Naturschützer appellieren an Jäger: Beendet die Hasenjagd
Wetzlar/Frankfurt – Anlässlich des bevorstehenden Osterfestes appellieren die Naturschutzverbände NABU, BUND und HGON an die hessischen Jäger, künftig auf die Hasenjagd zu verzichten und den bedrohten Frühlingsboten ganzjährig zu schonen. „Der Feldhase wird in Hessen immer seltener und steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Wir rufen die Jäger dazu auf, das Tier des Jahres 2015 von der Abschussliste zu streichen“, sagt NABU-Landesvorsitzender Gerhard Eppler. Noch immer würden jedes Jahr über 3.000 Feldhasen geschossen. „Seit Jahren sind die Hasenzahlen stark rückläufig. So hat allein in den letzten zehn Jahren das Fallwild um fast die Hälfte abgenommen“, erklärt Thomas Norgall, Naturschutzreferent des BUND Hessen. Obwohl Autoverkehr und Straßenbau den Druck auf die Hasenbestände weiter verstärkten, würden immer weniger überfahrene Tiere an Straßenrändern gefunden.
Oliver Conz, Vorsitzender der HGON, betont, dass die Jagd nicht als Hauptursache für den starken Rückgang des Feldhasen anzusehen sei: „Der Feldhase teilt das Schicksal mit Feldhamster und Feldlerche. Die Intensivierung der Landwirtschaft, der massive Einsatz von Dünger und Pestiziden, der zunehmende Verlust an Lebensraum durch Bebauung und Zerstückelung der Landschaft sind die wichtigsten Gründe für den schlechten Zustand seiner Bestände“. Mit dem Verzicht auf die Verfolgung könnten die Jäger aber einen wichtigen Beitrag dazu leisten, das Ostertier nicht noch weiter zu bedrängen. „Der Feldhase braucht dringend große Erholungsräume. Auch in Revieren, in denen er noch häufiger vorkommt, sollte deshalb der Bestand geschont werden, damit eine Ausbreitung in hasenfreie Gebiete erleichtert wird“, erläutert Norgall.
In Hessen ist der Feldhase vor allem im Hessischen Ried, in der Wetterau, bei Limburg und im Schwalm-Eder-Kreis anzutreffen. Mit der Beendigung der Hasenjagd würde die hessische Jägerschaft einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten. „Lassen Sie uns gemeinsam für den ganzjährigen Schutz von Meister Lampe sorgen“, fordert Eppler die hessischen Jäger zur Kooperation auf.
Hintergrund
Die Zunahme von Monokulturen in der Landwirtschaft führt beim Feldhasen vermehrt zur „Landflucht“. Inzwischen ist der eigentlich scheue Feldhase auch in Dörfern und Städten anzutreffen. Ihn treibt dabei vor allem die Nahrungssuche an. In Großstädten liegende
Brachflächen sind teilweise über Jahrzehnte ungedüngt und beherbergen daher eine vielfältige Flora, die den Hasen eine abwechslungsreiche Nahrung bietet. Diese Entwicklung kann jedoch keine Alternative zur Sicherung des Lebensraums auf dem Land sein. Ein wichtiger Beitrag zum dauerhaften Schutz des „Osterhasen“ ist eine naturverträglichere Landwirtschaft ohne Hasenjagd. Spielraum dafür bietet die aktuell geplante Novellierung der Hessischen Jagdverordnung. Eine repräsentative Forsa-Umfrage von Mitte März ergab, dass 84 Prozent der Bundesbürger es wichtig finden, dass die Aspekte des Natur- und Tierschutzes durch die Jagdgesetze gestärkt werden.
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