Jedes Jahr wählen die Naturschutzvereine und –Gruppen von Seeheim-Jugenheim ein Tier, eine Pflanze oder ein Biotop des Jahres, um auf ein besonderes Problem in unserer Gemeinde hinzuweisen.
Wir leben in einer Zeit, in der sich zwei Katastrophen immer stärker entwickeln: Die Klimaveränderung und das Artensterben. Über das Klima wird viel gesprochen und geschrieben und auch ein kleines bisschen was getan. Vom Artensterben hört und liest man fast nichts und eine Aktivitätssteigerung gegen das leise Verschwinden unserer Kleinen gibt es leider nicht.
In den letzten Jahrzehnten sind in Naturschutzgebieten 75% der Insektenmasse verschwunden. Außerhalb dieser Gebiete sind es noch mehr und das weniger werden geht weiter. Manche Arten sind kaum betroffen, wie z.B. Maikäfer und Feuerwanze, andere dafür umso stärker. Im Raum Seeheim-Jugenheim lebten einmal mindestens 200 Wildbienenarten. Die meisten fliegen nur vier Wochen. Den Rest des Jahres sind sie Ei, Larve oder Puppe. Sie sind schwer zu finden und zu bestimmen. Wenn man also eine Art drei oder fünf Jahre lang nicht findet, kann man nicht behaupten, sie wäre verschwunden. Das kann man mit einiger Sicherheit erst in 20 oder 30 Jahren. Die Indizien für einen Rückgang sind aber schon jetzt stark.
Die Hauptursachen für das Insektensterben sind die Landschaftsausräumung und der fast flächendeckende Gifteinsatz in der Landwirtschaft. Daran wird sich leider in den nächsten Jahren nicht viel ändern. Besonders betroffen sind die von Nektar und Pollen abhängigen: Schmetterlinge, Solitärbienen und Hummeln. Zeit verzögert trifft es dann auch ihre Fressfeinde: Raubinsekten, Spinnen, Fledermäuse und Vögel. Deshalb sind alle aufgerufen, nach Möglichkeiten zu suchen, wie man die Nektar- und Pollenmenge vermehren kann. Als eine Möglichkeit haben die Artenschützer die Alleen entdeckt. Sie sind öffentlicher Besitz und bestehen fast immer aus nur einer Baumart, die nie (Nadelbäume, Eichen, Buchen, Birken, …) oder nur zwei Wochen im Jahr Nektar und Pollen haben. 50 – 52 Wochen im Jahr haben sie nichts.
Wenn in einer Allee Bäume ausfallen, dann soll nicht die gleiche Art nachgepflanzt werden, sondern verschiedene Arten, die es in der Umgebung möglichst nicht gibt. Außerdem sollen sie Nektar und Pollen haben. Solche Bäume sind: Esskastanie, Linden, Weiden, Ahörner, Elsbeere, Mehlbeere, Steinweichsel und Obstbäume. Wenn dazu noch Sträucher und ein paar Blumen kommen, wird das die Nektarmenge und die Zeit, in der es Nektar gibt, vergrößern.
Je mehr Arten es gibt, umso stabiler ist das biologische Gleichgewicht. Wir hoffen, dass unsere Kinder und Enkel bald wieder so viel Schmetterlinge beobachten können, wie es uns früher vergönnt war. Deshalb wollen der NABU und die Wühlmäuse möglichst noch in dieser blattlosen Zeit die erste Allee angehen, spätestens aber im kommenden Herbst oder Winter.
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