Juli 312013
 

Ab Anfang Juli ließen die Elternstörche ihre beiden nun sieben Wochen alten Jungen zeitweise alleine auf dem Nest und kehrten nur im ein- bis zweistündigen Rhythmus zur Fütterung ihres Nachwuchses zurück. Neben den immer größer werdenden Futterbrocken bis zur Größe einer ausgewachsenen Ratte wurde an den heißen Tagen auch immer wieder Wasser antransportiert. Die Hitze selbst wurde von den Jungstörchen gut verkraftet. Abkühlung erfolgte, wie auch bei den erwachsenen Störchen, durch die geöffneten Schnäbel und das Verkoten der Beine, deren Farbe dadurch von rot nach weiß wechselt.

Mitte Juli waren kurzzeitig Ansammlungen von bis zu 20 Weißstörchen in der Landbachaue zu beobachten. Vermutlich handelt es sich dabei um junge, unverpaarte Rückkehrer, die erst in den nächsten Jahren zur Brut schreiten werden. Das Bickenbacher Brutpaar war durch diese Besucher allerdings in Alarmstimmung versetzt und jeder Fremdling der sich ihrem Nest näherte wurde bereits in der Luft attackiert und verjagt.

Am 25. Juli, also gut 10 Wochen nach dem Schlüpfen, verließen die beiden Jungstörche erstmals ihr Nest. Ihr kurzer Ausflug ging auf einen etwa 500 m vom Nest entfernten abgeernteten Getreideacker, auf dem dann eine wenig professionelle Landung hingelegt wurde. Während der kleinere Jungstorch nach einigem Stolpern endlich zum Stehen kam, kippte der Größere bei der Landung vornüber und steckte mit seinem Schnabel im Boden.  Leider ging das alles so schnell, dass wir es nicht fotografieren konnten. Die Rückkehr zu Nest verlief dann ähnlich. Erst nach mehreren Anläufen und mit viel Geflattere klappte endlich die Landung auf dem trauten Heim. Selbstverständlich wurde dieser erste Ausflug von einem Elternteil überwacht. Der Vaterstorch war die ganze Zeit über in der Nähe und beobachtete genau dieses Abenteuer seines Nachwuchses. An den Folgetagen wurden die Ausflüge länger, aber im Vergleich zu den beiden Vorjahren verbringen die Jungen tagsüber ungewöhnlich viel Zeit auf dem Nest, wo sie von den Elternstörchen auch noch gefüttert werden

Trotz der schlechten Startbedingungen durch das nasskalte Wetter nach dem Schlüpfen hat sich der Storchennachwuchs doch noch zu strammen Jungstörchen entwickelt, die wohl bald zu ihrer ersten großen Reise in den Süden aufbrechen. Bis dahin werden wir sie wenigstens noch für eine kurze Weile im Auge behalten.

Auch die Wasservögel in der Landbachaue haben mehr oder minder für Nachwuchs gesorgt. Insbesondere bei den Graugänsen und den Blässhühner konnten jeweils um die 100 Junge gezählt werden. Auch bei den Zwergtauchern waren bis zum Monatsende bereits über zehn Küken zu zählen. Weitaus weniger erfolgreich waren, wie schon im Vorjahr, die Stockenten mit ungefähr 30 Küken, die Nilgänse (drei Paare mit zusammen zehn Küken) und die Kanadagänse, von denen in der Landbachaue, immerhin ein Gebiet von 45 Hektar, nur ein einziges Paar vier Junge großzog.

Das verstärkte Aufkommen der Kanadagänse am benachbarten Erlensee ist nach unserer Ansicht in hohem Maße daruf zurückzuführen, dass diese – trotz entsprechender Hinweise – immer wieder von Spaziergängern und auch Badegästen gefüttert und dadurch an den Mensch gewöhnt werden. Würde dies unterbleiben, würden sich auch diese „Problemgänse“ ihrer Natur gemäß verhalten und, wie in der Landbachaue zu beobachten, auf eine ausreichende Fluchtdistanz zum Menschen achten. Ohne Fütterung ist das Nahrungsangebot des Erlensees für eine größere Gänsepopulation stark eingeschränkt und dem der angrenzenden Auenlandschaft weit unterlegen. Die jetzt vorgesehene Dezimierung aus „Hygienegründen“ kann allenfalls kurzzeitig für „saubere“ Seeufern sorgen. In der nächsten, spätestens übernächsten Badesaison wird dann der momentane Disput erneut aufleben.

Evelin und Willi Benz

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