Eine kleine Gruppe Interessierter, einer sogar aus Oppenheim angereist, fand sich am Naturparkplatz im Stettbacher Tal zusammen, um sich von Dr. Mathias Ernst die dortigen Schätze der Schmetterlingsfauna zeigen zu lassen.
Vom Parkplatz ging es über die Straße nach Hainzenklingen. Auf dem Weg wurde zunächst die Entstehungsgeschichte des großen Natura-2000 Schutzgebietes (EU-Recht) Kniebrecht-Melibocus-Orbishöhe erläutert, inklusive der dazugehörigen Waldgesellschaften.
An der angrenzenden Wiese konnte man sehen, dass die zu späte Mahd sub-optimale Bedingungen für den Ameisen-Bläuling geschaffen hat, der aber an einem anderen Wiesenrand gefunden wurde.
Es folgten Erläuterungen zur langfristigen Veränderung insbesondere der Waldrandbiotope, die heutzutage von Stickstoff-liebendendem Pflanzen , wie dem Klebrigen Labkraut (Galium aparine) und Neophyten, wie dem Drüsigen Springkraut (Impatiens glandulifera) besiedelt sind.
Weiter ging es dann nach Stettbach.
Unterwegs wurden u.a. Landkärtchen (Araschnia levana), Kaisermantel (Argynnis paphia), Großes Ochsenauge (Maniola jurtina), Schwammspinner (Lymantria dispar) und Waldbrettspiel (Pararge aegeria) und der Russische Bär (Euplagia quadripunctaria) gesichtet. Letzterer wird auch Spanische Flagge genannt und ist eine der Zielarten des nahem FFH-Gebietes.
Das Sechsfleck-Widderchen (Zygaena filipendulae), auch Blutströpfchen genannt, konnte bei der Paarung beobachtet werden.
Von Stettbach ging es vorbei an einer Streuobstwiese in Pflege des BUND Seeheim mit einem schönen Vorkommen an Spanischer Flagge und dem Großen Ochsenauge.
Weiter ging es zum NSG Fuchswiese. Das Naturschutzgebiet wurde insbesondere wegen des Vorkommens seltener Schmetterlinge ausgewiesen und wird extensiv als Mähwiese gepflegt, um die Kräuter zu fördern, auf die die Falter und ihrer Raupen angewiesen sind.
Entsprechend findet sich eine große Population des Ameisenbläulings (Maculinea sp.), insbesondere des sehr seltenen Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläulings (Maculinea teleius). Die Ameisenbläulinge gehen eine fakultative Symbiose oder besser gesagt Sozialparasitismus mit jeweils einer bestimmten Ameisenart ein, und sind auf den Großen Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) als Nektar- und Eiablagepflanze angewiesen.
Das letzte Highlight war dann ein „Gebüsch“ aus Roßminze (Mentha longifolia) unterhalb der Fuchswiese. Diese Pflanze zieht Schmetterlinge als Futterpflanze magisch an, so dass hier noch einmal viele der bisher gesichteten Arten und auch der Große Perlmutterfalter (Speyeria aglaja) gesehen wurden.
Hier wurde noch einmal deutlich gemacht, wie sehr sich die Artenvielfalt und die Individuenzahlen der Tagfalter, aber auch fast aller anderen Insekten, in den letzten Jahrzehnten verringert haben. Der immer noch geduldete Einsatz hochwirksamer Insektizide aus der Klasse der Neoncotinoide, das Verschwinden ungenutzter Flächen in der Feldflur und die zu intensive Bewirtschaftung von Weideflächen sind die wesentlichen Gründe hierfür. Naturschutz gegen die starke Interessenvertretung der Agrarindustrie durchzusetzen ist schwierig und langwierig, aber in höchstem Maße geboten. Aber auch jeder einzelne und die lokalen Gemeinden können hier durch Schaffung von Rückzugsgebieten einen Beitrag zum Arterhalt leisten.
Nach gut drei Stunden war die Veranstaltung zu Ende. Wir danken Mathias Ernst ganz herzlich für sein Engagement, und den Teilnehmern für ihr Interesse. Wir hoffen dies bei Gelegenheit wiederholen zu können. Alle die diesmal nicht dabei sein konnten, haben wirklich was verpasst.
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