Aug 032015
 

Umweltministerin Priska Hinz stellt hessisches Wolfsmanagement vor

Gehegewölfe im Tierfreigelände des NP Bayerischer Wald.

Wölfe im Tierfreigelände des NP Bayerischer Wald.

„Der Wolf zieht wieder durch Hessen – für eine Umweltministerin ist das eine erfreuliche Feststellung. Doch manche Menschen könnten sich vor dieser Tatsache ängstigen. Angst ist aber ein schlechter Ratgeber, darum wollen wir in Hessen über Fakten sprechen“, so Umweltministerin Priska Hinz bei der Vorstellung des hessischen Wolfsmanagements heute in Wiesbaden. „Wir wollen sachlich fundiert über den Wolf informieren, den Menschen eventuelle Ängste nehmen und auf den Umgang mit diesem seltenen und schützenswerten Tier vorbereiten“ betonte Ministerin Hinz.

Von einer möglichen Rückkehr des Wolfes sind in Hessen viele betroffen. Bürgerinnen und Bürger machen sich Gedanken darüber, wie mit Wölfen, die sich Siedlungsräumen nähern, umzugehen ist. Schaf- und Ziegenhalter fragen sich, wie sie ihre Herden gegen Angriffe durch den Wolf sichern können. „Weil die Betroffenheit so unterschiedlich ist, haben wir bereits im vergangenen Jahr den Kontakt zum NABU, dem BUND, dem Landesjagdverband, dem Ökologischen Jagdverband, dem Hessischen Bauernverband  und dem Verband der Schafhalter gesucht. Gemeinsam haben wir das jetzt neu vorliegende Wolfsmanagement erarbeitet. Im Ergebnis sind wir heute schon gut auf die Möglichkeit einer dauerhaften Rückkehr des Wolfes vorbereitet. Das ist ein wichtiger Schritt um in Hessen sachorientiert und unaufgeregt mit dem Thema Wolf umzugehen“, so Ministerin Hinz.

Für die Bürgerinnen und Bürger steht das Thema Sicherheit im Mittelpunkt. Hierfür hat das Umweltministerium ein Merkblatt mit den wichtigsten Verhaltensweisen bei einem Aufeinandertreffen zwischen Mensch und Wolf entworfen. Das Merkblatt steht allen Interessierten im Internet zur Verfügung. Außerdem arbeitet das Umweltministerium  mit der Polizei zusammen, um auf alle Fälle vorbereitet zu sein. Denn für die Bürgerinnen und Bürger ist die Polizei in der Regel der erste Anlaufstelle bei Kontakt mit dem Wolf. „Die Wahrscheinlichkeit auf einen Wolf zu treffen ist äußerst gering. Kommt es, entgegen aller Wahrscheinlichkeit, doch zu einem Aufeinandertreffen, gibt das Merkblatt klare und verständliche Hinweise wie man sich verhalten soll“, kommentierte Hinz. Um das wissenschaftliche Monitoring voran zu bringen, hat das Land eine offizielle Wolfbeauftragte. Um dieses Monitoring aber möglichst breit und flächendeckend zu betreiben, benötigt das Land auch die Mithilfe unter anderem der Bevölkerung, der Naturschutzverbände oder der Forst- und Landwirtschaft. Darum wurde eigens eine Wolf-Hotline eingerichtet. Diese kann bei allen Fragen zum Thema Wolf erste Informationen, die richtigen Ansprechpersonen oder Vorgehensweisen vermitteln.

Die Schafhalter in Hessen sind in besonderer Weise von einer möglichen Rückkehr des Wolfes betroffen. Daher liegt ein Schwerpunkt des hessischen Wolfsmanagements auch im präventiven Herdenschutz. Alle Regierungspräsidien wurden bereits mit einem elektrischen Herdenschutzzaun ausgestattet. Im Falle eines belegten Wolfrisses können sich Schafhalter diesen Zaun ausleihen. Damit soll vermieden werden, dass ein Wolf zum „Wiederholungstäter“ wird. „In Hessen verfügen wir über große Flächen an Grünland. Darum sind wir auf die Schafhalter zur Pflege dieser Kulturlandschaft angewiesen. Wir haben bereits viele Förderprogramme auf den Weg gebracht, um das wirtschaftliche Überleben der Schafhalter sicher zu stellen. Der Wolf wird die Existenz der Schafhalter jedenfalls nicht gefährden“, bekräftigte Hinz. Wissenschaftliche Untersuchungen aus anderen Bundesländern belegen, dass der Wolf sich zu weniger als 1% von Schafen oder Ziegen ernährt. Das Land kooperiert eng mit Schafhaltern zusammen, um den Herdenschutz in Hessen weiter voranzutreiben.

Eine Prognose über den Zeitpunkt oder den Ort einer sesshaften Wolfspopulation kann derzeit nicht angestellt werden. Darum wird das Umweltministerium die fachliche Aus- und Fortbildung und Beratung zum Thema Wolf intensivieren. Dafür werden in allen hessischen Landkreisen jeweils zwei „Wolfsexperten“ ausgebildet. Im Herbst dieses Jahres steht die erste Schulung an. Weitere werden im kommenden Jahr folgen. Die Wolfsexperten werden als erste Ansprechpartner für alle Fragen rund um das Thema Wolf dienen und ihr Wissen auch in Schulen und Aufklärungsveranstaltungen weitergeben. Diese Experten werden aus den Reihen der Naturschutzverbände, der Jägerschaft, den Förstern und den regionalen Behörden gewonnen. Auf Seite des Landes gibt es eine offizielle Wolfsbeauftragte, die als zentrale Anlaufstelle für das Wolfsmonitoring dient und die Koordination zwischen den Institutionen des Bundes und der anderen Bundesländer übernimmt.

„Wir wollen künftig ein besonderes Augenmerk halten auf die Bereiche, die für eine Rückkehr des Wolfes attraktiver erscheinen als andere“ hob Ministerin Hinz hervor. Dazu gehörten waldreiche wenig besiedelte Gegenden mit wenig Straßen, insbesondere Rothaargebirge, Ederbergland, Kellerwald, Burgwald, Reinhardswald, praktisch der gesamte Werra-Meißner-Kreis, der nördliche Vogelsberg und Spessart. „Dort rechnen wir zuerst mit der Bildung reproduzierender Paare und danach auch Rudeln. Wann dies geschieht, können wir heute noch nicht sagen.“

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