Nächtliches Nachtfalter-Monitoring am Malchener Blütenhang
Nachtfalter sind allesamt grau und langweilig? Mitnichten! – Zwar gibt tatsächlich viele grau oder braun gefärbte Arten, aber diese beeindrucken vielfach durch schöne Muster. Auch die umgangssprachliche Bezeichnung „Motten“ für alle Nachtfalter ist schlicht falsch, denn das bezeichnet eigentlich eine Kleinschmetterlingsfamilie zu der etwa die Kleidermotte gehört.
Zu wiederholten Male wollten wir genauer wissen, welche Falter sich des Nachts am Blütenhang bei Malchen einfinden, insbesondere in der Nähe der neu angelegten Bienenweiden. Nun ist es gar nicht so einfach, Nachtfalter zu zählen.
Wie fängt man Nachtfalter?
Eine normale 15 Watt Leuchtstoffröhre, angeschlossen an eine normale Autobatterie ist sehr geeignet. Die Nachtfalter werden besonders stark von Licht mit hohem Blauanteil und/oder UV Strahlung angezogen. Deswegen eignen sich Leuchtstoffröhren mit Abstrahlung in diesem Spektralbereich am besten. Warum die Falter vom Licht angezogen werden ist nach wie vor heiß diskutiert und es gibt verschiedene Hypothesen dazu. Die gängigste ist vereinfacht gesagt die, dass die Falter sich am Mond orientieren und diesen versuchen in einem 90 ° Winkel zu halten um geradeaus zu fliegen. Versuchen sie das allerdings mit einer Lichtquelle die auf der Erde liegt, fangen sie zwangsläufig an um die Lichtquelle herumzufliegen, bis sie irgendwann dagegen fliegen. Eine weitere Erklärung wäre, dass Nachtfalter immer in Richtung von Bereichen mit größerer Helligkeit fliegen, weil sie dort besser sehen und eher keine Hindernisse im Weg sind. Diese Hypothesen können aber auch nicht alles erklären und so bleiben es eben Hypothesen. Wie auch immer, Fakt ist, die Falter werden von künstlichen Lichtquellen angezogen und fangen an darum im Kreis zu fliegen in immer enger werdenden Bahnen, bis sie gegen die Lichtquelle fliegen. Die Falle hat rund um die Lichtquelle zusätzlich Plexiglasscheiben, die die Falter noch schneller anfliegen, weil sie diese schlecht sehen können. Dann fallen sie herunter in einen Trichter und anschließend in den Sammelbehälter, der mit Eierkartons ausgelegt ist. In die Eierkartons verkriechen sich die Falter sehr gerne und bleiben meistens bis zum nächsten Morgen friedlich sitzen. Natürlich ist das eine Lebendfalle, kein Tier nimmt dabei Schaden und die Falter werden nach der Bestimmung wieder freigelassen. Lichtfallen zur Insektenvernichtung verbieten sich natürlich absolut und bringen rein gar nichts!
Was gibt es am Blütenhang zu finden?
Einigermassen interessant: der Schmuck-Kleinspanner (Scopula ornata). Der Name ist nicht so falsch gewählt, denn dieser Spanner ist erstens ziemlich klein und zweitens sieht er ganz schmuck aus. Die Art ist zwar keine Seltenheit und in ganz Deutschland verbreitet, tritt aber nirgendwo wirklich häufig auf. In einigen nördlichen Bundesländern gilt sie sogar schon als gefährdet. Da sie bevorzugt in Trockengebieten mit seinen Hauptfutterpflanzen Thymian und Dost vorkommt, ist sie im Süden etwas häufiger. Der Schmuck-Kleinspanner besiedelt Offenland-Habitate, die aber auch gut von Gebüschen und Waldrändern durchsetzt sein sollten. Das ist generell eine Konstellation, die für Schmetterlinge bzw. Insekten allgemein recht günstig ist. Leider sieht man immer mehr das andere Extrem, nämlich nur Offenland, wo kein Baum und Strauch weit und breit steht oder dichter Wald oder Gebüsch.
Eine generell noch relativ häufig gefundene interessante Art ist die Putris-Erdeule (Axylia putris), die auch gerne in mäßig trockenen Gebieten vorkommt, aber ein recht großes Spektrum an Lebensräumen bis in den Siedlungsbereich hinein besiedelt.
Dann noch die Lehmfarbige Graswurzeleule (Luperina testacea), wer denkt sich nur immer diese deutschen Namen aus? Sie kommt vor allem in grasigen Offenland-Habitaten vor, da die Raupen in den Halmen und Wurzeln verschiedener Gräser leben. Die Art ist allgemein verbreitet bis häufig.
Ansonsten noch die Braune Spätsommer-Bodeneule (Xestia xanthographa), eine unserer häufigsten aber auch recht schön anzusehenden Eulen. Die Raupen leben vor allem an Gräser, aber auch krautigen Pflanzen.
Und zu guter letzt der Schwammspinner (Lymantria dispar). Oft als Forstschädling verhasst, unterliegt er oft großen Populationsschwankungen, die sich manchmal zu Massenvorkommen aufschaukeln können. Dann fressen die haarigen Raupen ganze Bäume kahl. Im Gegensatz zu Prozessionspinnern sind die Raupen für die meisten Menschen (selten können mal allergische Reaktionen auftreten) völlig harmlos. Dennoch wird – ähnlich wie beim Maikäfer in Pfungstadt – gerne mal zur Giftspritze gegriffen. An dieser Stelle muss sicher nicht ausgeführt werden, welch eine Katastrophe für alle übrigen Insekten das ist. Gerade hier in der Rheinebene, in den Eichenmischwäldern, wo noch einige seltene Arten vorkommen, der Schwammspinner aber auch sehr gerne mal etwas ausufert, wirkt sic das fatal aus.
Ein etwas trauriges Fazit
Die Anzahl der aufgefundenen Nachtfalter-Arten liegt im Durchschnitt bei nur 20-25 Arten pro Nacht. Damit bleibt der Blütenhang wenigstens in diesem Jahr deutlich hinter den Erwartungen aufgrund der Landschaftsstruktur zurück. Allerdings kommen einige Kilometer weiter Richtung Osten in der noch schlimmeren Kulturwüste erwartungsgemäß kaum noch mehr als 10 Nachtfalter-Arten in einer Nacht an die Lichtfalle. Zum Vergleich: In intakten Naturräumen wie den Alpen werden in einer Nacht durchaus 60-70 verschiedene Arten gefangen und auch hier waren es früher sicher mehr. Schuld sind – wie so oft – die intensive Landwirtschaft und die zunehmende Bebauung.
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