Apr 032021
 

Die Krise der Artenvielfalt am Beispiel Steinkauz

Steinkauz-Beringungsaktion des NABU südlich Darmstadt

Der Steinkauz ist eine der typischen Arten der offenen Landschaft, insbesondere von Streuobstwiesen.

Die Steinkauzvorkommen werden regelmäßig überwacht – zum Beispiel im April zum Beginn der Brutzeit durch sogenanntes Locken: Steinkauzmännchen antworten sofort auf die Lockrufe und markieren damit ihre Brutreviere. Für das Gebiet Arheilgen und Wixhausen liegen Lockrufdaten aus dem Jahr 2017 vor (siehe Karte unten).

Foto: NABU/Jan Zeißler – Steinkauz-Beringungsaktion der AK Eulenschutz im Ried

Ein wichtiger Hinweis: mehrfach abgespielte Lockrufe können den Revierinhaber unter massiven Stress setzen, hier ist unbedingt Rücksicht zu nehmen! Vogelbeobachtung und erst recht Lockung sollte zusätzliche unnötige Störung und Beunruhigung unbedingt vermeiden.

Die Ausräumung von Hecken, die Aufgabe extensiver Beweidung und die Zerstörung alter Streuobstwiesen haben die Steinkauz-Population in den letzen Jahren unter Druck gesetzt. Die weitere Intensivierung der Landwirtschaft mit Folienlandschaften gerade in Ortsnähe erhöht den Druck. Eine weitere Versiegelung von Flächen durch Überbauung mit Gewerbegebieten im Außenbereich von Arheilgen und Wixhausen führt unweigerlich zum lokalen Erlöschen einer weiteren Vogelart.

Ist kein Ausgleich möglich? Kann nicht mit ein paar zusätzlichen Streuobstwiesen anderswo der Naturverlust kompensiert werden?

Foto: NAJU/Jan Zeißler – Erstkontakt

Die Antwort ist: Nein. Naturschützer vom NABU und anderen Organisationen beobachten seit Jahren die Populationsentwicklung wichtiger Zielarten der Feldflur, wie Feldlerche, Kiebitz und Steinkauz mit hohem Aufwand und sehr detailliert. Die Zahlen sind so dramatisch, dass Vogelschützer immer wieder Alarm schlagen: absehbar werden wir in wenigen Jahren die oben genannten einst häufigen Arten als Brutvogel komplett verlieren, wenn nicht sofort Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Die gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichsmaßnahmen beim Bau von Gewerbegebieten haben sich als vollkommen ungeeignet erwiesen, dem negativen Trend entgegenzuwirken. Der NABU Darmstadt fordert einen Baustopp im Außenbereich, insbesondere wo nachweisbar noch vorhandene Brutgebiete von Steinkauz und Kiebitz vernichtet würden.

Junge Naturschützer hängen Steinkauzröhren auf

Aktion Steinkauz für Wixhausen und Arheilgen

Steinkauzröhre mit spezieller Mardersicherung

Der NABU ruft dazu auf, die letzten bekannten Brutgebiete des Steinkauzes mit einem gezielten Artenhilfsprogramm zu erhalten. Ein konkretes Förderprogramm im Bereich Wixhausen/Arheilgen mit fachlicher Unterstützung der AG Eulenschutz beim NABU KV Darmstadt ist aktuell in Vorbereitung: In den kartierten Steinkauzrevieren werden zusätzliche mardersichere Steinkauzkästen als Nisthilfen für den Steinkauz angebracht. Die Vorkommen im Gebiet werden weiter eng überwacht.

Mitmachen? Freiwillige Helfer sind immer willkommen beim NABU!

Bitte meldet euch direkt beim NABU-Eulenexperten Willi Fuchs, Mobil 0160 / 471 3664.

Akute Gefährdung der Steinkauzvorkommen

Die zunehmende Versiegelung von Flächen durch Gewerbe- und Wohngebiete im Außenbereich, die irreversible Schließung der Korridore für den Artenaustausch und der nachweisliche Abschreckungseffekt von Bebauung auf Vögel der Feldflur über mehrere hundert Meter hinweg werden im Bereich von Wixhausen und Arheilgen unweigerlich zum lokalen Erlöschen der letzten Steinkauzvorkommen führen. Hier trägt die Kommunalpolitik eine besonders große Verantwortung: in Zeiten der Klimakrise und der Krise der Artenvielfalt kann nur ein Baustopp in den Außenbereichen eine angemessene Reaktion sein. Ein „weiter so“ mit dem Wachstum auf Kosten der Natur wäre eine radikale Entscheidung und eine deutliche Demonstration, dass die Kommunalpolitik Darmstadts den Ernst der Krise der Artenvielfalt trotz der Warnungen der Wissenschaft ignoriert.

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