherige Strategie erfolgen.
Gunnar Glänzel brachte sich als Vertreter des NABU Seeheim-Jugenheim in die Diskussionen ein. Er fasste seinen Eindruck nach den Gesprächen folgendermaßen zusammen: „Bei dem Austausch wurde deutlich, dass in Alsbach-Hähnlein der Erhalt der Buchenwälder und nicht etwa Holznutzung oder ‚Waldumbau‘ an oberster Stelle steht. Und der Walderhalt wird fortlaufend beobachtet. Es geschieht alles mit Augenmaß.“
Einige Punkte, die dem NABU Seeheim-Jugenheim und auch anderen Naturschutzvertretern wichtig waren, fanden Eingang in das abschließende Konzeptpapier. So wird in Zukunft das Kronendach geschlossen gehalten, alte Buchen und Methusalembäume werden geschützt, es wird zukünftig etwas mehr Totholz (15 Festmeter pro Hektar) im Wald belassen und es werden nur heimische Baumarten gefördert.
Hervorzuheben sei außerdem, dass es die Gemeinde Alsbach-Hähnlein geschafft habe, 15% ihres Waldes aus der Nutzung zu nehmen. Blickt man in die umliegenden Gemeinden, so ist Alsbach-Hähnlein hier Vorreiter.
Wie Dr. Stroh in seiner Präsentation betonte, musste jede/r der Beteiligten von seiner/ihrer Idealvorstellung einer Waldentwicklung abrücken, damit ein Konsens erzielt werden konnte.
So konnten folgende Wünsche des NABU nicht (vollumfänglich) berücksichtigt werden:
- Holzvorrat anreichern: Mind. 70-80% von Naturwäldern (ca.700 fm/ha), ca. 500-550
- Totholz mindestens 40 Fm/ha (siehe Artikel zu Totholzmengen, die für die Biodiversität im Wald unerlässlich sind)
- Rückegassen nicht unter 40m, eher 60-80m
- Maximal 3 Eingriffe/Durchforstungen zwischen Alter 40 und 80
- Einzelbaum-Ernte nach Zieldurchmesser (Eiche >80 cm, Buche >70 cm)
Die Gemeinden Seeheim-Jugenheim und Bickenbach haben ebenfalls Prozesse angestoßen, die zukünftige Bewirtschaftung unter den veränderten klimatischen Bedingungen neu zu regeln. Die perfekt organisierte und klar moderierte Form in der Durchführung des Runden Tischs in Alsbach-Hähnlein sowie die Einbeziehung von allen Interessensgruppen können für die andere Gemeinden beispielgebend sein. Bürgermeister Sebastian Bubenzer sprach sich für ein Moratorium für das Jahr 2023 aus, das nun bis 2025 fortgesetzt werden soll, und zog die Forsteinrichtung vor, um den veränderten klimatischen Bedingungen Rechnung zu tragen.
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