Seit 2022 kommt es alljährlich im April zu Rastbeobachtungen
des Kuhreihers (Bubulcus ibis) im Bereich der nördlichen Altneckarschlingen bei Hähnlein, Bickenbach und Pfungstadt. Diese Vögel sind weniger gewässergebunden als andere Reiherarten und halten sich überwiegend auf extensiv von Rotem Höhenvieh beweidetem Grünland auf.
Die Zahl der rastenden Reiher lag bislang zwischen eins und sechs (im Jahr 2025: zwei). Beobachtet wurden schon Tiere im Jugend-, Übergangs- und auch Prachtkleid. Die Rastdauer betrug regelmäßig bis zu drei Wochen. Vor 2022 lagen für dieses Gebiet keinerlei Sichtungsnachweise vor.
Erstmals im April 2025 wurde zudem wiederholt das für diese Reiherart typische „Riding-Verhalten“ dokumentiert: Die Kuhreiher saßen regelmäßig auf ruhenden oder langsam ziehenden Bullen und Ochsen und hielten sich dort teilweise auch über längere Zeiträume auf. Dies deutet auf eine zunehmende Anpassung an lokale Bedingungen und möglicherweise auf individuelles Lernverhalten hin. Das Gebiet scheint sich somit als etabliertes Rasthabitat der Kuhreiher im Frühjahr zu entwickeln – vermutlich auch im Rahmen des mitteleuropäischen Populationszuwachses dieser Art infolge der Klimaerwärmung.
Alle bisherigen Beobachtungen fallen in den Zeitraum des Frühjahrzugs. Die wahrscheinliche Zugroute der Rastvögel führt aus Überwinterungsgebieten in Südfrankreich, Norditalien oder der Iberischen Halbinsel über das Rhone- und Rheintal nordostwärts in Richtung der mitteleuropäischen Brutgebiete – insbesondere in den Benelux-Staaten und vereinzelt Südskandinavien. Das Rastgebiet in Südhessen liegt dabei günstig in einer Korridorlage und bietet geeignete Nahrungsflächen mit extensiver Rinderbeweidung.
