Es darf keine weitere Naturzerstörung in den hessischen Wiesen und Wäldern geben. Für ihren Erhalt sind wir bei 40 Grad teilweise über 40 km geradelt.
Mehr Straßen sind nicht die Lösung
– Gesundheit, Klima- und Umweltschutz miteinander verbinden.
Rede Tino Westphal, Vorsitzender NABU KV Darmstadt zur Abschluss-Kundgebung in Bickenbach
Unsere erste Demo-Forderung heute lautete „Wiesen, Äcker und Wald statt Asphalt“.
Das ist ein Kernthema der Naturschutzorganisationen seit vielen Jahren: die Verhinderung der weiteren Versiegelung der Landschaft.
Klimakrise und die dramatischen Verluste an Artenvielfalt im Ried und an der Bergstraße in den letzten Jahren sind eng verknüpft mit dem Problem der Versiegelung.
Und so traurig das ist, unsere Generation hat es nicht geschafft, die Versiegelung aufzuhalten. Wir sind gescheitert. Das, was in den 70er Jahren als worst case Szenario für 2020 im Gebiet südlich Darmstadt angesehen wurde, ist heute fast vollzogen: ein durchgehend zersiedeltes Stadtkonglomerat, getrennt von teilweise nur noch 200 Metern Freifläche.
Täglich werden weiter Entscheidungen getroffen in den Gemeindeparlamenten, jeden Tag verlieren wir weiter 2,5 ha Naturraum in Hessen. Mit praktisch jeder Bauentscheidung addieren wir CO2 auf unser Konto und verschärfen die Klimakrise weiter.
Die letzten Beschlüsse waren typisch dafür: Beschlüsse für neuen Baugebiete im Außengebiet in Alsbachs Quartier22 und hier in Bickenbach “In der Delle” . Hier werden die letzten noch vorhandenen Lücken zwischen den alten Ortskernen final geschlossen.
Naturschützer wissen: jede Versiegelung hat ihren konkreten Preis. Jede Umgehungsstraße, jedes Gewerbegebiet kostet das lokale Aussterben einer Art. In der Sandwiese bei Alsbach ist das die Feldlerche, „In der Delle“ bei Bickenbach die Kreuzkröte.
Naturschützer haben es satt, den einst häufigen Feldvögeln wie Feldlerche und Kiebitz beim Aussterben zuzusehen, wir haben Politiker-Sprechblasen satt, dass im nächsten schicken neuen Baugebiet sich „Ökologie und Ökonomie“ treffen und die Fotovoltaik aufdem Dach des Autohauses ja supertoll fürs Klima ist. Denn wirklich kreativ sind viele Politiker und Investoren nur im Erfinden neuer “bla bla bla”-Sprüche.
Und nein, ein kurzfristiger Steuergewinn wiegt die negative Bilanz nicht auf.
Politikersprüche und Hochglanzbroschüren von Investoren können nicht verschleiern:
* wir verlieren Artenvielfalt, jeden einzelnen Tag
* die Folgen der Klimakrise werden verschärft und nicht zuletzt
* Wir verlieren Lebensqualität!
Deshalb sagen wir deutlich: Wir können nicht verzichten auf weitere 400 Hektar Wald und zusätzlich weitere landwirtschaftliche Nutzflächen hier für den Ausbau der A67 und A5.
Wir können nicht verzichten auf notwendige Kühlungsflächen für die kommenden Hitzesommer. Denn Tage wie heute werden die Normalität darstellen in einem Sommer in Deutschland und wo Natur unter Beton verschwunden ist, gibt es keine Option mehr für klimagerechte Land- und Forstwirtschaft, können wir kein CO2 und Grundwasser sammeln, können wir keine Bäume pflanzen, die uns Schatten spenden.
Wir sehen hier eine schwerwiegende Verantwortung der Politik auf Bundesebene, auf Landesebene und auch auf kommunaler Ebene.
Forderung: Netto-Null jetzt
Das Land Hessen plant einen Flächenverbrauch von Netto-Null bis 2040, mal wieder. Bisher wurde dieses Ziel mehrfach erfolgreich in die Zukunft verschoben, wir dürfen hier aus guten Grund bösgläubig sein.
Wir fordern die konsequente Umsetzung des Netto-Null-Zieles sofort: Wo Versiegelung unvermeidbar ist, muss ortsnah mindestens dieselbe Fläche entsiegelt werden.
* Nur noch Versiegelungen, die strategisch dem Klimaschutz dienen, dürfen genehmigt werden, etwa Bahnstrecken oder Radwege; die anhaltende Förderung des Autoverkehrs ist strikt abzulehnen.
* Sofortiger Stopp aller Planungen im Außenbereich, stopp dem Autobahnausbau, Moratorium für B-Pläne im Außengebiet, mindestes solange, bis in jeder Gemeinde ein Klimakonzept und ein Verkehrskonzept auf dem Tisch liegt.
Wir brauchen eine Klimawende, wir brauchen ein Mobilitätswende. Wir brauchen Klimakonzepte und Mobilitätskonzepte und mehr Bürgerbeteiligung in jeder einzelnen Kommune. Jede Entscheidung muss abgewogen werden, ob sie der Klimakrise abhilft, ob sie die Artenvielfalt schützt. Jede Entscheidung mit offensichtlich negativem Effekt muss sofort vom Tisch. Nicht nur auf Bundesebene, auch auf Kommunaler Ebene müssen wir aufhören Lebensräume und Klima zu vernichten-
Machen wir den Entscheidern der Politik klar: Weiterbau von Autobahnen ist falsch, weitere Versiegelung ist falsch, mit Widerstand ist zu rechnen, der politische Preis ist hoch.
Ein “weiter so” beim Autobahnausbau und der Versiegelung werden wir nicht hinnehmen.
Danke dass ihr hier seid und danke dass ihr laut seid!
„Wir fordern ein #Moratorium sämtlicher Bebauungspläne in Außengebieten. Mindestens solange bis in jeder einzelnen Gemeinde ein Klimakonzept und ein Verkehrskonzept auf dem Tisch liegen.“
#KlimaschutzSofort
#Bürgerbeteiligung
#MobilitätswendeJetzt
„Wir fordern ein #Moratorium sämtlicher Bebauungspläne in Außengebieten. Mindestens solange bis in jeder einzelnen Gemeinde ein Klimakonzept und ein Verkehrskonzept auf dem Tisch liegen.#KlimaschutzSofort#Bürgerbeteiligung#MobilitätswendeJetzt pic.twitter.com/l8XFtCxgXL
— Monika (@MonikaR20218706) June 19, 2022
Auftakt in Darmstadt
Fahrt nach Bickenbach
Autobahnbrücke über die A5
Abschluss in Bickenbach
Eine Antwort to “Fahrrad – Sternfahrt – Demo für eine soziale und klimagerechte Mobilitätswende Jetzt”
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Eine sehr gute Rede Tino! Wenn wir weiterhin gemeinsam so aktiv dran bleiben, wird es keinen Ausbau der A5, A67 und A60 geben.
Helmut, Solidaritätsgruppe: A49 und Klimazerstörung stoppen – Verkehrswende JETZT!