Beobachtungen von Dezember 2015 bis Anfang März 2016
Fehlende Kälte und fehlender Schnee sorgten für wenig Abwechslung in der winterlichen Landbachaue. Spektakuläre Wintergäste blieben gänzlich aus, sodass die ganzjährig heimische Tierwelt ganz unter sich blieb. Daran änderten auch die drei angereisten Schnatterentenpaare und ein einzelner Pfeifentenerpel kaum etwas.
Sehr erfreuliche Winterbeobachtungen waren die mehrfachen Sichtungen von zwei Habichten: Ein adulter weiblicher Vogel sowie ein vorjähriger Jungvogel. Die Landbachaue bietet zwar keinen geeignetes Brutgebiet für diese bedrohte Greifvogelart, wohl aber ein lohnendes Jagdrevier, wie schon vereinzelte Beobachtungen im Vorjahr 2015 zeigten.
Anfang Februar, mit der Rückkehr der Weißstörche, wurde es dan wieder spannender in der Landbachaue. Am 6. Februar – und damit acht Tage früher als im Vorjahr – kam der männliche Brutstorch der Aue aus seinem Winterquartier zurück und bezog sofort das angestammte Nest auf dem Gittermast des NABU Pfungstadt. Obwohl unberingt, erkennen wir diesen Storch an seinem Schnabelprofil, von dem wir viele Vergleichsfotos aus den Vorjahren haben.
Zwei Tage später tauchte ein weiterer unberingter Storch in der westlichen Landbachaue auf und wurde vom Hausherrn zunächst auf Distanz zum Nest gehalten und kurz darauf endgültig vertrieben. Weitere drei Tage später erschien der nächste unberingte Storch, offensichtlich ein Weibchen, das sich dem alten Brutstorch sofort anschloss und von diesem als (neue) Partnerin akzeptiert wurde – worauf die gemeinsame Nahrungssuche und die gemeinsamen Übernachtungen auf dem Nest schließen lassen. Auch Kopulationen dieses neuen Pärchens waren gelegentlich zu beobachten. Bis zum Monatsende Februar hatte sich an dieser Konstellation nichts geändert. Der alte Brutstorch und seine neue Partnerin zeigten sich fortan unzertrennlich und hielten sich ausschließlich in Sichtweite zum Nest auf, um wiederholt auftauchende neugierige „Fremdstörche“ zu attackieren und aus dem Nestbereich zu verjagen.
In der letzten Februarwoche tauchte im östlichen Teil der Landbachaue ein am linken Bein beringter Storch auf, der sich bei näherem Hinsehen (Ablesen der Ringnummer) als alter Bekannter erwies, denn dieser Storch gehört zu dem Brutpaar, das 2014 auf dem Baumnest nördlich des Erlensees ein Junges aufzog. Auch im Vorjahr 2015 war dieses Brutpaar ständig bei der Nahrungssuche in der Landbachaue zu sehen, brütete allerdings nicht mehr auf dem Nest hinter dem Erlensee.
Am 1. März war erneut ein Storchenkampf um das Nest in der Landbachaue zu beobachten. Bei der späteren Auswertung der Fotos war dann festzustellen, dass dabei ein rechtsberingter Storch beteiligt war, der von der neuen Paarkonstellation zunächst abgewehrt und vertrieben wurde. Diese Beobachtung elektrisierte uns, denn das angestammte Brutweibchen der Aue, dessen langes Ausbleiben uns mittlerweile stark beunruhigte, ist ja bekanntermaßen auch am rechten Bein beringt. Ein Tag später dann die (erhoffte) Überraschung: Der männliche Brutstorch stand mit einer neuen und rechtsberingten Partnerin auf dem Nest. Obwohl die Ablesung der Ringnummer an diesem Tag nicht gelang stand für uns fest, dass das Brutpaar der vergangenen fünf Jahre wieder vereint war. Bestätigung brachte dann die Ringablesung am Folgetag: Das Brutweibchen der Landbachaue war aus seinem Winterquartier zurück und hatte in seiner bekannt resoluten Art das Techtelmechtel ihres Partners beendet. Einer erfolreichen, mittlerweile der sechsten, Brutsaison der Landbachauestörche sollte nun nichts mehr im Wege stehen.
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