Wildbienen

 

 Bei den Wildbienen am Malchener Blütenhang

Fotos: NABU/Tino Westphal – Stefan Tischendorf: Einführungs-Vorlesung vor der Exkursion
Erklärung im Feld – sogar mit
Riechprobe
Gehörnte Mauerbiene – häufig zu
sehen am Blütenhang

Ein besonderes Erlebnis für 26 große und kleine Insektenliebhaber: die Wildbienen-Exkursion am Malchener Blütenhang. Bei perfektem Wildbienen-Wetter gab es zunächst eine kleine Einführungs-Vorlesung im Rondell vor der Bürgerhalle. 

Wir lernen: es gibt über 240 Arten von Wildbienen an der nördlichen Bergstrasse.

Vorgeführt im Fangröhrchen: Gehörnte Mauerbiene, die auch im Obstbau zur Bestäubung eingesetzt wird und die Holzbiene. Letztgenannte überwintert als adliges Insekt und fliegt daher schon jetzt im Frühjahr. Sie bohrt Löcher in morsches Holz, wie es in alten Obstanlagen vorkommt- wenn man die alten Stämme stehen lässt!

 

Foto: Dennis Sanetra – Die Blutbiene ist ein
Brutparasit bei bestimmten Wildbienen  

Dann ging es ins Feld: Frühjahres-Seidenbiene, und Gehörnte Mauerbiene flogen in großer Zahl und wurden auch von den kleinen Insektenforschern gekeschert für die Bestimmung bei Stefan. Auffällig: die Blutbiene – eine parasitische Wildbiene, die über den Wohnungen anderer Wildbienen kreist auf der Suche nach der Gelegenheit, ihr Kuckucksei unterzuschieben. Immerhin 20% unserer Wildbienen nutzen die Versorgungsleistungen anderer Wildbienen für ihre Brut.

14.4.2013

Neues Wildbienenhaus bezugsfertig in Seeheim

NABU-Aktive und die Wühlmäuse stellten ein neues Wildbienenhaus auf einer Grünanlage an der Philipp-März-Straße in Seeheim auf.

Bequem vom Weg aus können dort- sobald sich die ersten Blüten zeigen- Solitärbienen beobachtet werden.

Von der Kinder- und Jugendgruppe „Die Wühlmäuse“ sorgfältig mit Nistmaterial aus angeschnittenen Schilf- und Bambushalmen, Hohlblocksteinen und mit unterschiedlichen Bohrerdurchmessern angebohrte Holzklötzen bieten einer ganzen Reihe von Wildbienen Unterkunft und Kinderstube.

Gesponsert wurde das Wildbienenhaus vom Landfrauenverein Seeheim-Jugenheim, die Holzarbeiten wurden von Wilhelm Simon ausgeführt.

Einen Dank an alle fleißigen Helfer.

13.3.2010

Die Wildbiene ist Tier des Jahres 2009

Obwohl es eine große Zahl von Wildbienenarten in Hessen gibt, werden sie leicht mit Honigbienen oder Wespen verwechselt, fallen wegen ihrer geringen Größe nicht auf oder werden gar nicht als Bienen erkannt. Auch die durch ihre Größe und Färbung auffälligen Hummeln werden meist nicht als Wildbienen identifiziert, obwohl sie es natürlich sind. Tatsächlich unterscheidet man drei Gruppen von Wildbienen: die Dauerstaaten bildenden Honigbienen, die Sommervölker aufbauenden Hummeln und die immer allein lebenden Solitärbienen. Bei ihnen sammeln die Weibchen Pollen und Nektar, bringen ihn in ein Versteck und legen ein Ei darauf, das sich meist innerhalb eines Jahres zu einer neuen Biene entwickelt. In Mitteleuropa gibt es über 500 Arten von Solitärbienen, von denen in der nördlichen Bergstraße bis jetzt schon 250 gefunden wurden.
Nicht wenige Bienenarten sind mittlerweile durch menschlichen Einfluß schon sehr selten geworden oder finden in Gärten keine geeigneten Lebensräume.
Mit der Aktion ‚Wildbiene als Tier des Jahres 2009‘ will die Ortsgruppe des NABU Seeheim-Jugenheim mit diversen geplanten Aktionen Wissen über Wildbienen vermitteln und geeignet Lebensräume fördern.


Insektenfreundliche Wiesen

Wildbienen werden auch Solitärbienen genannt, weil sie im Gegensatz zur Honigbiene keine vielköpfigen Staaten bilden.
In unserer immer aufgeräumten Landschaft haben es viele Arten schwer, zu überleben.  Ursprünglich blütenreichen Wiesen werden hochgedüngt und großflächig und häufig gemäht. Ackerrändern verschwinden oder sind wie die Äcker selbst mit einer Vielzahl von Chemikalien belastet. Der menschliche Ordnungssinn verbietet es, vertrocknete Stauden oder Totholz liegenzulassen und offener Boden wird nicht geduldet.
Einige Wildbienen sind ausgesprochene Spezialisten und auf eine oder sehr wenige Blütenpflanzen beschränkt. Fehlt diese als Pollenquelle, fehlt natürlich auch die dazugehörige Biene.
Dabei ist es recht einfach, eine insektenfreundliche Wiese anzulegen, solange man es vermeidet, zur Rasen-Fertigmischung aus dem Baumarkt zu greifen. Viel günstiger sind krautreiche Samenmischungen und blühende Stauden – vorzugsweise heimische Arten und möglichst keine gefüllt blühende Sorten, denn diese sind für Pollen und Nektar suchende Insekten wertlos. Gute Ideen liefert z.B. das „Netzwerk Blühende Landschaft„.

Wildbienenhaus

Mittlerweile fehlt es häufig an geigneten Niststandorten für Solitärbienen. Dabei gibt es einfache Möglichkeiten, vielen Wildbienenarten Nisthilfen zu verschaffen. Helfen kann den Wildbienen jeder, der im Erdgeschoss oder im 10. Stockwerk wohnt und an einer sonnenbeschienenen Wand Schilf oder Pflanzenstängel aufhängt. Im eigenen Garten kann man sogar ein richtiges Wildbienenhaus errichten. Eine Lehmwand, angeschnittene Schilf- oder Bambushalme, Hohlblocksteine und mit unterschiedlichen Bohrerdurchmessern angebohrte Holzklötze bieten einer ganzen Reihe von Solitärbienen Unterkunft und Kinderstube.  Das Haus liegt in Toplage: Sonnenbeschienen, Wind- und Regengeschützt.

 

 

Wildbienen greifen übrigens keine Menschen an. Man kann sich ihnen gefahrlos nähern.

Viele Wohnungen haben schon Mieter gefunden.
Für die sehr speziellen Wünsche einiger Mauerbienen werden leere Schneckenhäuser ausgelegt.
Ein umgedrehter Blumentopf im Halbschatten stehend, gefüllt mit Kleintierstreu und Polsterwolle ist ideale Behausung von Hummeln.

Fotogalerie: Wildbienenhaus

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Schutz vor Meisen

Ein gutes Wildbienenhaus zieht in der nahrungsarmen Winterzeit Meisen und Spechte geradezu magisch an. Haben diese Vögel es erst einmal gelernt, wird ein Wildbienenhaus systematisch geplündert. Ein angemessener Schutz mit einem Drahtnetz ist dann angebracht.


Wildbienen-Exkursion zur Düne von Bickenbach

Die eiszeitliche „Bickenbacher Düne“, gelegen an der B3 zischen Abfahrt nach Jugenheim und Bickenbach, ist mit ihren offenen Sandflächen und dem Blütenreichtum eine der besten Beobachtungsplätze für Wildbienen (Foto rechts). Über 350 von den aktuell 424 in Deutschland nachgewisenen Wildbienen sind im Rhein-Main-Gebiet zu finden. Erstaunlicherweise sind davon über 20% Brutschmarotzer, also Wildbienen, die nicht selbst für ihre Brut sorgen, sondern vielmehr ihre Eier in fremde Nester legen.
Schon auf den ersten Metern Wegs an der Düne fischte Stefan im Vorbeigehen  mit seinem Kescher Wegwespen, Grabwespen und Wildbienen aus der Vegetation und teilte zu jedem Exemplar Wissenswertes und Erstaunliches mit. Er erzählte aber auch, warum er Wildbienen, wie die Mohnbiene, nicht mehr fangen kann, obwohl an Mohn kein Mangel herrscht.

Beobachtet wurde von den Exkursionsteilnehmern unter anderem, wie eine kleine Krabbenspinne eine vielfach größere Honigbiene einfangen konnte (Foto rechts oben).
Von Stefan Tischendorf wurden die Exkursionsteilnehmer auf das faszinierende Verhalten von Sandbienen aufmerksam genacht, die erstaunlicherweise gerade sandige Trampelpfade als Brutplatz auserkoren haben und trotz der regelmäßigen Zerstörung der Sandoberfläche durch Fußgänger und Radfahrer zielgenau den Pollen zu ihren Höhlen eintragen.
Teilweise entscheiden Kleinigkeiten darüber, ob ein Biotop wertvoll für Wildbienen wird, oder nicht. So ist für die Sandbienen zum Einen eine Vielzahl von Blüten wie Natternkopf und Nachtkerze notwendig (es müssen nicht unbedingt seltenen oder Rote Liste Arten sein)- das ist einzusehen. Notwendig ist aber vor allem gestörter Boden: schon die Umwandlung eines sandigen Feldweges in eine Schotterstrasse, wie an der Seeheimer Düne geschehen, hat dramatische Auswirkungen auf die

Sandbienen: über dem Schotter gibt es keinen Flugverkehr, gleich daneben der kleine Trampelpfad wird dagegen heftig frequentiert.
Die Wildbienen leiden insgesamt sehr unter der geänderten Wirtschaftsweise: Abkehr von kleinen Flächen und Feldrainen mit vielen Blüten, kaum noch offene Bodenflächen und anderes haben dazu geführt, dass in Hessen nur noch 7 von ursprünglich 20 Hummelarten zu beobachten sind.
Um so wichtiger ist der Erhalt von wichtigen Biotopen, und möglichst die Einrichtung von großflächigen Schutzgebieten und Pufferzonen mit einer Wirtschaftsform, die den Erhalt der Wildbienen sichert.
Stefan hat sich bereit erklärt, die Wildbienenexkursion 2010 wieder anzubieten. Das Angebot werden wir zu gern annehmen.

Foto rechts: Ackerhummel auf Natternkopf; der Natternkopf ist zur Zeit eine der wichtigsten Nahrungsspender für die Wildbienen an der Seeheimer Düne.

weiterführende Links: Faszination Wildbienen von Dr. Paul Westrich

28.06.2009

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