Aug. 152025
 

In den Wintermonaten war es ruhig um die Weißstörche in den Altneckarschlingen von Bickenbach, Hähnlein und Pfungstadt – wie in den Vorjahren überwinterte hier kein einziger Storch.

Für die Storchenbeobachter und Nestbetreuer der NABU-Ortsgruppe Seeheim-Jugenheim eine willkommene Verschnaufpause.

Am 22. Januar – einen Tag früher als 2024 – wurden die ersten beiden Rückkehrer in den Weilerwiesen bei Hähnlein gesichtet. Anhand ihrer Ringe waren sie rasch als zwei alte Bekannte aus der Hähnleiner Fasanenlache identifiziert. Ihre langjährige Geschichte (Spoiler: mit nun traurigem Ausgang) müsste vielleicht separat berichtet werden.

Über die problematische Brutsaison 2025 wurde bereits hier berichtet: Zwischenbericht NABU.

Fotos: NABU/Willi Benz – Erste Rückkehrer

In den Altneckarschlingen brüteten in diesem Jahr 46 Storchenpaare (Vorjahr: 41). Davon hatten nur 18 Paare (Vorjahr: 37) Bruterfolg und brachten zusammen 36 Jungstörche zum Ausfliegen (Vorjahr: 75). 22 Paare (Vorjahr: 4) blieben ohne Nachwuchs oder verloren ihn vollständig.

Das entspricht einer Reproduktionsrate von 0,78 Jungvögeln pro Paar – deutlich zu niedrig für den Selbsterhalt einer Population. Erforderlich wären etwa 1,9, das langjährige hessische Mittel liegt sogar bei 2,1. Auch aus anderen Regionen Hessens werden schwache Brutergebnisse gemeldet; landesweit wird 2025 eine Reproduktionsrate unter 1,5 erwartet. Die offizielle landesweite Auswertung und Veröffentlichung der Daten erfolgt noch durch die NABU-Landesarbeitsgruppe Weißstorchschutz.

Bei 16 Störchen (Vorjahr: 22) konnten die Ringnummern abgelesen und an die zuständige Vogelwarte Helgoland gemeldet werden. 

Pioniere beim Nestneubau

Ein Novum in diesem Jahr ist der Neubau eines Nests auf einem der zahlreichen Mittelspannungsmasten in der Bickenbacher Renaturierung. Bauherrschaft war ein unberingtes  Paar, das hier eine erfolgreiche Brut absolvierte und drei flügge Junge aufzog. Bleibt zu hoffen, dass diese Pionierleistung ohne Nachahmer bleibt – Mastbruten bergen das Risiko von Stromnetzausfällen (Kurzschlüsse) und provozieren häufig fatale Kollisionen von Störchen mit den stromführenden Leitungen.

Ende Juli/Anfang August waren alle diesjährigen Jungstörche bereits in Richtung ihrer südlichen Überwinterungsgebiete abgereist. Sie starten den ersten Zug meist in kleinen Gruppen von 10–50 Tieren und schließen sich unterwegs zu größeren Schwärmen zusammen. Die Zugrichtung gibt ihnen der Instinkt vor – eine Begleitung durch Altvögel erfolgt nicht.


Die aktuell/Mitte August verbliebenen Störche im Gebiet sind ausschließlich die adulten Brutvögel. Sie rasten nun häufig in größeren Trupps, widmen sich intensiv der Gefiederpflege und beenden ihre Mauser, bevor auch sie in den kommenden Wochen den Flug in ihre Winterquartiere antreten.

Kommentarfunktion geschlossen

NABU Menu