Okt 092018
 

BUND, SDW, und HGON hatten zu einer Begehung des Darmstädter Ostwaldes mit dem Forstwissenschaftler Martin Betram eingeladen. Hier unser kurzer Bericht:

Am Treffpunkt (Fußgängerbrücke über B26) konnte man gleich sehen, wie sehr negativ sich Randstreifen und zu breite Waldwege auswirken: Die Bäume bekommen zuviel Licht, Feuchtigkeit wird zusätzlich aus dem Wald gezogen durch Kamineffekte. Bei Waldwegen muss das Kronendach möglichst geschlossen bleiben!

Die dort stehenden Eichen (Stieleiche, Bild 1) sind generell komplett begrünt, wogegen die Buchen (meist Hainbuchen, weniger Rotbuche im Darmstädter Wald Bild 2) allesamt mindestens in der gesamten Krone verdorrt sind.

 

Die Eiche ist generell weniger empfindlich gegen hohe Temperaturen und Wassermangel. Sie ist ein Lichtbaum. Unter einem Buchenschirm hat die Eiche daher wenig Chancen.

Dann wurde eine Stelle mit einer Eichen-Dickung gezeigt, einmal mit Zaun hochgewachsen (ca. 1,60m), und einmal ohne Zaun, komplett mehrmals knöchelhoch verbissen. Beim derzeitigen Wilddruck hat Verjüngung ohne Schutz keine Chance. In der großen Dickung gibt es keinen ausreichenden Schatten durch stehengebliebene Altbäume (zu wenige), daher wachsen die Eichen in der Dickung nicht zu kräftigen Stämmen.

Es folgt eine Stelle, in einer leichten Senke, wo Buchen und Eichen quasi in Symbiose stehen. Die Eichen überragen mit ihren Kronen die Buchen und schirmen sie so vor zuviel Einstrahlung ab. Das Kronendach ist geschlossen, kein Licht fällt auf den Boden (Bild 3 und 4).

Letzter Punkt war eine (fast-) Lichtung, etwas trockener, die einen Vorgeschmack auf eine nicht auszuschließende Zukunft bietet: Es stehen noch ein paar wenige ältere Buchen, aber schwer geschädigt (Bild 5), u.a. Sonnenbrand am Stamm (Bild 6)

Die Fläche hat viel zu viel Licht, es bildet sich Gras, was z.B. Mäuse anzieht, die den Bäumen weiter zusetzen. Hier sollte unbedingt punktuell mit licht-resistenten Bäumen nachgepflanzt werden („plombiert“, nicht maschinell). Das Gras muss weg. Ein Problem, das mehrfach angesprochen wurde, ist der viel zu hohe Wildbesatz (Schalenwild, Rehe usw.). Die Verjüngung des Waldes hat einfach keine Chance, irgendwo zu bestehen. Hier muss endlich gegengesteuert werden. Beispiele erfolgreichen Wildmanagements wurden genannt.

Generell ist zu sagen, dass die Ausrichtung von M. Bertram eher in die Richtung geht „wie kann der Wirtschaftswald, wie wir ihn kennen, ökologisch sinnvoll erhalten werden“, unter den sich verändernden Bedingungen. Die Bäume stehen dabei klar im Mittelpunkt. Der Aspekt der Artenvielfalt, die ja in einer Steppenlandschaft oder einem kränkelnden Wald nicht unbedingt schlechter ist, wurde nicht berücksichtigt. Nur ein Beispiel: Freie Wegsäume sind schlecht für den Wald (der Buschbestand am Wegrand verhindert zuviel thermische Luftbewegung, wenn er gemäht wird, trocknet der Wald schneller aus). Wir wissen aber, dass die Wegränder, wenn sie schonend offengehalten werden, wichtige Rückzugsräume für Tagfalter sind.

Sehr guter Moment: Es wurden klare Vorschläge und Erwartungen an die anwesenden Darmstädter Stadtverordneten bzw. Magistrat gegeben. Es gibt in Darmstadt einen runden Tisch zum Thema.

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