Jun 142018
 

Jungvögel am Boden sind nicht hilflos

Junges Rotkehlchen: auch wenn es etwas gerupft aussieht- es benötigt keine menschliche Hilfe!

Junges Rotkehlchen: auch wenn es etwas gerupft aussieht- es benötigt keine menschliche Hilfe!

In diesen Tagen kann man überall Jungvögel beobachten, die vermeintlich alleingelassen und hilflos im Gebüsch oder auf der Wiese hocken und laut rufen. Der NABU Hessen appelliert an Naturfreunde, die Jungtiere in Ruhe zu lassen und nicht gleich aufzunehmen. „Gefiederte Jungvögel sind nicht aus dem Nest gefallen und von ihren Eltern verlassen worden. Sie rufen nicht um Hilfe“, erklärt NABU-Vorsitzender Gerhard Eppler. Viele Jungvögel werden jetzt flügge und unternehmen mit dem Verlassen des Nestes ihre ersten oft noch unbeholfenen Flugversuche. Über ihren „Bettelruf“ nehmen sie dabei regelmäßig Kontakt zu den Eltern auf, um weiter gefüttert zu werden. Nur wenn Jungvögel an gefährlichen Orten wie Straßen und Gehwegen sitzen, sollte man sie vorsichtig aufheben und ins nächste Gebüsch setzen. Ein kurz aufgenommener Jungvogel kann ohne Probleme wieder zurück in eine Astgabel am Fundort zurückgesetzt werden. Anders als bei Säugetieren nehmen Vogeleltern ihre Brut auch nach einer kurzen Berührung durch den Menschen wieder an.

Der NABU Hessen bittet Naturfreunde darum, Jungvögel auf keinen Fall mit nach Hause zu nehmen, um sie zu pflegen. „Junge Vögel brauchen in der Regel keine Pflege und werden draußen von ihren Eltern weiter versorgt“, so Eppler. Denn obwohl sie flügge werden, bleiben sie in dieser sogenannten Ästlingsphase oft noch einige Zeit in der Nähe des Nestes, bis sie völlig selbständig werden. Die Bettelrufe hören auf, wenn die Jungtiere richtig fliegen und sich selbst versorgen können. Greift der Mensch in diese sensible Phase ein und nimmt ein Jungtier mit, wird die überlebenswichtige Bindung zwischen Alt- und Jungvogel unterbrochen. Tatsächliche Hilfe benötigen befiederte Jungvögel nur, wenn nach mehreren Stunden immer noch keine Altvögel in seiner Nähe zu sehen sind. Wer gefiederte Jungvögel vorschnell in Obhut nimmt, richtet meist mehr Schaden als Nutzen an. Hilfe ist nur bei offensichtlich verletzten Jungvögeln sinnvoll, so der Biologe Eppler. Die Chance für eine erfolgreiche Aufzucht in menschlicher Obhut ist nicht sehr groß. Deshalb sollten Findelkinder in fachmännische Pflege bei Vogel-Auffangstationen gegeben werden.

Eine große Gefahr für Jungvögel geht von herumstreunenden Katzen aus. Der NABU Hessen bittet Katzenbesitzer darum, den Vierbeinern während der Brutzeit das Anpirschen an Jungvögel zu erschweren, beispielsweise durch das Umhängen eines Glöckchens. Da die Jungtiere noch nicht richtig fliegen können, sind sie eine leichte Beute für Katzen.

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