Sep. 072013
 

8 Paddler auf Fahrt um den Kühkopf.

Wasserwandern im dämmrigen Altrhein.

Nacht auf der Sandbank im Rhein.

Leben im Feuer gefunden*.

Regenmorgen.

Wühlmäuse paddeln, bis die Sonne wieder kommt.

*Tatsächlich fand unser Verse-Schmied und Barde Martin beim Lagern am Feuer frei sich selbst zitierend das rechte Wort zur Nacht wie folgt:

Die KerzeLagerfeuer auf der Sandbank im Rhein
(M. Kiehl 6.8.-2.11.1978)

Eine Flamme, grad entzündet,
die dachte nicht ganz unbegründet,
ob, was sie tat, die Brennerei,
am Ende nicht gar Leben sei.
Und kaum gedacht in aller Stille,
da erwacht in ihr der Wille.
Sie fragt sogleich: “Was ist denn Leben?”
und wollt’ sich nur zufrieden geben
mit einer Liste all der Sachen,
die Leben erst zu solchem machen,
und sich auch nicht begnügen drum
mit cogito und ergo sum.

Nun gibt es da Institutionen,
die liefern uns Definitionen
– das nennt sich dann die Wissenschaft –
und Biologen, die das Leben
und der Natur verborgne Kraft
seit langem zu entdecken streben.
Stoffwechsel, Wachstum und Vermehrung,
so ähnlich lautet die Belehrung.
Die Flamme wurde blaß und gelb,
denn das Problem, das ihr sich stellt
war ohne Zweifel kaum zu lösen,
doch war sie eines jener Wesen
von hitzigem Gemütsverhalten,
die schwer von etwas abzuhalten.

Stoffwechsel, das war kein Problem,
saugt sie doch Ruß und außerdem
auch Luft in ihren heißen Bauch,
und setzt es um zu Ruß und Rauch.
Doch Wachstum schien nur schwer ihr möglich,
beständig suchte sie vergeblich
nach allen Seiten sich zu strecken,
nach oben und nach links zu lecken,
wobei sie Wachs nach oben schleckte,
den Docht befrei’nd, der darin steckte,
damit sie sich doch möglich machte,
was sie ansonsten nicht vermochte:
zu wachsen nämlich, wie sie dachte,
an einem etwas längren Dochte.

Doch dieser trieb ein garstig Spiel
mit ihr, da er in Ruß zerfiel,
zwar oben, doch im gleichen Maß
die Flamme unten Wachs wegfraß.
Es ging um Nichtsein oder Sein,
da fiel ihr ihre Jugend ein,
wie ein Streichholz einst zur Nacht
zischend sie zur Welt gebracht,
wie als Fünkchen sie umher
sprang und spritzte kreuz und quer,
größer wurde um im dunkeln
als Flamme schließlich hell zu funkeln.

Doch ach, das Wachs, davon sie lebte,
ging schon zur Neige und sie strebte
dem Tode zu, doch fehlte ja
Vermehrung, sprich die Kinderschar.
Wie sie schon liegt in letzten Zügen
sieht sie ein kleines Tischtuch liegen.
Nur leider reicht sie kaum heran,
leckt erst ein wenig, wärmt es an,
doch wie sie grad verendet, sitzen
zwei kleine Flämmchen auf den Spitzen.

Wie sie nun endlich das erworben,
was sie ihr Leben lang erstrebte,
da ist sie leider dann verstorben,
grad als sie wußte, daß sie lebte.

Als dies die Wissenschaft vernommen,
ist man von Ost und West gekommen.
Man hat einen Kongreß gemacht,
und dort gemeinsam nachgedacht,
was Leben sei, und das zehn Stunden,
worauf man folgendes gefunden:
Feuer ist ja, wie man weiß,
völlig anders, nämlich – heiß!
Daher beschließt der weise Rat:
Leben endet bei hundert Grad!

Kommentarfunktion geschlossen

NABU Menu