Kaum ein Medium berichtet nicht über die große Anzahl und Vielfalt der Schmetterlinge, die im Jahr 2018 zu beobachten sind. Beispielhaft ist der unten stehende Internetbericht des WDR vom 10.07.2018.
Auszug aus WDR Internetbericht vom 10.07.2018 https://www1.wdr.de/wissen/natur/schmetterlinge-118.html
„Außergewöhnliches Schmetterlingsjahr
Von Britta Reinke
- 2018: Deutlich mehr Schmetterlinge
- Die Zahlen stammen von ehrenamtlichen Schmetterlings-Zählern
- Trotzdem: Keine Trendwende beim Insektensterben
Es flattert so bunt wie selten auf Wiesen, an Waldrändern und in unseren Gärten. In diesem Sommer sind auffällig mehr Schmetterlinge zu beobachten. Der Große Kohlweißling kommt gleich dreimal so häufig vor, wie in den vergangenen Jahren. Aber auch seltenere Arten lassen sich deutlich häufiger blicken. Sie tragen Namen wie Kleiner und Großer Eisvogel, Großes Ochsenauge, Kleiner Fuchs, Kaisermantel oder Gelbes Ordensband. Sowohl bundesweit, als auch in Nordrhein-Westfalen sind die Zahlen eindeutig.
Mögliche Gründe
Karl-Heinz Jelinek, erfahrener Schmetterlingskundler aus Köln, sagt, dass es für das Naturschauspiel vermutlich mehrere Gründe gibt: Die warme Witterung in den Monaten April und Mai, aber auch weniger natürliche Feinde. Schlupfwespen etwa, die ihre Larven sonst häufig in Schmetterlingsraupen einnisten, sind aufgrund der letzten schmetterlingsarmen Sommer vorübergehend weniger geworden.
Bestgezählte Insekten Deutschlands
Schon jetzt kann auf Grundlage von Daten auf ein gutes Schmetterlingsjahr geschlossen werden, weil Schmetterlinge zu den bestgezählten Insekten in Deutschland gehören. Das „Tagfalter-Monitoring“ ist ein Bürgerwissenschafts-Projekt (Citizen-Science), das am Helmholtz Zentrum für Umweltforschung in Halle koordiniert wird.
Seit 2005 zählen freiwillige Hobby-Schmetterlingskundler deutschlandweit an circa 500 Orten alle tagaktiven Schmetterlings-Arten. Ziel ist es, mehr über die Tagfalter zu erfahren: Welche Arten werden seltener, welche breiten sich aus? Welche Lebensräume nutzen sie? Welche Faktoren bewirken Veränderungen bei der Bestandsentwicklung und Verbreitung?
Keine Trendwende
Solche besonderen Schmetterlingsjahre gibt es immer wieder. 2018 bedeutet also keine grundsätzliche Trendwende beim Thema Insektensterben. Generell können Gartenbesitzer das Vorkommen von Schmetterlings-Arten unterstützen, indem sie Wiesen so selten wie möglich mähen, denn Insekten brauchen Futterpflanzen.
Wenn erst nach dem Verblühen der Schmetterlingsblumen wie Salbei, Flockenblume und Knautie, gemäht wird, tut man etwas für den Umweltschutz. Außerdem sollte man auf synthetische Schädlingsbekämpfungsmittel und Dünger verzichten, denn Wildblumen gedeihen am besten auf nährstoffarmen, mageren Böden.“
Auch im Gebiet des NABU Seeheim-Jugenheim ist das Schmetterlingsjahr 2018 deutlich und auffällig. Deshalb stellen wir nachfolgend eine Reihe von Schmetterlingen und Falter vor, die meist im Südwesten des Landkreises Darmstadt-Dieburg aufgenommen wurden.
Wie der WDR-Bericht deutlich macht, ist damit jedoch eine Trendwende beim Insektensterben nicht erreicht. Hier bedarf es dauerhafter und zielgerichteter Veränderungen. Blühstreifen an den Rändern von Äckern und Wegen könnten ein Betrag für einen Stopp beim Insektensterben sein. Der Verzicht auf Pestizide hilft nicht nur den Schmetterlingen. Und was wir selbst tun können, beschreibt der Bericht des WDR ganz gut.
Schmetterlinge im Bereich des NABU Seeheim-Jugenheim
Allgegenwärtig ist das Tagpfauenauge (Aglais io) (Bickenbach, Landbachaue, 11.06.2018). Es ist in ganz verschiedenen Lebensräumen häufig zu finden. Seine Eier legt es an die Blattunterseite von Brennnesseln. Aus den Puppen entwickelt sich dann im Sommer der Falter, der sich später ein geschütztes Winterquartier sucht oder sich noch im gleichen Jahr fortpflanzt (2. Generation).
Deutliche graugrüne Adern auf der Unterseite der Flügel unterscheiden den Grünader-Weißling (Pieris napi) (Bickenbach, Erlensee, 31.03.2018) von anderen Weißlingsarten. Der Grünader-Weißling ist in verschiedenen Lebensräumen zu finden (Waldränder, Wiesen, Baumhecken, Parkanlagen, Gärten). Er fliegt bei uns von März bis Oktober (in zwei bis drei Generationen). Die Überwinterung erfolgt als Puppe. Man findet die Puppe auf Schaumkrautarten, Kresse und Raps.
Der C-Falter (Polygonia c-album) (Bickenbach, Fasanenlache, 10.04.2018) hat einen tief eingebuchteten Flügelrand. Verwechselt werden kann er mit dem Kleinen Fuchs, allerdings ist das weiße „C“ auf der Flügelunterseite ein eindeutiges Bestimmungsmerkmal. Gerne hält sich der C-Falter in lockeren Wäldern, an Waldrändern und auf Streuobstwiesen auf. Das Weibchen legt die Eier einzeln, oft auf Brennnesseln ab. In Deutschland kann man den C-Falter vom Frühling bis in den Herbst beobachten.
Der Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) (Bickenbach, Landbachaue, 15.07.2018) sitzt gerne auf Faulbaum und Kreuzdorn. Er ist häufig und fühlt sich in vielen Habitaten wohl. Man sieht ihn von März bis August. Dann fallen sie in einen Sommerschlaf, aus dem sie im Herbst wieder aufwachen. Die Überwinterung erfolgt ohne große Vorkehrungen in Baumspalten, Sträuchern und Grasbüscheln (körpereigenes Frostschutzmittel).
Das Männchen des Aurorafalters (Anthocharis cardamines) (Hergershäuser Wiesen, 24.04.2018) ist durch seine orange gefärbten Flügelspitzen unverkennbar. Der Aurorafalter entwickelt sich an verschiedenen Kreuzblüten (Knoblauchrauke, Wiesenschaumkraut). Der Aurorafalter kommt auf feuchten Wiesen und in lockeren feuchten Wäldern vor und ist fast überall ziemlich häufig.
Der Große Kohlweißling (Pieris brassicae) (Männchen, das Weibchen hat auf der Oberseite jeweils 2 schwarze Punkte) kommt vor allem auf Kulturflächen und auf Trockenrasen vor. Früher war er sehr häufig, jetzt ist er etwas seltener geworden. Die Raupe entwickelt sich vorwiegend auf Kreuzblütlern (Kohl, Raps). Im Kohl können sie sehr gefräßig sein, zumal sich im Jahr 3 aufeinander folgende Faltergenerationen entwickeln.
Das Kleine Wiesenvögelchen (Coenonympha pamphilus) (auch Kleiner Heufalter – Bickenbach, Landbachaue, 21.07.2018) hat eine Spannweite von ca. 30 mm. Es entwickelt mehrere Generationen von Mai – November. Die Raupen sind in 5 Wochen ausgewachsen oder überwintern. Die Futterpflanze sind Gräser.
Über die Vorderflügel des Admirals (Vanessa atalanta) (Bickenbach, Landbachaue, 15.07.2018) zieht sich ein schräges rotes Band, auch die Hinterflügel haben eine schöne Rotbinde. Mit der Unterseite seiner Flügel kann er dagegen keinen Schönheitspreis gewinnen. Der Admiral lebt stets einzeln an Brennnesseln. Der Admiral ist ein Wanderfalter, der jedes Jahr aus Südeuropa einfliegt (Überwinterung kaum möglich).
Das Große Ochsenauge (Maniola jurtina) (Reinheimer Teich, 16.06.2018) kommt in offenen, trockenen bis mäßig feuchten Gebieten vor. Man erkennt es an einem schwarzen Duftschuppenfleck auf der Oberseite. Die Unterseite dieses Falters ist eintönig rotbraun. Das Große Ochsenauge frisst zunächst tagsüber, geht nach der Überwinterung zu einer nachtaktiven Lebensweise über.
Das Waldbrettspiel (Pararge aegeria) (Darmstadt, Ludwigshöhe, 23.07.2018) ist in lockeren Wäldern und an Waldrändern zu Hause. Er ist dunkelbraun, hat weiß-gelbliche Flecken und noch 3 – 4 Augenflecken hinten. Die Männchen besitzen ein auffälliges Revierverhalten (Luftkämpfe mit Konkurrenten von Sitzwarte aus). Der Falter fliegt in 2 Generationen. Zu den Futterpflanzen der Raupe gehören Gräser.
Der Kleine Perlmuttfalter (Issoria lathonia) (Bickenbach, Landbachaue, 22.07.2018) hat auf der Unterseite zahlreiche Perlmuttflecken. Der Falter frisst hauptsächlich Ackerstiefmütterchen und fliegt in bis zu 4 Generationen pro Jahr. Sein Zuhause sind offene, wenig bewachsene Gelände und Trockenwiesen.
Der Distelfalter (Vanessa cardui) (Bickenbach, Landbachaue, 22.07.2018) hat eine besonders schöne Flügelunterseite. Er kommt in offenem, trockenem Gelände vor. Er lebt vorzugsweise an Disteln (aber auch Brennnesseln und Malven). Der Distelfalter kommt aus Afrika und fliegt im Herbst auch wieder zurück, da er hier nicht überwintern kann.
Der Schwalbenschwanz (Papilio machaon) (Bickenbach, Fasanenlache, 26.06.2018) ist immer ein Hingucker. Dieser große Falter liebt sonniges, offenes Gelände. Die Raupe frisst gerne in Doldengewächsen. Der Schwalbenschwanz fliegt in 2 – 3 Generationen pro Jahr.
Der Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus), auch gemeiner Bläuling, (Griesheimer Düne, 19.06.2018) kommt in sonnigen, nicht zu feuchten Gebieten, vor. Er ist der häufigste Bläuling. Interessant ist die Unterseite der Weibchen mit orangefarbenen Randflecken. Die Raupen leben vorwiegend an Hornklee.
Die Goldene Acht (Colias hyale) (Bickenbach, Landbachaue, 17.06.2018) ist ein wunderschöner Schmetterling, der in diesem Jahr häufig zu sehen ist. Er mag Trockenrasen, Brachland und Wiesen. Die Raupe ernährt sich gerne von Luzerne und Klee.
Den Heidespanner (Ematurga atomaria) (Pfungstadt, Düne, 26.05.2018) mit seinen stark gekämmten Fühlern trifft man auf Magerrasen und in Moor- und Heidegebieten. Er fliegt von April bis September meist in 2 Generationen. Man findet ihn immer noch häufig.
Der Klee-Gitterspanner (Chiasmia clathrata) (Bickenbach, Landbachaue, 19.07.2018) ist in seiner Färbung sehr variabel. Er ist tag- und nachtaktiv. Man findet ihn in offenen Landschaften (Wiesen, Heiden, Parks) von April bis September. Die Raupe ernährt sich hauptsächlich von Klee und Luzerne.
Die Gammaeule (Autographa gamma) (Bickenbach, Landbachaue, 25.07.2018) mag offenes Gelände und Kulturflächen. Sie kommt noch häufig vor, die Raupe frisst gerne Kohl und Kopfsalat, aber auch Brennnessel und Löwenzahn. Das Gamma (hier auf dem Flügel gut zu sehen) ist ihr Markenzeichen. Pro Jahr fliegen 2 bis 3 Generationen. Die Überwinterung erfolgt meist als Raupe.
Zum Abschluss das Landkärtchen (Araschnia levana) (Crumstadt, Wasserbiblos, 11.07. 2018). Es kommt meist an Wald- und Wegrändern vor und mag schattige Stellen. Das Landkärtchen fliegt in 2 verschieden gefärbten Generationen. Die Frühlingsgeneration hat eine orangebraune Grundfärbung, die abgebildete Sommergeneration ist schwarz mit weißer Bänderung und roten Fleckenreihen. Die Flügelunterseite sieht wie eine „Landkarte“ aus. Die Raupe lebt ausschließlich auf Brennnesseln.
Kommentarfunktion geschlossen