Die Kollegen unserer Partnerorganisation BUND hatten eingeladen zu einer Begehung des Darmstädter Stadtwalds. Die Informationsveranstaltung zeigte den Teilnehmern einen dramatischen Befund – der Wald zwischen Darmstadt und Pfungstadt befindet sich in einem beklagenswerten Zustand. Die Altbestände an Kiefern und Buchen und Eichen sind weitgehend zusammengebrochen. Die Toten Skelette sind umgeben von einem Dickicht aus Brombeere, Reitgras und Buschwerk der Amerikanischen Traubenkirsche.
Leider sind auch die teuren Nachpflanzungen mit verschiedenen einheimischen und fremden Baumarten weitgehend gescheitert. Am Wegrand findet die Gruppe aufwändig gegen den Verbiss durch den viel zu hohen Wildbestand geschützten Bäumchen. Aber, die Kirschen sind fast alle vertrocknet. Auch eine Selbstverjüngung des Waldes ist wegen der Maikäferproblematik und wegen des massiven Unterwuchses nicht mehr gegeben.
Ein ganzes Bündel bekannter und wohl auch noch unbekannter Ursachen kommt zusammen zu einem scheinbar „perfekten Sturm“, so dass sich die Frage stellt: Ist Wald hier überhaupt noch möglich?
Ganz offensichtlich hat HessenForst hier noch keine Antwort gefunden bzw. alle bisherigen Lösungsversuche führten sichtlich nicht zum Erfolg. So darf bezweifelt werden, dass das jetzt präferierte Modell der Anpflanzung neuer, nicht einheimischer Arten zum Erfolg führt. Denn ganz offensichtlich ist der Wissensstand zu deren Widerstandsfähigkeit gegenüber heutigen und künftigen Stressfaktoren ebenso dürftig.
Ein deutliches Wort an dieser Stalle an die Lokalpolitik zum Thema Jagd -und in diesem Punkt sind sich Naturschutzverbände und HessenForst in ihrer Beurteilung ungewöhnlich einig: seit vielen Jahren schreiben die Verantwortlichen von Hessenforst in die „Waldeinrichtung“ genannten Verträge zwischen der jeweiligen Gemeinde und dem Dienstleister Hessenforst „Wildbestandsregulierung: Die Wildbestände müssen den waldbaulichen Erfordernissen angepasst sein.“ Diese Forderung nach deutlich höheren Abschuss-Zahlen, endlich effektivere Formen der Jagd einzuführen, wird von der Lokalpolitik seit Jahrzehnten geflissentlich ignoriert. Die Wilddichte bei Wildschwein und Reh waren noch nie höher, als heute. Die Folgen der massiv gestiegenen Waldschäden werden sozialisiert und damit von allen Bürgern getragen.
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