Wettbewerb „Wer hat den vielfältigsten Naturgarten“
Jedes Frühjahr erblüht zwischen Malchen und Seeheim der Blütenhang und trägt für die Menschen der Region zur Naherholung bei. Wanderer, Gartenbesitzer, Familien und Kinder profitieren gleichermaßen von der Blütenpracht und ebenso viele Tiere, die dort angesiedelt sind. Sogar die Gemeinde Seeheim-Jugenheim hat sich mit dem Motto „Hier blüht´s“ und dem blühenden Baum als Logo erfolgreich ein frisches Gesicht gegeben.
Nun ist die Idylle am Blütenhang leider dauerhaft gefährdet. Aufgrund einer EU-Regelung droht eine Abrissverfügung für sämtliche Hütten und Zäune im Gebiet. Dies betrifft nicht nur den Blütenhang alleine, sondern die ganze Gemeinde Seeheim-Jugenheim. Die Folge wäre, dass viele Grundstückseigentümer und Pächter ihre Gärten aufgeben und diese dadurch langfristig verwildern.
Diese Abrissverfügungen sind keineswegs im Interesse des Naturschutzes – denn durch die Verwilderung nimmt die Artenvielfalt der Tiere und Pflanzen ab. Der Charakter dieser gewachsenen Kulturlandschaft würde sich unwiederbringlich zu monotonem Wald- und Buschland wandeln. Direkt gefährdet wären wichtige Vorkommen an seltenen und an das Kulturland gebundenen Arten, wie beispielsweise die Schlingnatter und der Neuntöter. Die Artenvielfalt des heutigen Blütenhanges ist eine direkte Folge der aktuellen Bewirtschaftungs- und Nutzungsform. Diese schwierige Situation hatte die Ortsgruppe des NABU Seeheim dazu veranlasst, den Blütenhang zum Biotop des Jahres 2010 zu erklären.
Als Reaktion auf die Gefährdung des Blütenhangs veranstalteten fünf Vereine aus Seeheim-Jugenheim gemeinsam einen Wettbewerb und fragten: „Wer hat den vielfältigsten Naturgarten?“. Die NABU Gruppe Seeheim als Initiator wurde maßgeblich unterstützt vom Verein Blütenhang e.V., der sich letztes Jahr zur Rettung des Blütenhangs gegründet hatte. Weiterhin waren der Obst- und Gartenbauverein Malchen e.V., die Ortsgruppe des BUND sowie der Museumsverein Burg Tannenberg e.V. beteiligt.
Am 18.09.2010 fand die Preisverleihung im Haus Hufnagel in Seeheim-Jugenheim statt. Eine Jury besichtigte vorab alle acht teilnehmenden Gärten und fand sehr individuelle Nutzungsarten vor. Vom neu angelegten bis zum jahrzehntelang eingewachsenen Naturgarten mit hoher Artenvielfalt ergaben sich vielfältige Einblicke. Manche Gärten werden als reine Nutzgärten zum Anpflanzen von Gemüse genutzt, andere zur Erholung für die ganze Familie oder um mit Trockenmauern und Totholzhaufen verschiedenenen Tierarten naturnahen Lebensraum anzubieten. Ein Naturgarten wurde sogar gemeinsam von drei Kindern gestaltet, sehr zur Freude von Fledermäusen, Igeln und Salamandern.
Die Jury kam zu dem Schluss, dass jeder der individuellen Gärten einen Preis verdient hat. Für ihr Engegement erhielten die Gartenbesitzer jeweils ein Vogel- oder Fledermaushaus oder ein Insektenhotel. Diese wurden vorab extra von den Wühlmäusen, der Kinder- und Jugendgruppe des NABU, selbst gebaut. Zudem gab es ein individuelles Buchgeschenk, dass Bezug auf den jeweiligen Gewinnergarten nahm, sowie eine Samenauswahl traditioneller Kultursorten. Bei einer Fotopräsentation konnten die Gäste durch die verschiedenen Naturgärten reisen und abschließend ergab sich die Gelegenheit zum gegenseitigen Austausch unter den Naturgartengestaltern.
Neben der Anregung zum naturnahen Gärtnern war ein Ziel des gemeinsamen Wettbewerbs, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf den drohenden Verlust der Vielfalt am Blütenhang zu lenken. Gleichzeitig möchten wir die Bewohner der Gemeinde Seeheim-Jugenheim motivieren, gemeinsam den Schutzstatus des Blütenhanges zu verbessern, damit der Blütenhang langfristig in seiner jetzigen Form erhalten werden kann. Um die Schwierigkeiten durch die drohende EU-Regelung zu besprechen, werden demnächst die Ortsgruppen der Naturverbände NABU und BUND, der Verein Blütenhang e.V. sowie die Untere Naturschutzbehörde, die Gemeinde Seeheim-Jugenheim und einige Vertreter des Regierungspräsidiums zu einem Runden-Tisch-Gespräch zusammentreffen.
Interessierte, die das Anliegen zur Rettung des Blütenhangs unterstützen möchten, können sich entweder an die einzelnen Vereine wenden sowie durch eine symbolische Mitgliedschaft im Verein Blütenhang e.V. ihre Stimme für die Erhaltung des Blütenhangs abgeben.
18.9.2010
Reise durch die Gärten – Fotos der prämierten Gärten von Thomas Janßen
Fotos oben und links vom 14.8.2010 | ||
Fotos unten und links vom 15.9.2010 | ||
Eckhard Woites gewachsener Hausgarten mit hoher Artenvielfalt und vielen Anregungen zum nachhaltigen Naturschutz. | ||
18.9.2010
Bewerbung zum Wettbewerb „Wer hat den vielfältigsten Naturgarten“
Jedes Jahr wählen die Naturschutzverbände NABU, BUND und die Wühlmäuse eine Pflanze, ein Tier oder ein Biotop des Jahres für Seeheim-Jugenheim.
Dieses Jahr wählten sie das Biotop Blütenhang, weil dieses oder nächstes Jahr dort viele Hütten und Zäune abgerissen werden sollen. Der Abriss würde bewirken, dass viele Grundstückseigentümer und Pächter ihre Gärten aufgeben und der Blütenhang, der früher einmal viel breiter war, noch kleiner wird. Zäune schützen nicht nur vor Diebstahl und Wildverbiss, sondern auch Wildtiere vor Hunden. Hütten können auch Siebenschläfern, Fledermäusen, Rotschwänzchen und Zaunkönigen als Unterschlupf dienen. Der Blütenhang mit seinem Mosaik aus gepflegten und Wildwuchs-Grundstücken ist reich an Kulturpflanzen, Wildpflanzen und Wildtieren, z.B. verschiedene Orchideenarten, Schlingnatter, Zauneidechse, Gartenrotschwanz und Wendehals. Um auf das Biotop Blütenhang aufmerksam zu machen sind geplant: Eine Exkursion, eine Ausstellung und der Wettbewerb „Wer hat den vielfältigsten Naturgarten?“
Bewertet werden dabei der biologische Anbau von Nutzpflanzen, Sträucher und Obstbäume, Komposthäufen, Wildpflanzen, Teiche, Hecken und Nistkästen, alte Bäume, sowie die Kinderfreundlichkeit und die Schönheit und Besonderheiten des Gartens.Jeder Teilnehmer bekommt einen Preis!
Die Veranstalter hoffen auf eine rege Teilnahme.
Kriterienkatalog
- Biologisches Gärtnern (Beete, Beerensträucher, Obstbäume)
- Kreislaufwirtschaft (Kompostierung, Mulchen)
- Kinderfreundlichkeit damit Naturwissen und Verhältnis zur Natur wachsen
- Raum für Wildpflanzen und Tiere (Wildblumenwiese, Hecke, nährstoffarmes Trockenbiotop, Gartenteich, Vogeltränke, Futterpflanzen für Schmetterlinge und Bienen, Sandplatz für Eiablage z.B. für Zauneidechse, alte Bäume, Nistkästen, Igelkasten, Trockenmauer / Steinhaufen, Reisighaufen / Laubberg, Insektenhotel für Solitärbienen, Abbruchkante für Solitärbienen und Kleintiere,
- Besonderes
- Vielfalt und Genuß
21.6.2010 Anmeldeschluß für Jury und Gärten
14.8.2010 – 15.9.2010 Besichtigung der Gärten
18.9.2010 15 Uhr Preisverleihung
Die Preisverleihung wird stattfinden in Seeheim im Haus Hufnagel (kleiner Raum) am 18.9.2010 ab 15 Uhr.
Veranstaltungsthema: Verleihung der Preise für den Wettbewerb „Wer hat den vielfältigsten Naturgarten?“
Veranstalter: NABU, BUND, Museeumsverein Burg Tannenberg Seeheim e.V. und der Obst- und Gartenbauverein Malchen e.V.