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Dez 112022
 

Der Kälteeinbruch hatte sich schon Anfang Dezember angedeutet und am 3. Advent kam dann auch der Schnee. Nicht viel, aber alle Felder und Wiesen waren bedeckt und die Teiche in der Landbachaue schnell gefroren.

Mit Schnee und Eis beginnen neue Herausforderungen für die Tiere der Aue. Besonders interessant ist, wie sichtbar alle Vögel und Säuger plötzlich sind, der Schnee lässt Verstecke nur begrenzt zu. Und die Nahrungssuche stellt sich in anderen Dimensionen dar.

Die Teiche der Landbachaue, bedeckt mit Schnee und Eis.

Aus der Nähe wird die Härte des Winters noch deutlicher.

Zielgerichtet sucht das Rote Höhenvieh noch offene Grasstellen. Die Rinder müssen jetzt öfter die Weideflächen wechseln.

Die Stieglitze kennen ihre Futterstellen ganz genau: Disteln.

Die Nutrias dagegen müssen sich ein wenig anpassen. Pilze stehen jetzt auch auf der Speiseliste.

Der Zaunkönig hat es jetzt schwer. Sonst ein Meister des Versteckens, fällt er jetzt im Schnee immer auf.

Mit dem Kälteeinbruch tauchen auch die Kernbeißer auf. Sie sitzen meist hoch in den Bäumen und knacken Fruchtkerne.

Der Erlensee ist zum Teil noch offen, sodass der Silberreiher noch Jagdmöglichkeiten hat.

Die Stockenten dagegen machen sich zu Fuß auf die Futtersuche am Wegesrand.

Der Winter ist eine harte Jahreszeit, aber die Anpassungsfähigkeit unserer Tiere hilft ihnen, ihn gut zu überstehen.

Roland Tichai

Okt 222022
 
Fotos: Roland Tichai

Gänse und Enten, soweit das Auge reicht. Unsere Stammarten haben schon immer das Gesicht der Landbachaue geprägt. In diesem Hebst zeigt sich das in eindrucksvoller Weise. Bis zu 500 Graugänse, 220 Nilgänse, 100 Kanadagänse sind jetzt in den Teichen und angrenzenden Wiesen zu sehen. Auch 150 Stockenten und 30 Krickenten beleben die Aue.

Nahezu 1000 große und kleine Wasservögel können im Herbst in der Landbachaue beobachtet werden. Zu ihnen gesellen sich dutzende weitere Stammarten und viele Zugvögel. Die Landbachaue lebt.

Gleichwohl sollte der Frage nachgegangen werden, warum sich in diesem kleinen Gebiet so viele Arten sammeln und dort auch leben können.

Ein Blick über die Teiche der Aue zeigt: 100e Wasservögel sind hier zu Hause, gerade im Herbst wird das besonders deutlich.

Graugänse im Flug. Ihr Ruf ist weit zu hören.

Graugänse
Kanadagänse

Auch der Ruf der Kanadagänse ist markant. Sie bilden meist eine fest Gruppe.

Die Nilgänse haben ebenfalls eine Heimat in der Aue gefunden und vertragen sich gut mir den anderen Arten – hier mit einer Rostgans in ihrer Mitte.

Nilgänse
Stockenten

Auch die Stockenten sind jetzt in der 3. Jahreszeit wieder in großer Anzahl auf dem Wasser – oder in der Luft.

Im Flug geben sie ein farbenprächtiges Bild ab.

Die kleinen Krickenten finden sich ebenfalls im Herbst in der Aue ein. Zwischen den großen Arten fallen sie kaum auf, man muss schon genau hinschauen.

Krickenten und Stockenten

Auch in den angrenzenden Feldern und Äckern herrscht im Herbst Betrieb. Reh, Jagdfasan und Feldhase sind immer wieder zu sehen. Und über der Aue zieht er täglich seine Kreise, der Rotmilan.

Bleibt die Frage, warum sammeln sich immer mehr Wasservögel in der Landbachaue?

Die Frage ist nicht eindeutig zu beantworten, die Situation muss deshalb weiter beobachtet werden. Eine These könnte aber folgende sein: der Klimawandel begünstigt angenehm warme Temperaturen schon im zeitigen Frühjahr und bis in den Spätherbst hinein. Dadurch zieht es immer mehr Menschen in die Natur und zu den Seen und Teichen, ganz besonders in Gebiete mit Gastronomie-Angeboten. Damit beginn ein Verdrängungswettbewerb, wie er deutlich am Erlensee bei Bickenbach zu beobachten ist: ein Gebiet, dass bisher durch viele Gänse sehr belebt war, jetzt aber zunehmend ärmer an Arten geworden ist.

Roland Tichai

Jun 062022
 

Der große Regen steht noch aus, deshalb am Pfingstsonntag noch ein kleiner Spaziergang durch die Landbachaue Bickenbach. Nicht viele Menschen sind unterwegs und in der Aue war es in den letzten Tagen auch ziemlich ruhig. Ich erwarte also nicht viel und bin dann doch überrascht.

Auf dem dürren Baum am Erlensee sitzt ein Graureiher. Er blickt sehr mürrisch drein, aber das macht er immer.

An den Teichen fällt mein Blick auf einen der Silberreiher. Er hat sich einen Ast als Ansitz ausgesucht und ist auch bald erfolgreich beim Fischen. Leider auch in der Landbachaue zu finden: Glasflaschen im Teich.

Auf der Wiese im Westen des Teichs sitzt ein Ameisen-Sackkäfer auf einem Halm. Seine roten Flügel sind ziemlich auffällig.

Dagegen ist das Weibchen der Blutroten Heidelibelle im Gras kaum zu sehen. Bemerkt habe ich sie nur, weil sie vorher aufgeflogen war.

Auf der Rollrasenwiese sehe ich plötzlich 2 junge Rehe. Ein toller Anblick. Nach ein paar Blickkontakten laufen sie in Richtung Wald

Am Ufer des Teichs hat sich ein Grünfink eingefunden und sucht nach Futter. Wie eine Limikole läuft er den Strand ab.

Die Blässhühner haben Junge und sind mit der Fütterung sehr beschäftigt. Auch bei den Störchen und Gänsen gab es reichlich Nachwuchs in der Aue.

Auf dem Rückweg zeigt sich noch ein schöner Mäusebussard mit weißer Morphe auf einem Zaunpfosten.

Fotos und Text: Roland Tichai

Apr 102022
 

In der Bickenbacher Landbachaue ist dieser Tage eine kleine ornithologische Sensation zu beobachten. Seit dem 08. April 2022 halten sich dort Kuhreiher (Bubulcus ibis) auf. Zunächst war es nur ein Vogel, am Sonntag (10.04.2022) wurden zwei Kuhreiher in der Landbachaue gesehen. Sie sitzen nahe der Beweidungsflächen mit rotem Roten Höhenvieh, an den Ufern der Teiche und auch auf Inseln in den Teichen.

Fotos: Roland Tichai – Kuhreiher in der Landbachaue

Das europäische Verbreitungsgebiet des Kuhreihers beschränkt sich eigentlich auf die Iberische Halbinsel. In den letzten Jahren hat der Bestand der Reiher aber auch in den mitteleuropäischen Ländern zugenommen – zunächst in Frankreich, Belgien und den Niederlanden, zuletzt auch in England, Italien und Deutschland. Allerdings werden mitunter auch Flüchtlinge aus der Zoohaltung gesehen.

Der Kuhreiher ist nicht sehr stark an Wasser gebunden, er jagt auch auf Feldern und Weiden, gerne bewegt er sich zwischen Viehherden. Kuhreiher sind tagaktive Vögel und haben ein sehr soziales Verhalten. Sie sind gerne in kleinen Trupps auf Nahrungssuche nach Heuschrecken, Spinnen, Würmern, Fröschen, Reptilien und Kleinsäugern. Gerne folgen die Kuhreiher auch weidendem Vieh wie Kühen, Schafen, Ziegen, Pferden.

Hier einige Bilder der Kuhreiher, die erstmals in der Landbachaue Bickenbach gesichtet wurden. Wir hoffen, sie werden hier einige Zeit bleiben.

Bericht und Fotos: Roland Tichai

Mrz 292022
 

Im Frühling/Sommer 2021 haben zwei Kiebitzpaare in der Landbachaue Bickenbach (im Bereich der Äcker und Teiche im Westen der Aue) erfolgreich gebrütet und jeweils vier Jungvögel groß gezogen. Nachdem die Jahre zuvor Bruten des Kiebitz in der Landbachaue ausgeblieben waren, war die Freude unter Naturschützern groß. Der Kiebitz findet hier gute Bedingungen vor: flache Teiche mit vielen Inseln und offenen Flächen, aber auch Grasbewuchs, große Uferbereiche in Verbindung zu angrenzenden Äckern, Wiesen und Feuchtwiesen.

Aber kann sich die Landbachaue wieder zu einem dauerhaften Brutgebiet entwickeln, bleiben die guten Bedingungen bestehen? Die Chance besteht, denn der Kiebitz fühlt sich offenbar in der Landbachaue wohl und Kiebitze sind ausgesprochen Standort-treu. Aber die Sorgen der Naturschützer sind ebenso begründet: die Verbindung zwischen den offenen Ackerflächen und dem Feuchtgebiet und Vogelschutzgebiet wird wahrscheinlich noch in diesem Jahr durch weitere Baumaßnahmen zunehmend blockiert. Auch die Ackerflächen selbst werden zunehmend mit Folien überbaut. Die Ansiedlung einer stabilen Kolonie von Kiebitzen wird damit zunehmend unwahrscheinlich.

Ab dem 20.02.2022 sind die ersten Kiebitzgruppen über der Landbachaue zu sehen (es sind Trupps von 50 bis 200 Vögeln). Sie kommen aus den Wintergebieten in Westeuropa, Südwesteuropa und Nordafrika zurück und verteilen sich über ihre Brutgebiete in ganz Deutschland bis hin zum Wattenmeer. In Südhessen befinden sich letzte kleine Brutkolonien der Kiebitze im südhessischen Ried und den angrenzenden Gebieten.

Ab dem 11.03.2022 ziehen große Schwärme von Kiebitzen in Südhessen ein und halten sich hier auch einige Tage auf. Am 12.03.2022 werden 800 Kiebitze in der Landbachaue in Bickenbach gesehen. Sie rasten in den Teichen der Aue und halten sich mehrere Tage in Bickenbach, Pfungstadt und Biebesheim auf, sind aber auch in anderen Teilen des Hessischen Rieds zu sehen.

Die Rast der Kiebitze in der Aue ist auch durch Filme dokumentiert (You Tube, Stichwort Landbachaue):

Im Laufe der nächsten Tage und Wochen verteilen sich die Kiebitze in Südhessen bzw. ziehen in die anderen Brutgebiete in Deutschland weiter.

In der Landbachaue bleiben zwei Kiebitzpaare zurück und beginnen mit der Balz. Die Mitglieder das NABU werden die weitere Entwicklung der Kiebitze in der Landbachaue beobachten und darüber berichten.

Kiebitze in der Landbachaue Bickenbach

Ein Kiebitz sucht im Acker nach Nahrung.

Ein Großteil der 800 Kiebitze am 12.03.2022 über der Landbachaue Bickenbach (wer mag, kann sie zählen).

Nur wenige Vögel fliegen so schön und anmutig wie Kiebitze

Nahaufnahme von drei fliegenden Kiebitzen

Hunderte von Kiebitzen haben sich am Ufer der Teiche der Landbachaue Bickenbach niedergelassen, um zu rasten und Nahrung zu suchen.

Hunderte von Kiebitzen in der Landbachaue Bickenbach (in der Luft und an Land). Ein Dokument mit großer Aussagekraft: Der Kiebitz ist da und will Leben (auch in Südhessen).

Ein Bild, das die Vielfalt in der Landbachaue belegt. Kanadagans, Pfeifente, Graugans, Kampfläufer und Kiebitz friedlich nebeneinander in der Landbachaue Bickenbach.

Mindestens 2 Paare von Kiebitzen bleiben in der Landbachaue und beginnen mit der Balz. Hier ein Bild von einem Balzflug.

Kiebitz und Kampfläufer in der Landbachaue.

Aber auch das ist Realität (und leider viel zu häufig zu beobachten): Ein Kiebitz auf einem „Folienacker“ bei Biebesheim. Der Kampf um die Erhaltung des Kiebitz ist offen- noch besteht die Chance für eine Überleben der Art als Brutvogel im Ried.

Fotos: Roland Tichai

Mrz 212022
 
Foto: Martina Cropp – Weißes Nutria in der Landbachaue

Eine auffällig weiß gefärbte Nutria kann in der Landbachaue beobachtet werden. Das Tier war Fotografen schon im letzten Jahr aufgefallen. Offensichtlich geht es dem Nagetier ausgezeichnet, natürliche Feinde braucht ein erwachsenes Tier kaum zu fürchten.

Dez 302021
 
Kiebitz mit Kücken in der Landbachaue im Jahr 2021

Die Landbachaue bei Bickenbach ist eines der artenreichsten Vogelschutzgebiete südlich Darmstadt, das sich insbesondere nach der Renaturierung im Jahr 2007 zu einem Kleinod für Naturliebhaber entwickelt hat. Das Gebiet ist ein beeindruckendes Beispiel für die Selbstheilungskräfte der Natur – wenn man sie denn lässt.

Sogar der Kiebitz, ein vor dreissig Jahren bei uns noch sehr häufiger und typischer Feldvogel im Ried, hatte hier im Jahr 2021 eine erfolgreiche Brut. Sorgfältig betreut von den ehrenamtlichen Helfern des NABU, denn der Kiebitz steht heute kurz vor dem lokalen Aussterben.

Aktuell erreichen den NABU besorgte Anfragen von Naturfreunden über ungewöhnliche Baggerarbeiten direkt südlich der Landbachaue. Nach Rückfragen handelt es sich um archäologische Voruntersuchungen. Nun kann erfahrungsgemäss davon ausgegangen werden, dass der Anlass solcher Untersuchungen sehr häufig eine geplante Bebauung ist. Eine Bestätigung, ob ein konkreter Bauantrag zur Entscheidung vorliegt, ist jedoch von den lokalen Behörden (UNB und Gemeindevorstand) aus Datenschutzgründen nicht zu erreichen.

Sich verdichtende Gerüchte führen zur Spekulation: in vergleichbaren Fällen hatten Landwirte – sich berufend auf ihre landwirtschaftlichen Privilegien im Baurecht – Scheunen, Stallanlagen und sogar Wohnhäuser errichtet. Leider tragen Landwirte immer wieder zum Problem der Zersiedlung im Aussengebiet bei, befeuern damit die Klimakrise und insbesondere die Krise der Artenvielfalt. Und leider fördert Intransparenz seitens der Behörden und die Ausnutzung von landwirtschaftlichen Privilegien Vorbehalte gegenüber Landwirten, was dem Ruf der Landwirtschaft ganz unnötig weiter schadet.

Karte: blau markiert Vogelschutzgebiete und Naturschutzgebiete im Bereich der Landbachaue. Rot gefärbte Flächen bezeichnen Scheucheffekte bei 200m Abstand zur Infrastruktur. Rotes Viereck: mögliches Baugebiet

Im konkreten Fall befürchten Vogelschützer:innen des NABU einen fatalen Blockadeeffekt durch die in der Literatur gut belegte Scheuchwirkung von Bebauung auf Feldvögel. Beim Kiebitz werden bis zu 200m Vermeidungsverhalten gegenüber hohen Bauten angegeben. Dadurch schrumpft die für Feldvögel nutzbare Fläche. Ganz besonders bei verstreuter Bebauung aber ist der Blockadeeffekt enorm: eine Kette von Aussiedlerhöfen und Ställen wirkt dann wie eine Barriere. Leider werden additive und kumulative Effekte häufig in Umweltgutachten vernachlässigt, ganz zu schweigen von den generell vollkommen unzureichenden Ausgleichsmassnahmen. Keine guten Aussichten für Kiebitz und Rebhuhn.

Dokumentierte Vogelvorkommen im Gebiet nordwestlich Lindenhof/Weidhof und damit im unmittelbaren Bereich des möglichen Baugebietes – Stand Dezember 2021

Brutvogel im Gebiet: 30 Arten
Amsel
Blaumeise
Bluthänfling
Buchfink
Eichelhäher
Elster
Fedsperling
Feldlerche
Gartenbaumläufer
Goldammer
Goldammer
Grünfink
Hausrotschwanz
Haussperling
Heckenbraunelle
Kohmeise
Kolkrabe
Mäusebussard
Mehlschwalbe
Pirol
Rauchschwalbe
Ringeltaube
Rotkehlchen
Star
Stieglitz
Türkentaube
Turmfalke
Wiesenschafstelze
Zaunkönig
Zilpzalp

Häufig gesichtet: 16 Arten
Bachstelze
Braunkehlchen
Buntspecht
Dorngrasmücke
Graureiher
Grünspecht
Hohltaube
Jagdfasan
Rabenkrähe
Rotmilan
Schwarzkehlchen
Schwarzspecht
Silberreiher
Singdrossel
Sperber
Weißstorch

Saisonal/gelegentlich gesichtet: 21 Arten
Baumpieper
Bergfink
Bienenfresser
Dohle
Erlenzeisig
Gebirgsstelze
Höckerschwan
Kiebitz
Misteldrossel
Rebhuhn
Rohrammer
Rotdrossel
Schwanzmeise
Schwarzmilan
Sumpfmeise
Uferschwalbe
Wacholderdrossel
Waldohreule
Wanderfalke
Wiesenpieper

Karte: grün markiert sind wichtige Feldgehöze und lineare Strukturen für den Vogelschutz, speziell Rebhuhn im Umfeld des geplanten Bauplatzes.

Von Ornithologen regelmässig auf Futtersuche bzw. auf dem Durchzug im unmittelbaren Umfeld beobachtet wurden Feldlerchen, in der Nähe des Pferdehofes auch Haubenlerchen, Goldammer und Bluthänfling. In der Koppel westlich des Pferdehofs sind auf den Zäunen immer wieder Schwarzkehlchen und vereinzelt auch Braunkehlchen zu sehen.

Sporadisch sind Kiebitze zu sehen, zuletzt am 11.12.2021. Für die letzten Rebhühner sind lineare Heckenstrukturen von hoher Bedeutung, hier konzentrieren sich auch die Bruten vieler Singvögel. Zunehmende Zersiedlung, praktisch immer verbunden mit dem Auftauchen von Haushund und Hauskatze, bedeutet das Aus für sensitive Arten der Feldflur.

Typischerweise werden durch zunehmende Zersiedlung „Allerweltsarten“ gefördert; Arten der Feldfluren und Arten mit hohen Ansprüchen an ihren Lebensraum verschwinden. Die dramatische Krise der Artenvielfalt wird hier exemplarisch sichtbar.

Nicht zu vergessen der Dominoeffekt: Bebauung zieht Bebauung nach sich. In ihrer brutalen Auswirkung zur Zeit in der Quelllache bei Hähnlein zu beobachten: auch hier hat ein Landwirt gemäss seiner landwirtschaftlichen Privilegien eine große Maschinenhalle errichtet – prompt wird diese Bebauung als Begründung herangezogen, dass der befürchtete Blockadeeffekt für die Wanderung von Pflanzen und Tieren ja längst vorhanden ist, weitere Bebauung also keinen weiteren Schaden verursacht.

Besonders ärgerlich im Fall der Bebauung südlich der Landbachaue: wenige hundert Meter westlich der möglicherweise geplanten Bebauung befindet sich eine Mitte des Jahres 2021 offenbar aufgegebene Schweinemastanlage eines lokalen Landwirts. Leider haben Landwirte zwar das Recht zur Errichtung landwirtschaftlicher Anlagen im Aussengebiet, aber nicht die Pflicht, diese auch wieder zu beseitigen nach Aufgabe der Bewirtschaftung. Auch diese Tatsache trägt zum fortschreitenden Flächenfraß im Aussengebiet bei, eröffnet aber auch gleichzeitig die Frage, wieso nicht vorhandene Versiegelungen konsequent umgenutzt werden, bevor die Versiegelung neuer Flächen auch nur geplant wird. Sollten sich die Spekulationen bewahrheiten, entstehen auch Fragen zum Flächenmanagement der Gemeinde Bickenbach: ungenutzte Bauruinen zeigen hier deutlich den Raum für Verbesserungen an.

Die Folgen von landwirtschaftlicher Privilegierung

Naturschützer befürchten, dass aufgrund der vorhandenen landwirtschaftlichen Privilegien bauliche irreversible Tatsachen geschaffen werden, ohne die Belange des Klimakrise und hier insbesondere der Biodiversität ausreichend zu berücksichtigen. Wie befürchtet, laufen die Prozesse weitgehend unterhalb des öffentlichen Rardars. Natürlich ist der Datenschutz ein hohes Gut – nur den sehen wir hier deutlich missbraucht.

Denn der Nutzen einer Baumassnahme kommt einer Person zugute, den Preis (mindestens in Verringerung der Ökosystemleistung) haben hier aber alle Bürger zu tragen. Und natürlich sehen wir direkte Verantwortlichkeit für Rebhuhn und Kiebitz bei den Entscheidern. Wir befürchten, der Gemeindevorstand wird hier seiner Verantwortung nicht gerecht – schon dadurch nicht, wenn Bemühungen zu Alternativlösungn (Nutzung vorhandener Versiegelung) nicht transparent werden, ebensowenig wie die Verantwortung zum Erhalt wichtiger Naturräume, die ja auch der Erholung von Menschen dienen.


Letztlich ist die scheinbar unaufhaltsame Zersiedlung eine politische Frage. Entsprechend sollte das Problem öffentlich als solches benannt und nach Wegen gesucht werden, weitere Versiegelung zu vermeiden oder wenigstens so zu lenken, dass ein echter Ausgleich mit dem Ziel der lokalen Erhaltung bestimmter Arten möglich wird. Das Thema Versiegelung/Privilegierung wird ja akut sichtbar zum Beispiel beim Thema Folientunnel: der Erhalt von typischen konkreten Zeigerarten wie Kiebitz, Rebhuhn oder Feldlerche ist unmöglich zu treffen im Rahmen einer Einzelentscheidung. Wir müssen einfach weg von der Einzelentscheidung, hin zu einem eher strategischen Vorgehen.

Ein naheliegender Ausweg für eine nachhaltigere Form von Landwirtschaft wäre ein klar mit den örtlichen Landwirten abgestimmtes strategisches Konzept, an welcher Stelle Versiegelungen wie Folientunnel akzeptiert werden unter Zusammenlegung der notwendigen Ausgleichsmassnahmen für definierte Zielarten. Das führt per definition zu Ausschlussgebieten für weiteren Infrastrukturausbau in besonders sensitiven Bereichen. Ohne ein solches strategisches Konzept besteht schlicht keine Möglichkeit mehr, bestimmte Arten lokal zu erhalten.

Der NABU steht für Ausarbeitung für ein konkretes Arterhaltungskonzept sehr gerne zur Verfügung und wir sehen hier eine akute Dringlichkeit.

Nachtrag 8.1.2022:: Die Kommentarfunktion in facebook unter diesem Artikel musste nach einer ungewöhnlichen Häufung von postings mit beleidigenden Inhalten geschlossen werden – Sie können die moderierte Kommentarfunktion hier im Web-Blog für Kommentare gerne nutzen.

Dez 032021
 

Die letzten Tage und Wochen waren geprägt von grauen, diesigen und lichtschwachen Tagen. Novemberwetter eben, kalt und ungemütlich. Ähnlich zeigt sich auch die Landbachaue Bickenbach seit geraumer Zeit. Unspektakulär ist es dort zurzeit, kaum besondere Wintergäste, wenig Durchzug von Vögeln. Trotzdem ist die Landbachaue derzeit voller Leben.

Das Bild macht die Situation zum Winteranfang deutlich. Hunderte von Gänsen und Enten tummeln sich auf den Teichen und in den Feldern der Umgebung. Fast 300 Graugänse, aber auch 180 Nilgänse und 120 Kanadagänse beherbergt das Gebiet. Auch Stockenten sind in großer Anzahl zu sehen (ebenso Schnatterenten und Krickenten).

Der Blick auf die Graugänse macht deutlich: Ihnen entgeht nichts. Sie sind misstrauisch und wachsam. Und das ist gut so, für die Gänse und alle anderen Tiere in der Aue.

Die Krickenten sind jetzt ausgefärbt und zeigen sich von ihrer schönsten Seite. Sie sind schon lange Wintergäste in der Aue.

Viele Mäusebussarde sind jetzt in der Aue zu sehen. Sie sind meist sehr scheu, aber mit etwas Geduld kann man diesen schönen Greifvogel auch gut beobachten und ablichten.

Die Nutrias haben sich wieder stark vermehrt und wechseln zwischen Futtersuche im Wasser und in den Wiesen. Hoffen wir, dass die Jäger ihr Versprechen halten (nicht schießen).

Nur wenige Silberreiher sind im Gebiet. Es könnte aber sein, dass im Laufe des Winters ihre Zahl deutlich größer wird.

Jagdfasane sind immer in der Landbachaue zu sehen. Sie hoppeln über die Wiesen und Stoppelfelder auf der Suche nach Futter.

Singvögel sind in der Aue zur Zeit wenige vor Ort: Amseln, Rotkehlchen, Zaunkönige und – wenn man Glück hat – Gartenbaumläufer.

Also, wir sind gespannt, wie sich der Winter in der Aue (und nicht nur dort) entwickelt.

Bericht und Fotos: Roland Tichai

Aug 282021
 

Fotos: Roland Tichai – Grünschenkel

27. August 2021. Ein kühler und nasser Tag, der gut in den Sommer 2021 passt. Die Landbachaue bietet gleich an der Holzbrücke eine Überraschung: ein Grünschenkel sucht im flachen Wasser nach Nahrung. Ein weiteres Exemplar findet sich später im hinteren Teil der Teiche.

Graureiher

Auch direkt an der Brücke jagt ein Graureiher. Er ist schnell erfolgreich, wenngleich der kleine Fisch seinen Hunger nicht wirklich stillen wird.

Silberreiher

Der Silberreiher am Teichrand ist entweder schon satt oder hat keine Lust auf Jagd. Sei mürrischer Blick passt gut zu diesem tristen Tag.

Hauhechel-Bläuling

Auf dem Weg zum hinteren Teich stoße ich auf einen abgeflogenen Hauhechel-Bläuling. Der Schmetterling ist trotz lädierter Flügel immer noch eine Augenweide.

Kiebitz

Hinten am Teich sitzt ein Kiebitz auf einer Sandbank und mustert den Besucher. Es könnte sein, dass er zum diesjährigen Nachwuchs gehört: vier Kiebitzkücken zeugen von einer erfolgreichen Brut in der Landbachaue in 2021.

Graugänse

Dann wird es sehr laut. Über 300 Graugänse fliegen von den umliegenden Feldern in die Teiche der Aue ein. Ein tolles Schauspiel, das uns immer wieder von den Stammbewohnern der Landbachaue geboten wird.

Landkärtchen

Zurück am Weg kann noch ein schönes Landkärtchen, ein Falter der Sommergeneration, beobachtet werden. Insgesamt waren jedoch in 2021 nicht so viele Schmetterlinge zu sehen wie in den Vorjahren.

Mäusebussard

Am Hartenauer Hof sitzt ein Mäusebussard auf einem Weidezaun und beobachtet den Besucher. Meist sind diese Greifvögel sehr scheu und fliegen davon. Dieser aber bleibt ruhig und lässt sich schön ablichten.

Weißstörche

Ganz im Osten der Aue hat ein Landwirt einen Acker gepflügt. Wie auf Kommando finden sich dort 16 Weißstörche ein und sammeln in der aufgelockerten Erde die Würmer und Käfer ein.

Es ist damit zu rechnen, dass auch in diesem Jahr ein Teil der Störche nicht nach Süden zieht.

So sind die Tage in der Landbachaue oft: Nicht immer spektakulär, aber nie ereignislos.

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