Mai 212025
 

Der Feldhamster (Cricetus cricetus) – früher eine häufig vorkommenden Tierart im hessischen Ried bei Pfungstadt, ist lokal wahrscheinlich seit einem Jahrzehnt ausgestorben. Das aktuelle Artgutachten von 2021 des Landes Hessen bestätigt, dass dieses Gebiet seither als „Restvorkommen“ geführt wurde, aber seit 2014 ohne jegliche Nachweise geblieben ist.

Der Verband Landschaftspflege Darmstadt-Dieburg e. V. hat deshalb ein Projekt gestartet, dem Feldhamster wieder anzusiedeln.

Im Rahmen des seit 2019 laufenden Feldflurprojekts „Rheinauen bei Trebur“ werden in diesem Populationsraum auf Agrarflächen mehrerer landwirtschaftlicher Betriebe hamsterfreundliche Bewirtschaftungsmethoden umgesetzt. Die Maßnahmen werden durch Fördermittel aus dem hessischen Programm für Agrarumwelt- und Landschaftspflegemaßnahmen (HALM 2) unterstützt.

Die Tiere stammen aus der Zuchtstation des Landes Hessen in Langöns, das von der AG Feldhamsterschutz der HGON betreut wird.

Ziel des Projekts ist die Etablierung einer sich selbst erhaltenden Population.

Um den Erfolg der Auswilderung nachvollziehbar zu dokumentieren und messbar zu machen, sind begleitende Maßnahmen wie die Kartierung der Baue, der Einsatz von Fotofallen, Nachweise durch Wärmebildaufnahmen, Telemetrie sowie Fang-Wiederfang-Untersuchungen geplant.

Der Einsatz der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des NABU begann bereits Anfang Mai mit der Einzäunung des Ackers, um die geplante Auswilderung vorzubereiten.

Das Auswilderungsgelände

Ein Acker mit locker gesätem Wintergetreide, ein Streifen Luzerne und einem Bereich Blühstreifen wurden als Auswilderungsfläche ausgewählt, mit Elektrozaun gegen Prädatoren eingezäunt und mit Wildtierkameras bestückt.

Für jedes der auszuwildernden 12 weiblichen und 18 männlichen Tiere wurde ein ca 50 cm tiefes Loch in den Acker gebohrt, um den Tieren eine erste Versteckmöglichkeit im Boden zu bieten.

Die notwendige tägliche Kontrolle der Netzzäune und später das Monitoring der Feldhamster wird auch von ehrenamtlichen Aktiven des NABU unterstützt, denn der NABU KV Darmstadt ist aktives Mitglied im Landschaftspflegeverband.

Fütterung Junghamster vor Ort

Valentina Bautrog von der HGON – Referentin für Feldhamsterschutz bei HGON – transportierte mit ihrem Team die ersten 15 Tiere aus der HGON-Zuchtstation in Langöns zum Auswilderungsgelände bei Eschollbrücken. Die ausgewählten Tiere haben eine genetische Herkunft aus Südhessen- denn leider gibt es keine originalen Pfungstädter Feldhamster mehr.

Mitunter nehmen Feldhamstermütter nicht alle Jungen an – im konkreten Fall hatte das Muttertier zwei von 10 Jungenaus dem Wurf aussortiert. Die Tiere werden mit viel Liebe und Einsatz vom Valentina und ihrem Team von Hand großgezogen. Ein enormer Aufwand, denn über 3 Wochen müssen alle 1,5 Stunden 10 Milliliter Spezialmilch verfüttert werden mit einer Pipette- Tag und Nacht.

Vorbereitung der Auswilderung

Die Tiere werden einzeln in kleine Transportkäfigen angeliefert. Auf einer Plastikrinne wird Stroh aus dem Käfig des individuellen Tiers bereitgestellt, damit der Hamster im neuen Heim einen vertrauten Geruch nach Heimat wahrnimmt. Jeder Transportkäfig ist mit einem Namensschild markiert. Das Schild wird später auf die Box über dem Kunstbau im Acker geklebt.

Auswilderung – Das „Hamsterhotel“

In Abständen von 10 bis 20 Metern sind Kunstbaue auf dem Luzerne-Acker verteilt. An jedem Kunstbau steht eine Markierungsstange und eine Plastikbox bereit. Ein ca 50 cm tiefes Loch ist gebohrt, darin befindet sich ein kleiner Vorrat an Futter.

Zunächst wird etwas Stroh aus dem alten Käfig um des Loch herum verteilt, damit der Eingang vertraut nach der letzten Unterkunft riecht. Der Kunstbau wird wieder mit der großen Plastikbox abgedeckt. Zuletzt wird der Hamster vorsichtig von der Transportbox in die Plastikbox über dem Höhleneingang verbracht.

Die Box wir als Schutz gegen die Sonne mit ausgerupfter Luzerne bedeckt – fertig ist das neue Hamsterhaus.

Bericht der Regierungspräsidiums Darmstadt vom 28.5.2025

LPV Darmstadt Dieburg e.V. Feldhamsterprojekt

1 Artgutachten 2021 https://www.hlnug.de/fileadmin/dokumente/naturschutz/artenschutz/steckbriefe/Saeugetiere/Gutachten/Artgutachten_2021_Feldhamster_Cricetus_cricetus.pdf

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