Okt 052023
 

Der Götterbaum hat aktuell Hochsaison und breitet sich immer weiter aus. Wenn man einmal weiß, wie er aussieht, sieht man ihn plötzlich überall bei uns.

Ist das nicht unbedenklich? Nicht der natürliche Lauf der Evolution? Profitiert von mehr Grün denn nicht die Natur? Nein, nein und nein sind die Antworten: Das ist nicht unbedenklich, denn das ist weder natürlich noch profitiert davon die heimische Natur. Vielmehr hebelt der bei uns nicht natürlich vorkommende Götterbaum (Ailanthus altissima) die Evolution aus und schadet heimischen Arten massiv. Als sogenannte invasive Art ist er eines der schädlichsten Gewächse bei uns überhaupt.

Götterbaum in Seeheim

Bild: Felix Joerg Mueller, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=115417347

Pflanzen, Tiere und andere Organismen, die sich fern ihrer ursprünglichen Heimat breitmachen und dort heimische verdrängen, nennt man invasive Arten. Sie tragen häufig ursächlich zum Aussterben von Arten bei. Nach einem Bericht des Weltbiodiversitätsrat (IPBES) von Anfang September sind invasive Arten einer der Haupttreiber der globalen Krise der Artenvielfalt. Die Artenkrise wiederum gilt als eine von sechs planetaren Grenzen der Erde, die bereits überschritten sind.

Götterbäume überwuchern nicht nur heimische Pflanzen, vielmehr sondern sie über ihre Wurzeln auch wuchshemmende Stoffe gegen andere Pflanzen ab. Gleichzeitig bieten Götterbäume heimischen Tieren kaum Nahrung oder geeignete Nist- oder Brutstätten. Damit sind Götterbäume ein trauriges Paradebeispiel für diejenigen Arten, die dem IPBES-Report vom September 2023 zufolge bei 60% der ausgestorbenen Arten weltweit zumindest mitgewirkt haben und bei 16% der ausgestorbenen Arten sogar als Hauptursache gelten.[1] Götterbäume tragen damit maßgeblich zur Krise der Artenvielfalt und der damit verbundenen Überschreitung einer planetaren Grenze bei – und das hier bei uns in Parks, im Wald, an Straßenrändern und in privaten Gärten. Wir raten daher dringend dazu, das aggressive Gewächs zu bekämpfen. Je eher man damit anfängt und je früher in ihrem Entwicklungsstadium man die Pflanzen erwischt, desto aussichtsreicher kann man ihre Ausbreitung verhindern und damit viel für die heimische Artenvielfalt tun.

Bekämpfungsempfehlung Götterbaum (Ailanthus altissima)

Bekämpft man Götterbäume nicht, wachsen sie ungehindert und breiten sich mit großer Wahrscheinlichkeit rasant flächig immer weiter aus. Durch ihre starke Verdrängungskraft (Allelopathie) bilden sie dann Reinbestände ohne andere (heimische) Pflanzen. Wir empfehlen deswegen die Bekämpfung durch eine Kombination dreier Methoden:

Bekämpfungsmethoden
Der Götterbaum kann und soll das ganze Jahr über bekämpft werden. Besonders wichtig ist dabei die Bekämpfung nach der Blüte, um die weitere Verbreitung durch Samenflug zu verhindern, besonders effektiv hingegen die Bekämpfung junger Pflanzen, Stockausschlägen und Wurzelbrut:
1) Ausreißen oder Schneiden kleinerer Stamm-/Stockausschläge und Wurzelbrut: Jungpflanzen und Wurzelbrut können ausgerissen werden. Pflanzen immer wieder vorsichtig aus dem Boden ziehen, sodass möglichst viel der Wurzel mit ausgerissen wird. Die Stamm-/Stockausschläge und die Wurzelbrut müssen während mindestens drei Jahren konsequent entfernt werden.
2) Fällen und Schneiden/Mähen: Ausgewachsene Bäume sollten fachkundig gefällt werden. Die Bearbeitung eines großen Reinbestands kann zu aufwändig sein. In diesem Fall wird eine sukzessive Eingrenzung des Bestandes empfohlen. Primär sind die samentragenden weiblichen Bäume zu entfernen. Im Weiteren sollen von außen her Wurzelbrut sowie Stamm-/Stockausschläge ausgerissen (s.o.) oder regelmäßig gemäht/geschnitten werden.
3) Ausgraben des Wurzelstocks: Wurzelstock möglichst vollständig ausgraben, um den Nährstoffspeicher für die Wurzelbrut zu minimieren. Ist dies nur teilweise möglich, muss die Wurzelbrut während mindestens drei Jahren konsequent ausgerissen werden.
Entsorgung und Nachkontrollen
Pflanzenmaterial ohne Blüten, Samen oder Wurzeln kann normal kompostiert werden, der Stamm kann in Form von Schnitzeln oder als Stückholz als Brennholz verwendet werden. Pflanzenmaterial mit Blüten oder Samen muss in einer Platz- oder Boxenkompostierung oder in der öffentlichen Kompostieranlage entsorgt werden. Wurzeln und Wurzelausläufer sind in einer Boxenkompostierung oder in der öffentlichen Kompostieranlage zu entsorgen. Die Entsorgung in einer Müllverbrennungsanlage ist immer möglich. Noch im gleichen Jahr (Juli−Oktober) muss sichergestellt werden, dass keine blühenden Pflanzen mehr auftreten und versamen können. Eliminierte Bestände müssen während mehrerer Jahre auf Neuaustriebe (Wurzelbrut) kontrolliert werden.
Götterbaum: Merkmale und Unterscheidung vom Essigbaum
Blätter des Götterbaums sind unpaarig gefiedert, 40−90 cm lang, ganzrandig und nur zum Grund hin leicht gezähnt, und haben Drüsen auf der Unterseite
Gelblich weiße Blütenrispen, Früchte flügelförmig gedreht, 3−5 cm lang und 0.5−1 cm breit, männliche und weibliche Blütenstände auf verschiedenen Bäumen
Blütezeit: Juni−Juli, unangenehmer Geruch
Typische Standorte: Gärten, Waldränder, Lichtungen, Kiesgruben, Straßenränder und Mittelstreifen Verwechslungsgefahr: Essigbaum (Rhus typhina). Die Blätter des Essigbaums sind im Gegensatz zum Götterbaum gezähnt, die Fruchtstände stehen aufrecht, deren kleine Früchte rot behaart sind – und Essigbäume riechen auch nicht so unangenehm wie Götterbäume. Weitere Unterscheidungsmerkmale und Bilder dazu findet man hier.

Bei Fragen rund um den Götterbaum wenden Sie sich gerne an den NABU. Wenn Ihnen Vorkommen des sich schnell verbreitenden Gewächses in Ihrem Garten „über den Kopf wachsen“, können Sie sich auch an uns wenden – wir können eventuell – je nach Verfügbarkeit – mit einem Trupp von Helfer:innen die ersten Schritte mit Ihnen gemeinsam gegen den Götterbaum im Privatgarten gehen.


[1] Roy et al. (2023). IPBES Invasive Alien Species Assessment: Summary for Policymakers (Version 2). Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.8314303

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