Dez 032020
 

Wir bauen Infrastruktur und ernten Verkehr

Bauleitplanung der Gemeinde Alsbach-Hähnlein
Aufstellung des Bebauungsplans „An der Quelllache 1-5″

Die Mehrheit der Gemeindevertreter von Alsbach-Hähnlein plant eine neue Netto-Filiale – auf der grünen Wiese im Außenbereich zwischen der Sandwiese und Hähnlein.

Foto: NABU/Tino Westphal – Ein ausgedienter Getreidespeicher steht auf einem kleinen Teil des geplanten neuen Netto-Supermarktareals an der Quelllache

Der Flächenfraß geht weiter – diesmal in Alsbach-Hähnlein

Die Vernichtung von Urwald und Artenvielfalt durch Umwandlung in Sojaplantagen in Brasilien verurteilen wir als kurzsichtig. In Deutschland stellen wir uns lieber Logistikzentren und Supermärkte an die Autobahn, zwischen die Ortschaften auf der grünen Wiese. Natürlich mit ordentlicher Umweltverträglichkeitsprüfung, einer sehr speziellen Form rechtlich abgesicherter und politisch gewollter Umweltvernichtung mit eingebautem Klimafaktor: Wir erreichen das 4°-Ziel. Garantiert.

Ökozid, die Vernichtung von Umwelt auch in seiner schleichenden Form, ist kein Straftatbestand.

Ein ungebremster Klimawandel ist allumfassend und knallhart, bewirkt den Crash von Ökonomie, Ökologie, Gesundheit, beendet die Freiheit unserer demokratischen Gesellschaft, ist eine soziale Katastrophe und bedroht insbesondere Geringverdiener. Es gibt – im Unterschied zu früher – heute keine legitime Gegenmeinung.

Wenn wir Klimaveränderung als reale Gefahr wahrnehmen, die sogar den Effekt von Corona bei Weitem in den Schatten stellt, ist sofortiges Handeln geboten.

Wertvolles Ackerland geht verloren: die Fläche im Vordergrund würde mit einem großen Parkplatz versiegelt.

Sämtliche Klimaschutz- und Nachhaltigkeitspläne der Gemeinde sind fragwürdig, wenn bewusst sogar mehr Klimastress und Artenverlust geplant wird, statt die Sünden der Vergangenheit auch nur im Ansatz zu heilen.

Eine geradezu auffällige Dissonanz: wir nehmen die Gefahr des Klimawandels wahr, aber wir weigern uns, die Konsequenzen zu ziehen. Klimawandel und Umweltzerstörung betrifft uns alle. Natürlich die jüngere Generation schmerzlicher, als die Generation, die heute in politischer Verantwortung steht. Die politisch Verantwortlichen müssen sich fragen lassen, was sie denn Konkretes getan haben, den dramatischen Klimawandel zu verhindern oder wenigstens zu bremsen. Hier wird er sogar offenen Auges beschleunigt.

Etwa geplante Ausgleichsmaßnahmen beschönigen nur die Tatsache von bleibendem Verlust an Biodiversität und Klimastabilität.

Ganz und gar unnötig wird neuer Verkehr erzeugt, denn der geplante Einkaufsmarkt ist per Design nur für Autofahrer interessant. Gleichzeitig werden den geplanten alternativen Einkaufsmöglichkeiten in der Ortsmitte von Hähnlein bleibend die Kunden und damit die Rentabilität entzogen. Das ist gerade für die älter werdende Bevölkerung eine schlechte Nachricht. Das Sterben und die Ödnis der Innenstädte wird genau so langfristig in Kauf genommen. Gleichzeitig aber geht unwiederbringlich Naturraum verloren. Zunehmender Verkehr und Flächenfraß haben direkten Einfluss aufs Klima.

Sollte die Gemeinde Alsbach-Hähnlein einen Beschluss zum Bau an dieser Stelle am 8.12.2020 fassen, dann tragen die politischen Entscheider Verantwortung für eine geradezu beispielhafte Verletzung der Prinzipien des Natur- und Klimaschutzes. Ein solcher Beschluss passt einfach nicht mehr in diese Zeit.

Die lokalen Naturschutzvereine BUND und NABU wenden sich ganz entschieden gegen das Vorhaben.

Wir fordern eine sorgfältige Prüfung der Alternativen und eine Einbeziehung der Hähnleiner Mitbürger in eine offene Diskussion.

Im Anschluss an das geplante Baugebiet erstrecken sich wertvolle Streuobstflächen und ein Amphibiengewässer

Netto – ein nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen?

Das Unternehmen Netto rühmt sich in seinem Umweltbericht einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie. Nur sollte auch Netto klar sein: Ein Ausbau der Verkaufsflächen im Außenbereich ist schlicht nicht vereinbar mit dem Nachhaltigkeitsprinzip. Auch für Netto muss gelten: ein reales Netto-Null beim Flächenverbrauch im Außenbereich muss Unternehmensziel werden, sonst ist das Nachhaltigkeitskonzept nicht schlüssig.

Unternehmen werden an ihren Taten gemessen, nicht an ihren jährlichen Umweltberichten.

Wir brauchen einen Umbau der sozialen Marktwirtschaft in eine nachhaltige Marktwirtschaft. Dieser Umbau muss genau hier bei uns in den Gemeinden stattfinden und bedarf kluger und langfristig angelegter Kommunalpolitik.


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