Erfreuliche Nachricht vom Steinkauz: Anfang Mai entdeckten NABU-Beobachter einen Steinkauz (Athene noctua) auf der höchsten Spitze eines abgestorbenen Obstbaums im nördlichen Teil der Landbachaue. Eine ungewöhnliche Beobachtung dieser dämmerungs-und nachtaktiven Kleineule bei Tageslicht und zudem höchst interessant, da in diesem und einem benachbarten Baum zwei von der NABU-Arbeitsgruppe Eulenschutz im Kreisverband Darmstadt betreute Nisthilfen für den Steinkauz montiert sind.
Auch an den Folgetagen gab es tagsüber weitere Sichtungen dieses Kauzes, u. a. wiedererkennbar an seiner Beringung, auch bei seinen Jagdversuchen im direkten Umfeld des Baums, sodass schnell ein Brutverdacht entstand.
Aus der Brutbiologie des Steinkauzes ist bekannt, dass ausschließlich das Weibchen rund vier Wochen brütet und in dieser Zeit vom Männchen mit Nahrung versorgt wird. Dies gilt auch noch für einen Zeitraum von zwei Wochen nach dem Schlüpfen der Küken.
Gegen Ende Mai steigerte der männliche Steinkauz die Frequenz seiner Jagden tagsüber, ein Zeichen, dass ein erhöhter Nahrungsbedarf besteht und mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr Schnäbel zu stopfen sind. Dass dem so war, zeigte sich ein paar Tage später, als der erste Jungkauz bei einem nur kurzen Ausflug aus dem Kasten zu sehen war.
In dieser sogenannten „Ästlingsphase“ können die Jungvögel noch nicht fliegen, dafür funktionieren Hüpfen und Flattern im Geäst erstaunlich gut. Ihre Nahrungsversorgung erfolgt in dieser Zeit weiterhin durch beide Elternvögel, die ihre Jagdausflüge abwechselnd immer weiter ausdehnen mussten.
Erneut ein paar Tage später staunten die Beobachter nicht schlecht, als aus dem Ästling-Trio plötzlich ein Quintett geworden war. Fünf putzmuntere Jungkäuze, ein fantastisches Brutergebnis, das aufgrund des eher mageren Nahrungsangebots in der hiesigen ausgeräumten Landschaftsstruktur nicht zu erwarten war!
Untersucht wird jeder Ast und jedes Loch in dem abgestorbenen Baum, insbesondere die Löcher im Totholz sind beliebt und werden auch gerne als Ruhezonen genutzt.
Auch der Nistkasten wird von den Ästlingen immer wieder gerne zum Ausruhen genutzt. Zeitweise kann es in dieser Behausung allerdings zu eng werden, sodass für eins der Geschwister nur die Türschwelle für ein Nickerchen bleibt.
Und über allem wacht stets ein Elternvogel und behält den Nachwuchs und die Umgebung fest im Auge.
Mit dem Erlernen des Fliegens, das den Jungkäuzen die Begleitung der Elternvögel bei ihren Jagdzügen ermöglicht, beginnt der Abnabelungsprozess des Nachwuchses. Sobald die Jungkäuze dann selbstständig jagen können und nicht mehr auf Zufütterung der Eltern angewiesen sind, werden sie nach eigenen Jagd- und Brutgebieten suchen, um dort mit passenden Partnern neue Familien gründen.
Mit einem dichten Netz von Steinkauz-Nisthilfen und allen machbaren Verbesserungen am Ökosystem in den potenziellen Steinkauzgebieten kämpft der regionale NABU gegen den verheerenden Schwund dieser faszinierenden Kleineulen.
Wiederum ein paar Tage später kobolzten dann drei stramme Jungkäuze durch das Geäst um ihren Nistkasten, stets unter Aufsicht eines Elternkauzes.
Dieser zeitliche Versatz in der Entwicklung der Jungkäuze resultiert aus dem asynchronen Brutverhalten, d. h. das Gelege der Steinkäuze, das meist aus 4 bis 6 Eiern besteht, die in einem zeitlichen Abstand von 1 bis 2 Tagen gelegt werden, wird schon ab dem ersten Ei bebrütet, die Küken schlüpfen und entwickeln sich dann in den entsprechenden Abständen.
In ihrer Ästlingszeit, in der zunächst das Fliegen zu erlernen ist, wechseln sich Aktivitäts- und Ruhezeiten des Steinkauznachwuchses rasch ab.
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