Juli 022021
 

Kooperation zwischen NABU Hessen und MHI Gruppe schafft und erhält bereits seit sechs Jahren Lebensräume für seltene Arten

Foto: NABU/Tino Westphal – Steinbruch – ein extrem dynamischer Lebensraum für seltene Arten

Wetzlar – Im Juni 2016 schlossen der Naturschutzbund Deutschland (NABU) – Landesverband Hessen und die Mitteldeutsche Hartstein-Industrie AG (MHI) eine langfristige Kooperationsvereinbarung zur Bestandsaufnahme, Planung und Durchführung von Artenschutzmaßnahmen in 13 Natursteinbetrieben der Unternehmensgruppe in Hessen und Rheinland-Pfalz. Nach sechs Jahren der Zusammenarbeit wird das Projekt nun offiziell verlängert und gemeinsam auf die bisherige, erfolgreiche Zusammenarbeit zurückgeblickt. „Diese Kooperation ist ein großartiges Beispiel, wie durch einen konstruktiven Dialog, statt der so häufig im Vordergrund stehenden Konfrontation, bei der Rohstoffgewinnung gemeinsam und langfristig große Verbesserungen für den Artenschutz erreicht werden können. Dass sich eine Unternehmensgruppe freiwillig zum Artenschutz bekennt und diesen im laufenden Betrieb integriert, ist vorbildlich“, sagt Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen. Der Sprecher des Vorstands der MHI Gruppe, Christoph Hagemeier, stellt heraus: „Die öffentliche Wahrnehmung ist durch sehr wenige pressewirksame Fälle von größerem Flächenanspruch und Konflikten bei der Rohstoffgewinnung häufig negativ besetzt. Dies wird der Thematik jedoch überhaupt nicht gerecht. Vor, während und nach der Rohstoffgewinnung gibt es auf unseren Gewinnungsflächen viel Raum für Natur und Artenvielfalt. Uns ist es ein Anliegen, mit diesem Geschenk der Natur bewusst umzugehen, die Bedingungen zu bewahren und dort, wo es sinnvoll ist, gezielt zu verbessern.“

Gemeinsam für mehr Artenvielfalt

Insgesamt 13 Steinbrüche der MHI Gruppe in Hessen und Rheinland-Pfalz werden seit dem 01.06.2016 durch den NABU Hessen naturschutz- und artenschutzfachlich betreut. In den Steinbrüchen finden seitens des NABUs regelmäßige Begehungen statt, um die vorkommenden Arten zu erfassen und die Ergebnisse zu dokumentieren. Für jeden Steinbruch werden Möglichkeiten aufgezeigt und erarbeitet, wie der Lebensraum Steinbruch für Arten und Naturschutz optimiert werden kann. Die aus diesen Möglichkeiten abgeleiteten Maßnahmen werden in der Folge zusammen mit dem Unternehmen umgesetzt.

So wurden bei den Begehungen im Laufe des Projektes bereits mehr als 1.800 Artbeobachtungen dokumentiert. Insgesamt handelt es sich dabei um 320 verschiedene Tier- und Pflanzenarten. In den überwiegenden Fällen handelt es sich dabei um Vögel, Amphibien und Insekten, welche die ökologischen Besonderheiten der heimischen Rohstoffgewinnungsbetriebe als Rückzugsgebiet und Lebensraum nutzen. In den Steinbrüchen wurden Maßnahmen zum aktiven Artenschutz wie das Aufhängen von Nistkästen und Fledermausquartieren, aber auch die gezielte Neuanlage von über 100 Kleinstgewässern umgesetzt. Durch diese Maßnahmen konnten die Lebensraumbedingungen für bedrohte Arten wie z.B. die Wechselkröte, Gelbbauchunke, Flussregenpfeifer und Uhu, aber auch zahlreiche Insektenarten optimiert und gesichert werden.

Viele dieser Arten finden in unserer Kulturlandschaft nur noch selten geeignete Lebensräume. In aktiven Steinbrüchen entstehen diese besonderen Lebensräume häufig automatisch, was sie zu einem Rettungsanker für bedrohte Arten in unserer Landschaft macht. Manche der dokumentierten Arten kommen in Hessen fast nur noch in Gewinnungsstätten vor. Ziele der Kooperation sind es, die in den Steinbrüchen vorkommenden seltenen Arten zu erhalten und weiter zu fördern und den Artenschutz in den regulären Betriebsablauf zu integrieren.

Zusammenarbeit verändert Blickwinkel

Die Mitarbeiter*innen der MHI Gruppe werden im Zuge der Kooperation geschult und für die Ansprüche und Gefährdungen der verschiedenen Arten sensibilisiert. Neben den speziell geschulten ehrenamtlichen NABU-Aktiven, die als Steinbruchbetreuer*innen den Mitarbeiter*innen als direkte Ansprechpartner zur Verfügung stehen, können die betriebseigenen Mitarbeiter*innen so ein Auge dafür entwickeln, welche Artenvielfalt sich auf ihrem Betriebsgelände finden lässt und wo evtl. sensible Bereiche entstehen, die im Betriebsablauf berücksichtigt werden müssen. „Es hat uns begeistert zu erleben, wie die Beschäftigten der MHI sich im Laufe der Kooperation immer stärker mit den seltenen Arten in ihrem Steinbruch identifiziert haben und wie sie mit der zunehmenden Wertschätzung der Artenvielfalt ein ganz neues Auge für die Betriebsflächen und die nötigen Abläufe entwickelt haben“, berichtet Gerhard Eppler. „Durch die hier entstandene enge Zusammenarbeit zwischen Abbaubetrieb und Naturschutz ergibt sich ein enormer Gewinn für die Artenvielfalt.“

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