NABU: Kommunalwälder können wichtigen Zukunftsbeitrag leisten
Wetzlar/Frankfurt – Der NABU ermuntert hessische Kommunen, dem Klima- und Artenschutz in Teilen ihres Gemeindewaldes Vorrang einzuräumen und dafür auf Holzeinschläge zu verzichten. „Einer natürliche Entwicklung des Waldes bindet über Jahrhunderte Kohlendioxid in Holz und Boden und bietet so einen optimalen natürlichen Klimaschutz“, so Maik Sommerhage, Landesvorsitzender des NABU. Die Klimaanpassung der Wälder ist Thema zweier Waldveranstaltungen von NABU und FSC Deutschland, die am Mittwoch und Donnerstag in Frankfurt am Main stattfanden.
Ein vorbildliches Beispiel für den Klimaschutz durch Naturwälder ist die Stadt Darmstadt. Die Stadt wurde im letzten Jahr mit der NABU-Waldmedaille ausgezeichnet. Im Rahmen eines Runden Tisches wurde dort ein neues Waldbewirtschaftungskonzept erarbeitet. Es setzt ganz auf Walderhaltung vor Holznutzung. Neben Naturwaldflächen sollen sich dort durch Ernteverzicht der Holzvorrat erhöhen und das Kronendach schließen. „Naturwälder entwickeln ein geschlossenes Kronendach, das vor Austrocknung in Dürrejahren schützt. Die Holzmasse verdoppelt sich gegenüber einem bewirtschafteten Wald. Dadurch erhält sich der Wald ein feucht-kühles Innenklima und kann den zunehmenden heißen Sommertagen trotzen“, erläutert Sommerhage die Vorteile für Städte und Gemeinden. Wo kein Holz geerntet werde, fahren zudem keine schweren Maschinen durch den Wald, die den Boden verdichten, die Wasserspeicherkapazität vermindern und das Wachstum der Bodenpilze hemmen. Das „Wood Wide Web“ der Pilze ist für Bäume überlebenswichtig.
Naturwälder schützen nicht nur sich und das Klima. Sie sind auch für die Artenvielfalt von großer Bedeutung, weil viele Tiere, Pflanzen und Pilze erst in besonders alten Wäldern genug Verstecke finden, um Unterschlupf finden und sich zu vermehren. In alte Bäume klopfen Schwarzspechte ihre Höhlen, die anschließend von 60 verschiedenen Arten genutzt werden können. Selbst in einem Baumpilz wie dem Zunderschwamm leben bis zu 600 verschiedene Arten. Auch für die erholungssuchenden Menschen sind Naturwälder viel attraktiver und erlebnisreicher als intensiv bewirtschaftete Wälder.
Im hessischen Staatswald wurden in den letzten Jahren 10 Prozent der Waldfläche einer natürlichen Entwicklung zugeführt. Im Kommunalwald ist der Anteil an Naturwäldern bislang dagegen noch gering. Das neue Förderprogramm der Bundesregierung „KlimaWildnis“ möchte Kommunen dabei unterstützen, die Ausweisung von Naturwäldern finanziell zu stemmen. Deshalb entschädigt es den Verlust der Holzernte für die Kommune zu 100%. „Diese Chance, mit Hilfe des Förderprogramms Naturwälder für den Klimaschutz und Wasserrückhalt einzurichten, sollten Kommunen unbedingt nutzen“, so Sommerhage. Der NABU Hessen empfiehlt, langfristige Strategien zu entwickeln, um auf Dauer mehr Wasser im Wald zu speichern. Das hilft nicht nur den Bäumen vor Austrocknung, sondern schützt auch Unterlieger vor gefährlichem Hochwasser.