Dez. 192024
 

Das Aussterben von Arten ist normal. Allerdings findet zur Zeit ein beunruhigend schneller Artenschwund statt, der schon mit früheren Massenaussterbe-Ereignissen verglichen wurde. Artenschutz ist daher eine der zentralen Aufgaben des NABU.

Im Bereich der Flora sind hier vor Ort unter anderem am Blütenhang einige Seltenheiten zu finden, um deren Erhalt wir uns bemühen. Allerdings haben auch unerwünschte invasive Arten wie Götterbaum und Goldrute entdeckt, dass es sich hier gut wachsen lässt. Um die Raritäten zu schützen, finden daher übers Jahr Pflegemaßnahmen in den unterschiedlichen Biotopen statt. Unter anderem werden Flächen regelmäßig gemäht. Dies gilt auch für die sogenannte Zahntrostwiese. Auf dieser wächst der einjährige Gelbe Zahntrost (Odontites luteus), der unseres Wissens in Südhessen nur noch an einer weiteren Stelle vorkommt.

Allerdings werden beim Mähen zwar die vorhandenen Stängel der Goldruten gekappt, zurückdrängen lassen sie sich so aber kaum. Das liegt daran, dass der Zahntrost sehr spät aussamt und die Wiese daher erst spät im Jahr gemäht werden kann. Zu dieser Zeit ist die Samenbildung der Goldruten schon weitgehend abgeschlossen. Deswegen suchte einer unserer Aktiven im Jahr 2021 nach einem neuen Ansatz und versuchte auf einer kleinen Teilfläche, die Goldruten mit Wurzeln auszureißen. Ein simples Austreiben im nächsten Jahr sollte dann nicht möglich sein. Da der Boden dort meist recht locker ist, gelang dies auch.

2021: Massenhaft Goldruten

Daher wurde im Frühjahr 2022 mit einer systematischen Jätung der jungen Goldruten begonnen. Die Trittbelastung auf den übrigen Flächen wurde dabei so gering wie möglich gehalten. Da diese Wiese ca. einen halben Hektar groß ist, war dies zugegebenermaßen viel Arbeit. Es gelang aber in den meisten Fällen, die Pflanzen mit Wurzelausläufern auszureißen, selbst dort, wo ganze Cluster über ihr Wurzelwerk miteinander verbunden waren. Diese Arbeit zog sich bis in den Herbst hin.

Mit Spannung wurde dann das Jahr 2023 erwartet. Es zeigte sich, dass die Zahl der Goldruten schon wesentlich geringer war. Dennoch wurden in diesem Jahr in diversen Einsätzen noch mehr als 4500 Pflanzen gejätet, die entweder aus noch nicht eliminierten Wurzeln sprossen oder aus neu angeflogenen Samen auskeimten.

2023: Besserer Zustand der Wiese im Sommer, verbliebene Goldruten gelb markiert

Im Jahr 2024 fiel die Zahl der Goldruten noch geringer aus und die Pflanzen waren höchstens noch mittelgroß, meistens aber kleiner. Insgesamt wurden noch 2500 Pflanzen beseitigt. Diese wuchsen aber nicht auf einmal auf, sondern nach und nach, sodass bei manchen Besuchen auf der Wiese fast schon danach gesucht werden musste.

Wenn so viele oft dicht beeinander stehende Pflanzen entfernt werden, entstehen natürlich Freiflächen. Das war in diesem Jahr überdeutlich, ein ehemaliger Goldruten-Standort stellt sich jetzt als schöne, sandige, spärlich bewachsene Brache dar. Außerdem war deutlich zu erkennen, dass die Artenvielfalt auf der Wiese zugenommen hat. Und schließlich, das war das erfreulichste, hat sich die Zahl der Zahntrostpflanzen sehr stark vergrößert. Erstaunlicherweise wuchsen die meisten sogar außerhalb der Teilflächen auf, auf denen sie zuvor zu finden waren. Entweder fand hier ein effizienter Samenflug statt, oder es befanden sich noch Samen im Boden, die neben den dominierenden Goldruten vorher keine Chance hatten. Insgesamt war das Projekt bis jetzt also erfolgreich.

2024: Reichlich blühender Zahntrost

Sicher wird es auch in den Folgejahren nicht ohne Jäteinsätze gehen, denn die Goldrute soll noch weiter zurückgedrängt werden, und auch die Brombeeren haben entdeckt, dass Flächen freigeworden sind, und breiten sich aus. Auch das (leicht zu beseitigende) Kanadische Berufkraut ist noch zahlreich vertreten. Der Pflegeaufwand sollte mit der Zeit aber abnehmen, bei gleichzeitig besserem Biotopzustand.

Vermutlich wird das Jäten auf schweren Böden schwieriger oder nur nach Regenfällen möglich sein. Wir haben mit dem Kirschbaumstück aber eine weitere wertvolle Wiese mit lockerem Boden, auf der schon viele Goldruten stehen, und werden das Verfahren sicher auch dort ausprobieren. (Alle Fotos: privat)

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